(Neu: Details aus der Bilanzpressekonferenz)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Umbau zu einem reinen Großhändler wird das Ergebnis des Handelskonzerns Metro im laufenden Geschäftsjahr belasten. Die Restrukturierungskosten sowie ein weiterer zu erwartender Ergebnisrückgang im wichtigen Russlandgeschäft dürften das operative Ergebnis (Ebitda) drücken. Im vergangenen Geschäftsjahr sorgte die zum Verkauf stehende Supermarktkette Real für Verluste bei den Düsseldorfern. Die Aktie geriet am Donnerstag unter Druck.

Das um Restrukturierungskosten und Währungseffekte bereinigte Ebitda des fortgeführten Geschäfts erwartet Metro auf dem Vorjahresniveau von gut einer Milliarde Euro, wie Metro am Vorabend mitteilte. Nicht berücksichtigt sind dabei mögliche Gewinne aus Immobilienverkäufen. Im fortgeführten Geschäft sind Real sowie das China-Geschäft nicht mehr enthalten. Beide Bereiche stehen vor einem Verkauf. Der Umsatz soll organisch um 1,5 Prozent bis 3 Prozent wachsen. Ausgeklammert sind dabei Währungsschwankungen sowie Zu- und Verkäufe.

Die Ergebnislücke, die der Verkauf des profitablen China-Geschäfts reißen wird, will Metro innerhalb von drei Jahren schließen, wie Konzernchef Olaf Koch auf der Bilanzpressekonferenz erklärte. Dann soll das Ebitda wieder einen Wert von rund 1,17 Milliarden Euro erreichen. Geschehen soll dies durch Wachstum im Kerngeschäft mit Gastronomiekunden und unabhängigen Händlern sowie durch Zukäufe. "Wir wollen ab dem Geschäftsjahr 2021 beim Ergebnis wieder deutlich zulegen", sagte Koch.

Analyst Volker Bosse von der Baader Bank sprach von einem enttäuschenden Ausblick. Er rechnet nun mit sinkenden Gewinnerwartungen und verwies dabei auch auf eine vermutlich weiterhin schwache Entwicklung des Russland-Geschäfts sowie eine höhere Steuerlast.

Bei den Investoren kam der Ausblick ebenfalls schlecht an. Der Aktienkurs fiel am Vormittag zwischenzeitlich um mehr als dreieinhalb Prozent und damit auf ein Tief seit Mitte August. Mit mehr als 3 Prozent hielt Metro am Mittag weiterhin die rote Laterne im MDax.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2018/19 schrieb der Handelskonzern Verluste. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 126 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 333 Millionen erzielt worden war. Hauptverantwortlich waren dabei Abschreibungen und Verluste bei Real. Im fortgeführten Geschäft konnte Metro den Gewinn um knapp 14 Prozent auf 405 Millionen Euro steigern. Dabei profitierte der Konzern auch erheblich von dem Verkauf von Immobilien. Metro-Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 0,70 Euro erhalten.

Die Umsätze stiegen leicht um 1,1 Prozent auf 27,1 Milliarden Euro. Hier lasteten negative Wechselkurseffekte auf dem Wachstum. Dynamisch zeigte sich das Belieferungsgeschäft.

Metro ist im Umbau zu einem reinen Großhändler. "Unser Ursprung ist der Großhandel, und im Großhandel liegt unsere Zukunft", sagte Koch. Das Management prüft derzeit mögliche Effizienzmaßnahmen, sowohl in der Hauptverwaltung als auch in den internationalen Querschnitts- und Servicegesellschaften. Die Einsparungen sollen pro Jahr im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen. Die Kosten hat Metro für das laufende Jahr auf 60 bis 80 Millionen Euro beziffert.

Metro will sich dabei zu einem "kompletten Lösungsanbieter" für kleine und mittelgroße Unternehmen mausern. Dabei setzt der Konzern künftig auf ein breites Spektrum aus Beratung, Dienstleistungen, digitalen Lösungen sowie einer breiteren Produktpalette. Gastronomen gäben derzeit lediglich ein Drittel ihres Budgets für Waren aus, erklärte Koch. "Das heißt, zwei Drittel der Ausgaben gehen in Bereiche außerhalb des heutigen Kerngeschäfts der Metro", so der Manager. Für den Konzern bedeute das, nach Möglichkeiten zu suchen, die Kunden auch in den anderen Bereichen zu unterstützen.

Die Verkäufe von Real und des deutlich vom Einzelhandel geprägten China-Geschäfts sind die letzten großen Bausteine auf dem Weg zum reinen Großhändler. Beim Real-Verkauf hatte Metro vor kurzem eine Kehrtwende vollzogen und die zäh laufenden Gespräche mit dem Bieter Redos beendet. Stattdessen setzt der Konzern nun auf ein Konsortium um Immobilieninvestor X+Bricks als Käufer. Bis Ende Januar soll es zu einem Vertragsabschluss kommen. Auch die Veräußerung des China-Geschäfts an Wumei soll zeitnah abgeschlossen werden - im zweiten Quartal 2020. Durch die beiden Transaktionen sollen Metro netto 1,5 Milliarden Euro zufließen./nas/eas/mis