Die IG Metall fordert in den anstehenden Verhandlungen über einen neuen Haustarifvertrag für die 125.000 VW-Beschäftigten in Westdeutschland acht Prozent höhere Löhne bei zwölf Monaten Laufzeit. Die große Tarifkommission der bei dem Wolfsburger Autobauer besonders stark vertretenen Industriegewerkschaft begründete dies am Mittwoch mit der gestiegenen Inflation und exzellenten Geschäftszahlen von Volkswagen. "Unsere materielle Tarifforderung passt in die Zeit", erklärte Verhandlungsführer Thorsten Gröger. Die Inflation vernichte Wohlstand, relativiere Einkommen und bringe viele Haushalte in wirtschaftliche Schieflage.

Die Gewerkschaft werde ihre Argumente im Herbst in die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber einbringen, erklärte Gröger. "Zur Not auch mit großer Mobilisierung der Beschäftigten auf der Straße und vor den Werkstoren!" Neben einer dauerhaft wirkenden Lohnerhöhung verlangt die Gewerkschaft eine Verlängerung des Tarifvertrages für Altersteilzeit, Verbesserungen bei der Entgeltumwandlung in freie Tage und die Übernahme von Semesterbeiträgen für dual Studierende.

Volkswagen teilte mit, man habe die Position der IG Metall zur Kenntnis genommen, werde die Forderung der Gewerkschaft aber nicht vor Beginn der Tarifgespräche kommentieren.

Bei VW handelt die IG Metall für die Mitarbeiter in den sechs westdeutschen Werken, dem konzerneigenen Finanzdienstleister Financial Services und einigen Tochtergesellschaften traditionell einen Haustarif aus. Die Lohnforderung entspricht der, die die Gewerkschaft angesichts hoher Gewinne von Autokonzernen wie BMW und Mercedes-Benz für die bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie aufgestellt hat. Zeitversetzt zur gesamten Branche soll bei VW ab Oktober verhandelt werden. Die Friedenspflicht endet am 30. November. Ab dann kann die Gewerkschaft zu Warnstreiks aufrufen.

(Bericht von Jan C. Schwartz, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)