ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Credit Suisse sieht die europäische Autoindustrie in einem umfassenden Transformationsprozess. Gerade in Europa zeige sich der massive Branchenwandel in den sprunghaft steigenden Verkäufen von Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeugen, die einen Wendepunkt signalisierten, schrieb Analyst Richard Carlson in einer am Donnerstag vorliegenden Branchenstudie. Dieser Übergang werde allerdings nicht für alle Unternehmen reibungslos verlaufen.

Der Experte bevorzugt generell die Autobauer gegenüber den Zulieferern. Insbesondere die Premiumhersteller seien für einen erfolgreichen Wandel gut aufgestellt. Sie hätten in der Zeit der Halbleiterknappheit von einem günstigen Preis- und Modellumfeld profitiert und erzielten hohe Barmittelzuflüsse, mit denen sie Initiativen für den Transformationsprozess vorantreiben könnten. Die gute Geschäftsdynamik dürfte auch im laufenden Jahr anhalten.

Die Aktien der Branchenunternehmen preisen laut Carlson den rasanten Bedeutungszuwachs von Elektro- und Hybridfahrzeugen großteils noch nicht ein. Bei den von ihm beobachteten Unternehmen habe deren Marktanteil 2021 schon zehn Prozent erreicht, was eine Verfünffachung gegenüber 2019 bedeute. Bis 2025 dürfte ihr Marktanteil dank weiterer Produktionskapazitäten sowie neuer Modelle auf 30 Prozent klettern und in den Folgejahren weiter zulegen.

Unter den Premiumherstellern nennt der Experte BMW als seinen "Top Pick". Er hat die Beobachtung der Aktie mit der Anlageempfehlung "Outperform" aufgenommen. Das Kursziel von 127 Euro verspricht ein Aufwärtspotenzial von fast einem Drittel. Die Münchener zählten mit ihrer Bilanz-, Margen- und Finanzstärke zu den Klassenbesten in der Branche. Sie hätten zudem 2021 den Absatz mit Elektrofahrzeugen mehr als verdoppelt und strebten im laufenden Jahr ein ähnlich starkes Wachstum an. Vor diesem Hintergrund sollten die Aktien den eklatanten Bewertungsrückstand zur globalen Konkurrenz sowie zu den Kursen in der Vergangenheit aufholen.

Die Beobachtung von Mercedes-Benz nahm Carlson bei einem Kursziel von 90 Euro ebenfalls mit "Outperform" auf. Die Stuttgarter hätten mit der Abspaltung der Nutzfahrzeugsparte und der Umbenennung ein neues Kapitel in der langen Unternehmensgeschichte aufgeschlagen. Der BMW-Konkurrent sei gut aufgestellt, um den bis 2030 angestrebten Wandel hin zu einem reinen Hersteller von Elektro-Premiumautos zu bewältigen.

Für Volkswagen (VW) spreche derweil mehr als die Premiummarken Audi und Porsche, so Carlson weiter. Nach dem Dieselskandal hätten sich die Wolfsburger trotz der damit verbundenen, hohen Barmittelabflüsse stark auf die Elektrifizierung ihres Markenportfolios sowie eine Effizienzsteigerung fokussiert. Daher bewertet er die VW-Vorzugsaktie ebenfalls mit "Outperform" bei einem Kursziel von 225 Euro.

Dagegen sieht der Analyst die Zulieferer angesichts der sich verändernden Bedürfnisse der Hersteller in einer schwierigen Lage. Eine Zukunft hätten nur die Zulieferer, deren Produkte die Autobauer nicht ohne weiteres selbst herstellen könnten./gl/tih/jha/

Gemäß der Einstufung "Outperform" erwartet die Credit Suisse in den nächsten 12 Monaten eine überdurchschnittliche Gesamtrendite der Aktie im Vergleich zu den anderen von dem Analysten beobachteten Werten derselben Branche. Analysierendes Institut Credit Suisse.

Veröffentlichung der Original-Studie: 16.02.2022 / 21:06 / UTC

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 17.02.2022 / 03:57 / UTC