MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Verkauf der restlichen Osram-Anteile sowie die US-Steuerreform haben zum Jahresauftakt den Gewinn des Technologiekonzerns Siemens nach oben getrieben. Operativ lief es für den Münchener Konzern jedoch nicht ganz so rund: So belasteten schwache Geschäfte mit Gasturbinen den Umsatz und vor allem das Ergebnis. Auch der starke Euro hinterließ in der Bilanz seine Spuren.

Am Ausblick hält Siemens derweil fest. Analysten lobten die robuste Auftragslage - getrieben durch das Digital- sowie das Zuggeschäft. Die Aktie legte im frühen Handel ein halbes Prozent zu.

Unter dem Strich profitierte Siemens wie erwartet von einem Sondergewinn aus dem Verkauf seiner restlichen Anteile an der einstigen Lichttechnik-Tochter Osram in Höhe von 655 Millionen Euro sowie einem positiven Effekt aus der US-Steuerreform von 437 Millionen Euro. Der Nettogewinn stieg so im ersten Quartal (per 31. Dezember) um 12 Prozent auf rund 2,2 Milliarden Euro, wie Siemens am Mittwoch am Morgen vor Beginn der Hauptversammlung in München mitteilte.

Das Ergebnis des industriellen Geschäfts sank hingegen um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Dabei wurde der Gewinn der Kraftwerkssparte fast halbiert. Damit hat sich die Sparte Power & Gas nach Ansicht von Vorstandschef Joe Kaeser vergleichsweise gut geschlagen. US-Wettbewerber General Electric hatte für die letzten drei Monate des Jahres noch stärker Federn lassen müssen. Beide Konzerne haben angesichts der schwachen Nachfrage nach Gasturbinen und erheblicher Überkapazitäten Sparprogramme aufgelegt, die den Abbau Tausender Stellen sowie die Schließung von Werken vorsehen.

Die aktuelle Geschäftsentwicklung zeige, dass Handlungsbedarf bestehe, sagte Joe Kaeser auf einer Pressekonferenz. Der rückläufige Markt bei der fossilen Energieerzeugung sei keine temporäre Eintrübung. Siemens will in der Sparte sowie im Prozessgeschäft insgesamt fast 7000 Stellen abbauen, die Gespräche darüber laufen. Wann diese abgeschlossen werden, konnte Personalvorstand Janina Kugel nicht sagen. Sie sprach aber von "sachlichen und konstruktiven Gesprächen", die auf eine "gute Einigung" hoffen ließen.

Doch nicht nur die Kraftwerkssparte schwächelte. Gewinnrückgänge musste aber auch die kurz vor dem Börsengang stehende Medizintechnik-Sparte Healthineers hinnehmen - hier machten sich negative Wechselkurseffekte erheblich bemerkbar. Allerdings gehört das Geschäft weiterhin zu den größten Gewinnbringern bei Siemens. Neue Details zum Börsengang gab es nicht. Weiterhin steht der Zeitplan, das Geschäft im ersten Kalenderhalbjahr an die Börse zu bringen. Dabei wird über einen Termin vor Ostern spekuliert, den Siemens nicht kommentieren wollte.

Auch im Geschäft mit der Digitalisierung verdiente Siemens insgesamt weniger als vor einem Jahr. Hier schlugen Belastungen und Integrationskosten im Zusammenhang mit der Übernahme von Mentor Graphics zu Buche. Die Profitabilität des Windanlagenbauers Siemens Gamesa litt unter dem derzeit herrschenden Preisdruck. Das inzwischen selbst börsennotierte Unternehmen hatte bereits am Vortag Geschäftszahlen vorgelegt und unter dem Strich rote Zahlen geschrieben.

Deutlich besser entwickelte sich hingegen das vor der Ausgliederung stehende Zuggeschäft, das von einer starken Auftragslage profitierte. Siemens will den Bereich mit dem französischen Wettbewerber Alstom zusammenschließen, angepeilt ist ein Abschluss bis zum Ende des Kalenderjahres.

Umsatz und Auftragseingang des Siemens-Konzerns profitierten vor allem von dem Zusammenschluss der Windenergiesparte mit dem spanischen Wettbewerber Gamesa im vergangenen Frühjahr. Gegenläufig wirken hingegen negative Währungseffekte bedingt durch den starken Euro.

Der Quartalsumsatz stieg so um 3 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro, auf vergleichbarer Basis waren es 1 Prozent. Positiv zeigte sich auch der Auftragseingang, der um 14 Prozent auf knapp 22,5 Milliarden Euro zulegte, vergleichbar waren es 7 Prozent. Zweistellige Wachstumsraten bei Aufträgen und Umsatz erzielten dabei das Zuggeschäft sowie die Digitale Fabrik.

Den Ausblick auf das Gesamtjahr 2017/2018 bekräftigte Siemens. Der vergleichbare Umsatz soll leicht wachsen. Bereinigt um Kosten für den geplanten Personalabbau soll die Ergebnismarge im industriellen Geschäft bei 11 bis 12 Prozent liegen, nach 11,1 Prozent im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis je Aktie sieht Siemens derzeit bei 7,20 bis 7,70 Euro verglichen mit 7,34 Euro im Vorjahr. Hier hat der Konzern zusätzlich mögliche Beteiligungsveränderungen bei Healthineers ausgeklammert./nas/men/das