LIPPSTADT (dpa-AFX) - Der Autozulieferer Hella hat im vergangenen Geschäftsjahr stark von neuen Trends der Branche wie dem autonomen Fahren profitiert. In den zwölf Monaten bis Ende Mai zogen sowohl der Umsatz als auch das operative Ergebnis stark an. Der Umsatz stieg um rund sieben Prozent auf 7,1 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen am Dienstag in Lippstadt bei der Vorlage der Eckdaten für das vergangene Geschäftsjahr mitteilte.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um knapp neun Prozent auf 581 Millionen Euro zu. Die Marge habe damit 8,2 (Vorjahr: 8,1) Prozent betragen. Der Umsatz fiel damit so wie von Experten erwartet aus. Das operative Ergebnis lag dagegen über der Prognose der von Bloomberg befragten Experten. Die im MDax notierte Aktie gewann deutlich an Wert.

Einen konkreten Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr nannte der Konzern, der knapp 38 000 Mitarbeiter hat, nicht. Unternehmenschef Rolf Breidenbach sagte lediglich, dass der Branchenwandel für weiteres profitables Wachstum genutzt werden soll. Hella will am 10. August das vollständige Zahlenwerk im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz vorstellen - dabei dürfte es auch eine genauere Prognose geben.

Diese wird von Branchenexperten mit Spannung erwartet, da es zuletzt einige Anzeichen einer sich verlangsamenden Autokonjunktur gegeben hat. Zu der Furcht vor einem sich immer weiter verschärfenden Handelskrieg zwischen China sowie Europa auf der einen und den USA auf der anderen Seite kommen neue Vorschriften für Abgastests - unter Experten als WLTP (World Harmonised Light Vehicle Test Procedure) bekannt -, die für Verunsicherung sorgen.

So hatte der Lichthersteller Osram, der viele Kunden in der Autobranche hat, erst Ende Juni seine Prognose gesenkt und damit die eigene Aktie sowie die Anteile vieler anderer Zulieferer wie zum Beispiel die des Chipherstellers Infineon auf Talfahrt geschickt. Auch das Hella-Papier sackte Ende Juni bis auf 46,50 Euro und damit den tiefsten Stand seit vielen Monaten ab. In den Tagen und Wochen danach konnte sich die Aktie aber wieder etwas erholen.

Die jetzt vorgelegten Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr sorgten für eine beschleunigte Erholung. Das Papier zog in den ersten Handelsminuten um etwas mehr als neun Prozent an. Zuletzt stand ein Kursplus von rund drei Prozent auf 50,85 Euro auf dem Kurszettel. Damit nähert sich die im Jahr 2014 für 26,50 Euro das Stück platzierte Aktie wieder peu a peu dem Rekordhoch von Anfang des Jahres. Damals hatte die Aktie zeitweise mehr als 59 Euro gekostet.

Experten lobten in ersten Einschätzungen die Zahlen. Der Autozulieferer und Lichtspezialist habe starke Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Er glaube auch im neuen Geschäftsjahr an ein starkes Abschneiden - angetrieben von den wichtigen Megatrends in der Automobilbranche wie dem Autonomen Fahren. Er bestätigte seine "Overweight"-Empfehlung das Kursziel von 65 Euro.

Damit gehört er mit Blick auf den weiteren Kursverlauf zum großen Lager der Optimisten - zehn der 19 von dpa-AFX erfassten Experten empfehlen das Papier mit einem durchschnittlichen Kursziel von knapp 57 Euro zum Kauf. Doch um die Hoffnungen zu erfüllen, dürfen die WLTP-Folgen nicht allzu stark belasten. Da bei Hella das vergangene Geschäftsjahr bereits Ende Mai ausgelaufen ist, gehen Branchenexperten davon aus, dass die möglichen Folgen erst in den Zahlen für das erste Quartal und in der Prognose für das laufende Jahr stecken.

Aktuell rechnen die von Bloomberg befragten Experten sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis mit deutlichen Zuwächsen. So wird beim Erlös ein Plus von knapp sechs Prozent auf 7,5 Milliarden Euro erwartet. Beim operativen Gewinn liegt die Durchschnittsprognose aktuell bei etwas mehr als 630 Millionen Euro - also knapp neun Prozent mehr als 2017/18./zb/mne/fba