Der Rückversicherer Swiss Re will einen prominenten Banker zum nächsten Verwaltungsratspräsidenten küren.

Die Nummer zwei der Branche schlägt den Aktionären den scheidenden UBS-Chef Sergio Ermotti bei der Generalversammlung Mitte April zur Wahl in das Aufsichtsgremium vor. Nach einem Jahr als Mitglied des Verwaltungsrats soll der Schweizer 2021 dann den langjährigen Präsidenten Walter Kielholz beerben, wie der Konzern aus Zürich am Dienstag mitteilte.

Ermotti, der im Mai 60 wird, hat bisher nicht in der Versicherungsbranche gearbeitet, blickt aber auf eine lange Karriere im Banking zurück. "Was mir sehr gefallen hat ist das internationale Netzwerk, das ein Präsident dieser Firma natürlich haben muss", erklärte Kielholz und strich Ermottis Kontakte bei Regierungen, Finanzfirmen und multinationalen Konzernen heraus. Die Versicherungsbranche kenne er gut, weil diese Firmen wichtige Kunden der UBS seien. "Wir können zwar nicht den Glamour bieten, den das Geschäft mir superreichen Privatkunden bietet", sagte Kielholz. "Aber ich bin ziemlich sicher, dass Sergio damit umgehen kann."

Swiss Re habe vor rund einem Jahr mit der Suche eines neuen Präsidenten begonnen. Dabei habe die Gesellschaft erfahren, dass Ermotti nach seinem 60. Geburtstag das Amt als UBS-Konzernchef abgeben wolle. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits am Montag über den bevorstehenden Wechsel berichtet.

Dass Ermotti sich unter mehreren Angeboten für die Swiss Re entschloss, kommt überraschend. Medien hatten in den vergangenen Wochen spekuliert, dass er UBS-Präsident Axel Weber ersetzen könnte, der eigenen Angaben zufolge bis 2022 im Amt bleiben will. Doch das ist mit seiner neuen Aufgabe ausgeschlossen. "Swiss Re erlaubt es nicht, dass jemand auch noch bei einer anderen Firma Präsident ist", sagte Kielholz.

SWISS RE - SCHLECHTE ERFAHRUNGEN MIT EINEM BANKER

Ermotti begann seine Laufbahn 1987 bei der US-Investmentbank Merrill Lynch, wo er im Aktienderivate- und Kapitalmarktgeschäft arbeitete. Später wurde er stellvertretender Konzernchef der italienischen Unicredit und 2011 Konzernchef der UBS. Im Nachgang zur Finanzkrise dampfte er das riskante Investmentbanking der UBS ein und schwor das Geldhaus auf die Vermögensverwaltung ein. Zuletzt ließ der Schwung bei der UBS aber nach, Ermotti musste bei den Zielen zurückrudern und den Erzrivalen Credit Suisse bei den Wachstumsraten im Geschäft mit reichen Privatkunden an sich vorbeiziehen lassen. Ermotti gibt den CEO-Posten Ende Oktober ab und Ralph Hamers, Vorstandschef des niederländischen Geldhauses ING, übernimmt das Steuer des größten Schweizer Geldhauses.

Ermotti übernimmt mit Swiss Re ein sehr gut kapitalisiertes Unternehmen. Doch der neue Präsident findet auch Baustellen vor. Wegen des Niedrigzinsumfelds drängen branchenfremde Anbieter in den Rückversicherungsmarkt, das mit Verlusten kämpfende Geschäft mit maßgeschneiderten Versicherungen für Großkunden soll mit einem Spar- und Restrukturierungsprogramm rentabel gemacht werden und im wichtigen US-Haftpflichtgeschäft mussten die Schweizer zuletzt die Risikovorsorgen kräftig aufstocken.

Mit Bankern an der Spitze hat die Nummer zwei hinter Münchener Rück zudem nicht nur gute Erfahrungen gemacht: Nachdem sich der ehemalige Konzernchef Jacques Aigrain 2008 mit neuartigen Finanzprodukten und risikobehafteten Wertpapiere verspekuliert hatte, musste der US-Investor Warren Buffett den Schweizern mit Milliarden unter die Arme greifen.