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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Eine schwache Geschäftsentwicklung in Bayers Agrarsparte im dritten Quartal sowie Verzögerungen bei der Lösung der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten haben am Dienstag die Aktien des Pharma- und Agarchemieunternehmens belastet. Als Dax-Schlusslicht fielen sie gegen Mittag um 1 Prozent auf 41,37 Euro, während der Leitindex seine Erholung mit einem Plus von 1,8 Prozent fortsetzte.

Die Kursgewinne vom Wochenstart, als das Papier von der allgemeinen Börsenerholung mitgetragen wurde, gingen somit nur teilweise wieder verloren. Allerdings war der Kurs auch erst am Freitag unter 40 Euro auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren abgerutscht. Vom Jahreshoch im Juni belaufen sich die Verluste mittlerweile auf mehr als 40 Prozent.

Durch die Bank äußerten sich Analysten enttäuscht über das abgelaufene Quartal und führten die Schwäche unisono auf die Agarsparte zurück. Während die beiden anderen Bereiche Pharma und rezeptfreie Medikamente trotz teilweise Rückgänge positiv überrascht hätten, seien Umsatz und das operative Ergebnis in der Agarsparte deutlich rückläufig gewesen, schrieb etwa Bernstein-Analyst Gunther Zechmann. "Am schlimmsten traf es die Umsätze in Nordamerika, wo sie um massive 41 Prozent fielen." Wie schon im zweiten Quartal hatte sich vor allem der für 60 Milliarden US-Dollar gekaufte US-Saatgutriese Monsanto erneut als Bremsklotz erwiesen.

Im Pharmageschäft indes verwies Zechmann auf zunehmende Anzeichen einer Erholung von der Corona-Krise. Er nannte das Quartal dieser Sparte "unspektakulär", was jedoch angesichts der aktuellen Lage "keine schlechte Sache" sei. Mit Blick auf die Sparte mit rezeptfreien Medikamenten lobte er die deutlich besser als erwartet ausgefallenen Margen, die die operative Ertragskraft widerspiegeln. Ähnlich äußerte sich auch Jean-Jacques Le Fur von Bryan, Garnier & Co, Keyur Parekh von Goldman Sachs oder auch Richard Vosser von JPMorgan über die drei Sparten.

Den von Bayer unter der Voraussetzung konstanter Wechselkurse bestätigten Ausblick auf das Gesamtjahr 2020 bewerteten die Analysten indes unterschiedlich. Während Goldman-Experte Parekh ihn "ermutigend" nannte, hieß es bei JPMorgan lediglich "wie erwartet". UBS-Experte Michael Leuchten verwies darauf, dass 2020 die Wechselkurse stärker belasten werden und Le Fur von Bryan, Garnier & Co erwartet nun, dass der Konzernumsatz die Markterwartungen nicht wird treffen können.

Bayer habe zwar sein Umsatzziel zwischen 43 und 44 Miliarden Euro bestätigt, doch da der Umsatz vor Wechselkurseffekten beziffert wurde, dürfte er letztlich zwischen 41 und 41,5 Milliarden Euro liegen, schrieb er. Das aber würde bedeuten, dass er "etwa eine Milliarde Euro unter den aktuellen Schätzungen" am Markt herauskommen werde, "was nach neuen abwärtsgerichteten Überarbeitungen ruft".

Im Fokus steht nun noch in Kürze die Telefonkonferenz der Leverkusener zu den Zahlen. Hauptsächlich dürften sich die Fragen am frühen Nachmittag um Einschätzungen zum vierten Quartal drehen und wie Bayer die Geschäftserholung auf dem Weg ins Jahr 2021 einschätze, schrieb Goldman-Analyst Parekh.

Zudem dürften Neuigkeiten zu den Glyphosat-Vergleichen im Zentrum stehen. Zwar wirkten sich aktuell die Verzögerungen hier laut Bernstein-Experte Zechmann wohl negativ auf den Aktienkurs aus. Die bei Bayer nun weiter laufende Lösungssuche nach Vereinbarungen für künftig Prozessierende könnte jedoch bei Investoren neues Vertrauen wecken, dass es endlich zu einer finalen Lösung kommt. Das wiederum könnte den Bayer-Kurs positiv beeinflussen, erwartet auch UBS-Mann Leuchten./ck/mis/fba

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