FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Starke Quartalszahlen haben den Aktien von Daimler am Donnerstag nicht für eine Fortsetzung der jüngsten Erholung gereicht. Nach bis zu 1,8 Prozent Plus im frühen Handel setzten Gewinnmitnahmen ein und so drehte der Kurs mit dem schwachen Marktumfeld ins Minus. Am späten Vormittag gaben die Papiere um knapp ein halbes Prozent auf 73,16 Euro nach. Jene der Konkurrenten BMW und VW fielen noch deutlich stärker um 1,1 respektive 2,1 Prozent.

Der Stuttgarter Autobauer hat im zweiten Quartal einen bereinigten operativen Gewinn von 5,4 Milliarden Euro erzielt - und damit erneut mehr als erwartet. Dies gab zum Auftakt aktienseitig nochmals Rückenwind. Börsianer erinnerten aber früh an einen zuletzt guten Lauf der Daimler-Aktien nach den positiven Eckdaten, die der Konkurrent Volkswagen (VW) am vergangenen Freitag vorgelegt hatte und die davon ausgehende Gefahr von Gewinnmitnahmen.

Analysten lobten das starke Abschneiden von Daimler, dass sich laut Jefferies-Analyst Philippe Houchois über sämtliche Sparten erstreckte. "Die Resultate sind klar besser, auch ohne Einmaleffekte", betonte auch ein Börsianer. Er schränkte aber ein, dass das Ausmaß der positiven Überraschung nicht an die extrem guten Resultate von VW heranreiche. Die Wolfsburger hatten am Freitag für das erste Halbjahr ein Betriebsergebnis von rund 11 Milliarden Euro verkündet.

Außerdem monierte der Börsianer, dass sich Daimler in seiner Mitteilung nicht auf neue Aussagen zum Ausblick eingelassen habe. Auch hier lohnt ein Vergleich zu VW: Der Konkurrent hatte am Mittwoch im Zuge eines Stategie-Updates sein mittelfristiges Renditeziel für 2025 angehoben, dann sollen vor Zinsen und Steuern 8 bis 9 Prozent vom Umsatz als Gewinn hängen bleiben. Daimler hatte allerdings im Mai schon gesagt, dass in vier Jahren unter der Voraussetzung "starker Marktbedingungen" zweistellige Umsatzrenditen angestrebt werden.

Allgemein werten Börsianer die jüngsten Signale, die aus der deutschen Autoindustrie kommen, aber als ermutigend vor dem Hintergrund der Sorgen, die neuerdings rund um die Halbleiterknappheit kursieren. Daimler selbst verwies am Donnerstag auf das starke Absatzwachstum und robuste Preise als Ausgleich für die Produktionsprobleme. Ein Händler sagte daraufhin, Daimler habe wohl priorisiert und die verfügbaren Chips lieber in profitableren größeren Fahrzeuge eingesetzt.

Vor diesem Hintergrund waren die VW-Aktien seit dem Vorwochen-Tief, das unter 200 Euro lag, in der Spitze um mehr als 10 Prozent angezogen. Die Daimler-Aktien, deren jüngstes Tief unter 70 Euro lag, kommen seither auf einen Gewinn von etwa sieben Prozent und damit etwas weniger als jene des Konkurrenten. Beide Aktien hatten vor einiger Zeit ein Hoch seit 2015 markiert. Bei VW datiert dieses im März bei über 250 Euro, Daimler erreichte es bei 80 Euro etwas später im Juni./tih/bek/stk