(Neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Analystenkommentar Warburg Research, Kursentwicklung)

KASSEL (dpa-AFX) - Sinkende Kalipreise und noch umfangreichere Produktionskürzungen verhageln dem Dünger- und Salzkonzern K+S die Jahresziele stärker als erwartet. Wegen der schwachen Nachfrage drosselt das Unternehmen seine Kaliproduktion zusätzlich zu den bereits angekündigten 300 000 Tonnen um weitere 200 000 Tonnen, wie es am Donnerstag in Kassel mitteilte. Zudem lief es im Geschäft mit Auftausalz vor der Hauptsaison noch nicht rund. Die Aktie geriet erneut spürbar unter Druck.

Bis zur Mittagszeit verlor das Papier als einer der schwächsten Werte im MDax mehr als viereinhalb Prozent auf 12,08 Euro. Damit näherte sich der Kurs wieder seinem 14-Jahres-Tief von 11,885 Euro, auf das er im Oktober gefallen war. Allein 2019 steht nun schon ein Minus von mehr als einem Fünftel auf der Kurstafel.

Konzernchef Burkhard Lohr rechnet 2019 nur noch mit einem leichten Wachstum des operativen Gewinns (Ebitda) auf rund 650 Millionen Euro. Bisher hatte er 730 bis 830 Millionen Euro angepeilt. Das neue Ziel liegt deutlich unter der durchschnittlichen Schätzung von Analysten. Patrick Rafaisz von der UBS rechnet nun mit weiter fallenden Markterwartungen.

Positiv sei immerhin, dass der Konzern gleichzeitig die Investitionen senke, schrieb Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research. Daher schlage der niedrigere Gewinnausblick nicht voll auf den bereinigten freien Mittelfluss (Free Cashflow) durch.

Auf den Mittelzufluss achten Investoren derzeit besonders, weil der Konzern aufgrund eines teuren neuen Kaliwerks in Kanada stark verschuldet ist. Zwar rückte Manager Lohr von seinem bisherigen Ziel ab, einen bereinigten Free Cashflow von mindestens 100 Millionen Euro zu erwirtschaften. Er will aber weiterhin erstmals seit 2013 wieder einen positiven Wert erreichen.

Zudem lief es nach Ansicht von Warburg-Analyst Schwarz im dritten Quartal etwas besser als gedacht. So stieg der Umsatz des MDax-Konzerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 905 Millionen Euro. Sein operatives Ergebnis konnte K+S sogar auf 81 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Allerdings war das Vorjahresquartal besonders schwach ausgefallen. Damals hatten Probleme bei der Abwasserentsorgung wegen des trockenen Sommers zu schweren Produktionsausfällen im hessisch-thüringischen Kalirevier geführt. Solche Probleme sind angesichts des feuchteren Wetters in diesem Jahr sowie zusätzlicher Abwasser-Speichermöglichkeiten von K+S im laufenden Jahr kein Thema.

Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre indes wegen hoher Abschreibungen sowie Zinsaufwendungen für die hohe Verschuldung diesmal ein Verlust von knapp 57 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte der Fehlbetrag allerdings mit gut 63 Millionen noch etwas höher gelegen.

Während der Kasseler Konzern im vergangenen Jahr deutlich mehr hätte verkaufen können, machte ihm dieses Jahr eine trägere Nachfrage nach Kalidünger einen Strich durch die Rechnung. Der fortgesetzte chinesische Importstopp sorge auch in anderen Märkten für Zurückhaltung, hieß es. So führt China Kaliumchlorid wegen hoher Lagerbestände schon seit längerer Zeit nicht mehr ein. Viel dürfte sich mit Blick auf China in diesem Jahr auch nicht mehr tun, sagte K+S-Chef Lohr in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Die Branche reagierte in den vergangenen Monaten denn auch deutlich. Bereits im September hatte Konzernchef Lohr es größeren Konkurrenten wie Nutrien, Mosaic und Belaruskali gleichgetan und die Produktion gedrosselt. Die Hoffnung ist, dass bei einem geringeren Angebot die Lager der Kunden schneller leer werden und dann höhere Verkaufspreise durchgesetzt werden können. "Die Situation ist schwierig, aber wir sind hoffnungsvoll, dass der Markt 2020 auf die Maßnahmen reagierten wird," sagte Lohr.

Bis es so weit ist, nagen die Produktionskürzungen aber am Gewinn. Ohne diese und die nun bekannt gegebenen zusätzlichen Einschnitte wäre das Ebitda von K+S im laufenden Jahr wohl um bis zu 130 Millionen Euro höher ausgefallen. Aus dem ursprünglich für 2019 geplanten Befreiungsschlag wird daher wohl nichts.

Analyst Jonas Oxgaard von Bernstein Research hält es aber für denkbar, dass die Maßnahmen der Kaliproduzenten schon bald Früchte tragen. Neben den sich leerenden Lagern der Kunden verweist er auf eine träge Mais- und Sojaernte in den USA, wo Landwirte immer noch unter den Folgen von Überschwemmungen im Frühjahr leiden. Eine schlechtere Ernte aber dürfte zu höheren Preisen für die Feldfrüchte führen, wodurch Landwirte mehr Geld für Dünger übrig hätten. Daher hält der Analyst eine Erholung der Kalipreise bereits Anfang 2020 für möglich.

Das Düngergeschäft mit der Landwirtschaft steuerte im dritten Quartal aber nur rund die Hälfte des operativen Ergebnisses bei. Fast genauso viel verdiente K+S im Geschäft mit Salzen für die Industrie, etwa für Pharmakunden, Lebensmittelhersteller und Glasproduzenten.

In Minus rutschte indes das Geschäft mit Auftausalz für Kommunen, da sich viele Städte in Nordamerika mit Bestellungen zurückhielten. Allerdings sind üblicherweise die ersten und letzten drei Monate des Jahres die Hauptsaison für Streusalz. Deutlich nach oben ging es indes im Bereich Speisesalz. Hier setzte K+S verstärkt auf im Trend liegende und profitable Spezialitäten wie Meersalz und Ursalz./mis/stw/zb