Noch einmal 6500 Arbeitsplätze sollen wegfallen, davon rund 1500 bei der Münchner HypoVereinsbank (HVB), wie Mustier am Dienstag in London ankündigte. Mit einer 13 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung - der größten in der Wirtschaftsgeschichte des Landes - will er die Löcher in der Bilanz stopfen und den Abbau fauler Kredite finanzieren, unter denen das italienische Bankensystem ächzt. "Wir unternehmen entscheidende Schritte, um Altlasten loszuwerden, die Qualität der Bilanz deutlich zu verbessern und die Basis für nachhaltige Gewinne zu schaffen", sagte der Franzose. 4,7 Milliarden Euro Gewinn soll die Bank 2019 erwirtschaften.

Am Kapitalmarkt wurden die Pläne positiv aufgenommen. Die Aktie stieg in Mailand bis zum Mittag um mehr als acht Prozent.

In Deutschland steht in den nächsten drei Jahren nun die dritte Abbauwelle bevor. Betroffen sein dürften vor allem das Investmentbanking und die Firmenkunden-Sparte, die Mustier konzernweit enger verzahnen will. Führungsstrukturen sollen gestrafft werden. Weitere Filialschließungen in Deutschland seien - anders als in Italien - nicht geplant, betonte der Franzose. Pläne für einen Verkauf der deutschen Tochter gebe es nicht. "Die HVB ist eine strategische Beteiligung.

HVB-Chef Theodor Weimer hat das Filialnetz in Deutschland bereits ausgedünnt, weil Kunden ihre Bankgeschäfte verstärkt online ausführen. Vor gut einem Jahr hatte er den Abbau von 1200 Arbeitsplätzen angekündigt, vornehmlich in der Verwaltung. Dieser ist erst zum Teil umgesetzt. Ingesamt werde die HVB dann rund 21 Prozent ihrer Belegschaft abgebaut haben, rechnete Mustier vor. Die Gewerkschaft Verdi reagierte verschnupft: "Wir sind sehr verärgert", sagte Klaus Grünewald, der für Verdi im Aufsichtsrat der HVB sitzt. Das Vorpreschen Mustiers überschatte die seit längerem laufenden Gespräche, mit denen die Arbeitnehmer unter anderem Kündigungen vermeiden wollen. Ende 2015 hatte die Bank 16.300 Vollzeitkräfte, Mitte dieses Jahres waren es noch gut 15.000.

MUSTIER TROTZT WIRBEL UM MONTE DEI PASCHI UND NEUWAHLEN

UniCredit solle "eine der attraktivsten Banken in Europa" werden, sagte Mustier. Der Plan basiere darauf, dass das Institut eigenständig bleibe. Zuletzt hatte es Spekulationen über eine Fusion mit der französischen SocGen gegeben. Es gebe keine Gespräche über einen Zusammenschluss, stellte Mustier klar.

Von den Turbulenzen in Italien will er sich nicht beirren lassen. Er setze darauf, dass die Probleme der Banca Monte dei Paschi bis Jahresende gelöst seien. Die drittgrößte Bank des Landes kämpft um fünf Milliarden Euro, die das Traditionsinstitut braucht, um eine erneute Kapitalspritze des Staates zu vermeiden. Doch Investoren sind verunsichert, zumal nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi im nächsten Jahr Wahlen anstehen dürften.

Die Kapitalerhöhung von UniCredit soll bis Mitte des Jahres umgesetzt sein. Mustier will fast so viel Geld einsammeln, wie die Bank an der Börse wert ist: Mit 15 Milliarden Euro liegt sie dort zwischen der Deutschen Bank (24 Milliarden) und der Commerzbank (knapp zehn Milliarden). In diesem Jahr hat UniCredit die Hälfte ihres Marktwertes verloren.

Nun sollen zehn Aktien zu einer zusammengelegt werden. Zehn Investmentbanken haben versprochen, dass sie die Papiere an den Mann bekommen. Der seit dem Sommer amtierende Investmentbanker Mustier hatte den Kapitalbedarf mit dem Verkauf der Polen-Tochter Pekao und der Fondsgesellschaft Pioneer sowie einem Teilverkauf der Online-Tochter FinecoBank vorab reduziert.

Insgesamt kostet der Konzernumbau 12,2 Milliarden Euro. 8,1 Milliarden Euro schreibt UniCredit im vierten Quartal allein auf wacklige Kredite ab. Um die Risiken zu senken, verkauft die Bank faule Kredite im Umfang von 17,7 Milliarden Euro an die Allianz-Fondsgesellschaft Pimco und den US-Finanzinvestor Fortress. Sie stammen überwiegend aus den Jahren vor 2011.

Die Kosten der Bank sollen um 1,7 Milliarden Euro sinken. 1,1 Milliarden soll allein der Abbau von 14.000 Stellen bringen, das sind 6500 mehr als die Bank bisher geplant hatte. Damit will das Geldhaus bis 2019 auf eine harte Kernkapitalquote von mehr als 12,5 Prozent kommen. Zuletzt waren es - dank Übergangsregelungen - im Branchenvergleich mäßige elf Prozent. Für 2016 fällt die Dividende aus, danach sollen 20 bis 50 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden.