Ägypten, einer der größten Weizenimporteure der Welt, hat im vergangenen Jahr begonnen, auf Direktkäufe statt auf Ausschreibungen umzusteigen, nachdem der Krieg in der Ukraine seine Einkäufe gestört hatte.
Die General Authority for Supply Commodities (GASC) kaufte am Freitag etwa 480.000 Tonnen russischen Weizen von der Handelsfirma Solaris zu einem Preis von etwa 270 $ pro Tonne auf Kosten- und Frachtbasis (C&F), so die Händler.
GASC war nicht sofort für einen Kommentar zu erreichen.
Händler sagten gegenüber Reuters, dass der Preis möglicherweise unter einer inoffiziellen Untergrenze liegen könnte, die von der russischen Regierung zur Kontrolle der inländischen Weizenpreise festgelegt wurde.
Andere russische Weizenlieferanten haben am Freitag Angebote zu einem Free-on-Board-Preis von 265 $ pro Tonne abgegeben, in der Annahme, dass dies die festgelegte Preisuntergrenze ist, und zu einem C&F-Preis, der über 270 $ pro Tonne lag.
Händler erklärten gegenüber Reuters, dass die Preisuntergrenze nicht rechtlich bindend sei, dass aber erwartet werde, dass die Lieferanten die Anweisungen des russischen Landwirtschaftsministeriums befolgen würden.
Auf dem Markt herrscht Unklarheit über die Höhe des russischen Mindestpreises.
Laut Händlern gibt es unterschiedliche Mindestpreise für private Verkäufe und Verkäufe im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen sowie unterschiedliche Preise für Verkäufe in den einzelnen Monaten zwischen September und Dezember und Rabatte für Weizensorten mit niedrigerem Proteingehalt.
Bei einer Ausschreibung in der vergangenen Woche hatten alle russischen Anbieter Gebote zu einem Mindestpreis von 270 $ pro Tonne auf FOB-Basis abgegeben, wobei die C&F-Preise zwischen 286,25 und 291 $ pro Tonne lagen.
Händler sagten damals gegenüber Reuters, dass dies die Wettbewerbsfähigkeit des russischen Weizens beeinträchtigt habe, so dass GASC stattdessen billigeren rumänischen und französischen Weizen gekauft habe.
GASC hatte am Freitag auch privat eine Ladung bulgarischen Weizens zu 270 $ pro Tonne C&F gekauft.
Nachdem der Krieg in der Ukraine die Weizenexporte des Landes unterbrochen hatte, war Ägypten hauptsächlich auf das relativ billige russische Getreide angewiesen gewesen.
Letztes Jahr sagte der ägyptische Versorgungsminister, dass der direkte Kauf bei den Lieferanten es ermöglicht, in Zeiten der Unsicherheit bessere Preise auszuhandeln.
Das nordafrikanische Land leidet unter einer Devisenkrise, nachdem der Krieg in der Ukraine seine Wirtschaft auf breiter Front erschüttert hat, so dass es begonnen hat, seine Weizenzahlungen zu verschieben.
Die Regierung hatte kürzlich einen Darlehensvertrag über 500 Millionen Dollar mit dem Abu Dhabi Exports Office (ADEX) unterzeichnet, um importierten Weizen von dem in den VAE ansässigen Agrarunternehmen Al Dahra zu kaufen. (Berichte von Sarah El Safty und Michael Hogan)
