Zürich (awp) - Die Swisscom schafft die ungeliebten Gebühren für die Nutzung des Handys in der EU ab. Der "blaue Riese" bringt ein Abo, bei dem die Kunden im Ausland so surfen könnten wie daheim, sagte Produktchef Dirk Wierzbitzki am Donnerstag vor den Medien in Zürich.

Die Datenmenge ist allerdings bei 40 Gigabyte (GB) pro Monat beschränkt. Das seien aber immerhin rund zwei Stunden Netflix pro Tag, sagte Wierzbitzki. Nach den 40 GB wird das Tempo von maximal 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) auf 128 Kilobit pro Sekunde (Kbit/s) gedrosselt. Das kommt einer Vollbremsung auf der Autobahn gleich. Ruckelfreies Surfen ist damit nicht mehr möglich.

Das neue Abo kostet 80 Franken pro Monat ohne Kombirabatt. Es zielt damit auf die Preisklasse des bisherigen M-Abos, das 90 Franken kostet. In diesem Abo ist die Zahl der Roamingtage des inbegriffenen Datenvolumens auf 60 beschränkt.

Allerdings ist die Geschwindigkeit beim bisherigen M-Abo nicht wie beim neuen Abo "inOne mobile go" auf 100 Mbit/s beschränkt. Das Handynetz der Swisscom biete 95 Prozent der Bevölkerung ein Tempo von bis zu 300 Mbit/s, sagte Konzernchef Urs Schaeppi. De facto wird die Höchstgeschwindigkeit aber kaum je erreicht.

5G-Tempo für 20 Fr. mehr pro Monat

Gegen eine zusätzliche Gebühr von 20 Franken im Monat kann der Kunde die Geschwindigkeit auf 1 Gbit/s erhöhen. Das neue Abo sei bereit für die nächste Mobilfunktechnologie 5G, welche die Swisscom noch im laufenden Jahr in 60 Städten und Gemeinden einführen wolle, sagte Wierzbitzki. "Wenn in paar Monaten das 5G-Netz steht, können die Kunden die höhere Geschwindigkeit nutzen."

Anfangs werde 5G ein Höchsttempo von 1 Gbit/s bieten, sagte Schaeppi. Später dürfte dieses dann bis auf 10 Gbit/s klettern.

Bisherige Abos ersetzt

Mit dem neuen Abo "inOne mobile go" ersetzt die Swisscom ihre bisherigen Mobilfunkabos XS bis XL, die von 1,8 Millionen Kunden genutzt werden. Das neue Abo decke die Bedürfnisse von rund 80 Prozent der Swisscom-Kunden ab, sagte Produktchef Wierzbitzki. Es komme am 25. Februar auf den Markt,

Der Wechsel sei für die Kunden freiwillig. Aber man gehe von sehr starken Wachstumszahlen beim neuen Abo aus, sagte Wierzbitzki am Rande der Präsentation im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

"Ein Nachteil ist der Preis", urteilte Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Moneyland. Für die allermeisten Schweizer Kunden würde ein Abo mit unlimitierter Telefonie und 2 GB Datenvolumen pro Monat für die Schweiz ausreichen.

Ein solches Abo gebe es bei verschiedenen anderen Anbietern bereits für 30 Franken im Monat, erklärte Beyeler. Kunden mit einem solchen Abo könnten zusätzliche Roamingpakete dazubuchen und würden damit deutlich günstiger fahren als bei der Swisscom.

Zudem lanciert die Swisscom für Einsteiger, Geringnutzer und Vielsurfer weitere Abos.

Druck auf Margen

Zu den finanziellen Auswirkungen der Abschaffung der Roamingtarife für die Nutzung in der EU wollte Swisscom-Chef Schaeppi nichts genaues sagen: Es gebe zwar einen Druck auf die Gewinnmargen. "Auf der anderen Seite haben wir das Potenzial zu wachsen. Wenn wir es schaffen, mehr Kunden zu gewinnen, muss die Abschaffung der Roaminggebühren nicht negativ fürs Geschäftsergebnis sein." Das hänge aber von der effektiven Nutzung der Kunden im Ausland ab.

Zur Mobilfunkauktion, die diese Woche begonnen hat, wollte Schaeppi nichts sagen.

jb/ra