LUXEMBURG/BERLIN (awp international) - Nach der Razzia beim Immobilienkonzern Adler hat sich das Unternehmen hinter seinen Rechtsvorstand Sven-Christian Frank gestellt. Der Verwaltungsrat der Adler Gruppe und der Aufsichtsrat der Berliner Tochter Adler Real Estate hätten ihm ihr Vertrauen ausgesprochen und seine Bitte um vorübergehende Entbindung von seinen Aufgaben abgelehnt, hiess es in einer Mitteilung von Donnerstagabend. "Hintergrund sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt, in denen Sven-Christian Frank als Beschuldigter geführt wird."

Anlass der Durchsuchung war der Verdacht der Falschbilanzierung, Marktmanipulation und Untreue gegen mehrere Beschuldigte. Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt mit rund 175 Beamten eine Razzia bei Adler Real Estate ausgeführt. Durchsucht wurden 21 Objekte - darunter Geschäftsräume, Wohnungen und eine Rechtsanwaltskanzlei - in Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt sowie in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Grossbritannien.

Die Ermittlungen beträfen ein Immobilienprojekt in Düsseldorf-Gerresheim und dessen bilanzielle Behandlung sowie Zahlungen zu zwei Beraterverträgen mit einem der Beschuldigten, teilte Adler mit. "Die zugrundeliegenden Geschäftsvorfälle sind seit Jahren bekannt und waren bereits Gegenstand mehrerer externer sowie interner Untersuchungen und Analysen", hiess es. "Ein Fehlverhalten von Sven-Christian Frank in seiner Funktion als Vorstand der Adler Real Estate AG wurde dabei nicht festgestellt."

Die Adler Gruppe steckt tief in der Krise. Adler war ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober 2021 erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring gestanden hatte. Er hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, es ging unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Später verweigerte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG das Testat für die Bilanz 2021. Im vergangenen Jahr schrieb die Adler Gruppe einen Verlust von rund 1,7 Milliarden Euro. Im April gab ein Gericht dem Konzern grünes Licht für eine Umstrukturierung./als/DP/stk