Zürich (awp) - Der Personalvermittler Adecco präsentiert am Donnerstag, 1. März, die Ergebnisse für das vierte Quartal 2017. Insgesamt haben 13 Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q4 2017
(In Mio EUR)      AWP-Konsens  Q4/16 

Umsatz               6'003     5'869      
Bruttogewinn         1'126     1'106       
EBITA*                 307       292       
Reingewinn*            204       216       

(in CHF)
Dividende/Aktie       2,50      2,40       

*reported

FOKUS: Von Adecco werden gute Zahlen erwartet, dies nicht zuletzt aufgrund optimistischer Aussagen des Managements und vorliegender Eckdaten der Konkurrenz. Analysten verweisen praktisch unisono auf das gute Umfeld für (Temporär-)Stellenvermittler. Vor allem der Wirtschaftsaufschwung in Europa sei hilfreich.

Laut Management wuchs Adecco im September (org., arbeitstagsbereinigt) um 8%. Dieses positive Momentum habe sich zu Beginn des vierten Quartals fortgesetzt, hiess es damals. Die Adecco-Führung warnte indirekt aber vor allzu hohen Erwartungen, indem sie für das gesamte vierte Quartal auf die herausforderndere Vergleichsbasis hinwies. Analysten erwarten nun für das Schlussquartal ein (bereinigtes) Wachstum von etwa 5%.

Von Interesse sind dabei die wichtigsten Regionen, wobei Analysten für den Hauptmarkt Frankreich, für Italien und Spanien sowie für Benelux/Nordeuropa überdurchschnittliche Werte prognostizieren. Weniger gut gelaufen sei es hingegen wohl in Deutschland und in USA/UK. Manche Experten sind für Nordamerika nun aber wieder optimistischer gestimmt.

Eine offene Frage ist, ob Adecco im Schlussquartal der weltweit grösste Stellenvermittler geblieben ist. Knapp die Hälfte der Analysten geht davon aus, dass Randstad (Q4: 5'977,9 Mio EUR) Adecco beim Umsatz überholt hat. Adecco-CEO Alain Dehaze hatte sich im November allerdings kämpferisch gezeigt: "Wir sind nach wie vor die Nummer eins und wollen das auch bleiben." Er verwies damals auf die vielen digitale Projekte, die Wachstum bringen sollen. Dabei darf jedoch seiner Meinung nach die Rentabilität nicht vergessen gehen. "Wir sind und bleiben in Sachen Profitabilität der klare Marktführer", merkte er an.

Beim Gewinn gehen die meisten Analysten von einem tieferen Wert aus, wobei der Vorjahreswert allerdings durch einen Sondereffekt positiv beeinflusst wurde (Zahlung für das Einbringen einer Geschäftseinheit in ein Joint Venture).

Von grossem Interesses sind ausserdem wir üblich die Angaben zum Start ins neue Quartal, also Angaben zum Geschäftsgang zu Jahresbeginn 2018. Eigentliche Jahresziele gibt es bei Adecco traditionellerweise nicht.

ZIELE: Das Management verkündete im letzten September neue Mittelfristziele. Demnach hat die Gesellschaft neu den Anspruch, bis 2020 viermal schneller als das BIP zu wachsen. Dazu soll auch das Wachstumsprogramm "GrowTogether" beitragen.

Gleichzeitig soll die Effizienz gesteigert werden. Konkret soll bis 2020 die Kostenbasis um 250 Mio EUR gesenkt und die SG&A-Quote zum Umsatz (Selling, General, Administrative) um 100 Basispunkte reduziert werden.

All dies führt zu Sondereffekten: Die Investitionen in das Wachstumsprogramm wurden auf 245 Mio EUR beziffert, die Restrukturierungskosten in den Jahren 2018 und 2019 auf rund 200 Mio EUR.

Ausserdem sieht sich das Management einer "progressiven" Dividendenpolitik verpflichtet, neu auch in Zeiten einer Rezession. Das Ziel bleibt eine Ausschüttungsquote von 40-50%. Das nach der Zahlung der Dividende übrig gebliebene Überschusskapital will Adecco für Übernahmen oder Aktienrückkäufe eingesetzt werden.

PRO MEMORIA: Die Adecco-Gruppe hat laut CEO Dehaze in Sachen Digitalisierung keinen Rückstand auf die beiden Hauptkonkurrenten Randstad und Manpower, wie er kürzlich in einem Interview sagte. "Wir liegen heute sicher nicht hinter den anderen."

Im Februar kündigte Adecco die Übernahme des digitalen Personalrekrutierungs-Marktplatzes Vettery an. Die Gesellschaft verbinde hochqualifizierte Kandidaten über seinen automatisierten Marktplatz mit über 4'000 Unternehmen, hiess es dazu. Angaben zum Umsatz von Vettery und zum Kaufpreis wurden keine gemacht.

Ende November gab die Gesellschaft Änderungen in der Geschäftsleitung bekannt. Ian Lee, als Leiter der Region Asien Pazifik, und Chief Information Officer Rob James wurden demnach per 1. Januar 2018 in die Geschäftsleitung aufgenommen.

Im dritten Quartal resultierte ein deutlich tieferer Reingewinn. Das Unternehmen begründete den Rückgang damals mit einen einmaligen, nicht-cash-wirksamen Abschreiber von immateriellen Vermögenswerten in der Höhe von 129 Mio EUR, der im Zug der Überarbeitung des Markenportfolios vorgenommen worden sei. Weitere solche Abschreiber seien nicht geplant, wurde betont.

AKTIENKURS: Die Adecco-Papiere haben sich im Vorjahr um gut 13% verteuert und im laufenden Jahr auch schon um rund 2% zugelegt. Vorübergehend übersprangen sie (intraday) sogar die Marke von 80 CHF, was sie zuletzt im Jahr 2015 taten.

Homepage: www.adecco.com

an/rw