München (Reuters) - Die Serie von Preissteigerungen in der Rückversicherungsbranche könnte ein Ende finden.

Bei der Neuverhandlung von Verträgen mit Erstversicherern und Maklern hat die Münchener Rück im Frühjahr zum ersten Mal seit Jahren keine Preissteigerungen mehr durchsetzen können. Das Preisniveau sei in der Erneuerungsrunde zum 1. April um 0,7 Prozent gesunken, teilte der weltgrößte Rückversicherer am Mittwoch in München mit. Trotzdem zeichnete die Münchener Rück 6,1 Prozent mehr Geschäft. Finanzvorstand Christoph Jurecka erklärte, die Erneuerungsrunde gebe Rückenwind: "Hier haben wir attraktive Wachstumschancen bei stabil hohem Preisniveau genutzt."

Für die nächste Erneuerungsrunde im Juli erwartet die Münchener Rück "leicht zunehmenden Marktdruck", das Marktumfeld sei aber "insgesamt noch positiv". Die Preise machten steigende Schäden größtenteils mehr als wett. Im proportionalen Geschäft, in dem der Rückversicherer einen bestimmten Prozentsatz der Schäden übernimmt, kämen dem Weltmarktführer steigende Preise in der Erstversicherung zugute.

Die Rückversicherer profitieren seit Jahren von steigenden Preisen, die Münchener Rück eilt deshalb von Rekord zu Rekord. Für das laufende Jahr hat sie einen Nettogewinn von fünf (2023: 4,6) Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Nach dem ersten Quartal sei "die Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel zu übertreffen, gestiegen", sagte Jurecka. In den ersten drei Monaten stieg der Gewinn um mehr als zwei Drittel auf 2,14 Milliarden Euro, auch weil die Großschäden mit 650 Millionen (1,04 Milliarden) weit geringer ausfielen als einkalkuliert.

Der größte Einzelschaden sei der Einsturz der Brücke im Hafen von Baltimore gewesen, hieß es in der Mitteilung, ohne Zahlen zu nennen. Für von Menschen verursachte Großschäden wie diesen muss die Münchener Rück 418 (165) Millionen Euro ausgeben, Naturkatastrophen verursachten einen Schaden von 232 (870) Millionen. Für den größten Teil des Gewinnsprungs zeichnete daher die Schaden-Rückversicherung verantwortlich, in der der Gewinn auf 1,34 (0,76) Milliarden Euro stieg. Rückenwind kam auch von den Kapitalanlagen, die 2,16 (1,61) Milliarden Euro abwarfen, die Rendite war mit 3,8 Prozent deutlich höher als erwartet.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)