Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SNB: Die Schweizer Notenbank zeigt sich entschlossen, den Leitzins gegebenenfalls noch weiter in den Negativbereich zu senken. Dies sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". "Die Phase der tiefen Zinsen könnte noch länger anhalten, und auch eine weitere Lockerung der Geldpolitik ist unter Umständen notwendig", erklärte der 56-jährige Notenbanker. Zuletzt beliess die SNB den Leitzins unverändert bei minus 0,75 Prozent. Mit den Negativzinsen will die Zentralbank den Franken für internationale Investoren unattraktiv machen. Denn er gilt als "sicherer Hafen" und ist daher in turbulenten Zeiten gefragt. Kritiker bemängeln, die Negativzinsen erfüllten ihren Zweck nicht. So würden Leute mit geringen Ersparnissen und wenig Geld in der Pensionskasse verlieren, während Besitzer von Immobilien und Aktien profitierten. "Unsere Geldpolitik ist für die gegenwärtige wirtschaftliche Situation richtig", verteidigte Jordan die seit über vier Jahren geltende Notmassnahme. "Wir haben nie infrage gestellt, dass es Nebenwirkungen gibt. Wir müssen jedoch das Gesamtinteresse des Landes im Blick haben und dürfen keine Einzelinteressen verfolgen." Wenn die Nationalbank den Leitzins jetzt anheben würde, würde daraus laut Jordan ein stärkerer Franken resultieren. "Die Arbeitslosigkeit würde steigen." (NZZaS S. 25f.)

NOVARTIS: Novartis soll die US-Gesundheitsbehörde FDA laut Medienberichten zu spät über starke Nebenwirkungen von Zolgensma bei Tierversuchen in einer vorklinischen Studie informiert haben. Die FDA hatte am Mittwoch eine derzeit laufende klinische Studie mit Kindern im Alter von 2 bis 5 Jahren vorerst gestoppt. Bei den Tieren sei es zu Entzündungen im Rückenmark gekommen, die manchmal von einer Degeneration oder von einem Verlust des neuronalen Zellkörpers begleitet gewesen seien, hatte Novartis am Mittwoch bekannt gegeben. Die Zolgensma-Entwicklerin Avexis, welche Novartis um vergangenen Jahr für 8,7 Milliarden Dollar übernommen hatte, habe bereits im März von diese Nebenwirkungen gewusst, schrieben das Branchenportal "Fierce Pharma" am Freitag und die Tamedia-Zeitungen am Samstag. Avexis habe entschieden, die Probleme beim jährlichen Update im September den Behörden zu melden. Dabei sei ein Fehler gemacht worden und die Information sei nicht im Update enthalten gewesen, erklärten Novartis-Sprecher den beiden Medien. Die FDA sei erst Ende vergangener Woche informiert worden, schrieben die Tamedia-Zeitungen.

UBS: Hoffnung für die UBS im Steuerhinterziehungsprozess in Frankreich: Der Kassationshof in Paris hat laut der NZZ am 11. September ein Leiturteil gefällt, wonach französische Gerichte Bussen wegen Steuerbetrug auf Basis der tatsächlich hinterzogenen Steuern berechnen sollen und nicht auf Basis der hinterzogenen Vermögen. Dieses Urteil des höchsten französischen Gerichts ist für die UBS von grosser Bedeutung, wie die NZZ am Samstag schrieb. Es könnte gemäss einem Anwalt den Ausgang des anstehenden Berufungsprozesses der Grossbank in Paris beeinflussen. Im Februar hatte die erste Instanz die UBS in einem Steuerfall zu einer Busse von 3,7 Milliarden Euro verurteilt. Die Summe beruhte nicht auf der Höhe der hinterzogenen Steuern, sondern darauf, dass 3'900 französische Kunden zwischen 2013 und 2015 Vermögen von 3,7 Milliarden Euro legalisiert hatten. (NZZ S. 27)

SBB I: Die Aufsichtsbehörde der Bahn hat grösste Vorbehalte gegen das von SBB-Chef Andreas Meyer vorgestellte Massnahmenpaket für weniger Verspätungen im Zugbetrieb. In einem Analysepapier, welches das Bundesamt für Verkehr (BAV) nach Meyers Ankündigung vom Montag angefertigt hat, schreiben die Aufseher laut "SonntagsZeitung", dass die Bahnen "die Vorgaben der Konzessionen und Netzpläne unbedingt einhalten müssen". Dies bedeutet der Zeitung zufolge, dass die SBB weder einzelne Kurse, noch Haltestellen streichen dürfen, wie das Meyer angekündigt hat. Auch die Idee, zu bestimmten Zeiten Bahnverbindungen durch Busse zu ersetzen, verwirft das Bundesamt. "Kurzfristige Ersatzangebote können toleriert werden, nicht jedoch der systematische Ersatz durch Busse", heisst es in dem Schreiben. Ebenso laufen die SBB mit der Absicht bei den Behörden auf, anstehende Netzausbauten statt für neue und schnellere Zugsverbindungen für Reserven im Fahrplan zu nutzen. "Die SBB dürfen geplante Umsteigezeiten, Fahrzeitreserven, und Angebote nicht einseitig anpassen." Insgesamt dürften alle diese Massnahmen "höchstens punktuell ergriffen werden und nur, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind". Der Massnahmenplan des spätestens Ende 2020 abtretenden Bahnchefs Meyer ist der Zeitung zufolge damit bereits grösstenteils Makulatur. (SoZ S. 3)

SBB II: Bei der Suche nach neuen Lokführern setzen die SBB - angelehnt an "Speed-Dating" - auch auf Schnell-Rekrutierungen in Bahnhöfen. Das Bahnunternehmen spricht dort Interessierte für den Lokführer-Beruf direkt an, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. Dabei suchen SBB-Personalverantwortliche das persönliche Gespräch mit Passanten, lassen sie in einem Lok-Simulator fahren und versuchen sie von der Tätigkeit zu begeistern. In den Bahnhöfen Olten, Lausanne, Zürich und Bern führten die SBB in den letzten Monaten solche Aktionen unter dem Titel "Berufswelten-Café" durch, wo das Unternehmen den Besuchern nicht nur Einblick in die Aufgaben des Lokführers gewährte, sondern in sämtliche 150 Berufe bei der Bahn. Wer sich für die Ausbildung im Führerstand interessiert, kann die Bewerbungsunterlagen zum Anlass mitbringen und beim "Speed Recruiting" in einem zehnminütigen Gespräch seine Aussichten ausloten. Ein SBB-Sprecher betonte gegenüber der Zeitung, dass auf eine Schnellbewerbung eingehende psychologische und medizinische Tauglichkeitsprüfungen folgten. Bis 2025 werden etwa 1000 neue Fachkräfte für den Führerstand benötigt. Die Lokführer-Ausbildung dauert 14 bis 16 Monate. (NZZaS S. 11)

WAHLEN: Grüne, SVP und BDP haben am Samstag an ihren ersten Delegiertenversammlungen nach den Eidgenössischen Wahlen Bilanz gezogen. Während die Grünen sich auf die Schultern klopfen konnten, leckten SVP und BDP ihre Wunden. Mit langanhaltendem Jubel und einer Standing Ovation für Parteipräsidentin Regula Rytz feierten die Grünen am Samstag in Bern ihren Wahlsieg vom 20. Oktober. Mit dem Erfolg sei aber auch Verantwortung verbunden, betonte Rytz in ihrer Ansprache. Die Grünen seien nun "eine Volkspartei", die sich für eine ökologische, soziale und weltoffene Schweiz einsetzen wolle. Die Delegierten der SVP blickten im zürcherischen Niederglatt selbstkritisch auf die nationalen Wahlen zurück, aus denen die Partei als grösste Verliererin hervorging. Die SVP gehe bereits zum sechsten Mal in Folge als mit Abstand stärkste Kraft aus den Wahlen hervor, erklärte Parteipräsident Albert Rösti. Trotz der "durchaus schmerzlichen Verluste" bedürfe die SVP folglich keiner Wertediskussion. Oberstes Ziel sei es nach wie vor, den Rahmenvertrag mit der EU zu verhindern, um die Freiheit der Schweiz zu erhalten, sagte Rösti. Weiter gelte es, mit der Begrenzungsinitiative die Zuwanderung zu bremsen. Und schliesslich müssten mit einem "voraussichtlich nötigen Referendum" gegen das CO2-Gesetz höhere Steuern, Gebühren und Abgaben verhindert werden. Der Rückblick auf die Wahlen sei für die Delegierten der BDP schmerzhaft, stellte Parteipräsident Martin Landolt am Samstag in Salenstein TG fest. Die BDP hätte in der kommenden Legislatur wieder diejenige Rolle übernehmen wollen, die ihr auf den Leib geschrieben sei, sagte Landolt gemäss Mitteilung - nämlich jene als "lösungsorientierte Schnittstelle in der Mitte". Die Partei wolle weiterhin nach vorne schauen.

jb/