München (Reuters) - Die deutschen Profi-Fußballvereine wollen keine Milliarden von Finanzinvestoren.

Die Pläne der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Beteiligung eines Investors an den Medienrechten scheiterten am Mittwoch auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Frankfurt, wie Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke einräumte. Mit 20 Ja- und elf Nein-Stimmen bei fünf Enthaltungen verfehlte die DFL die nötige Zweidrittel-Mehrheit. "Damit ist das Thema ab heute beendet. Das ist Demokratie", zeigte sich Watzke sichtbar enttäuscht. Die Geschäftsführung der DFL hatte sich vom Einstieg eines Finanzinvestors rund zwei Milliarden Euro erhofft. Doch zuvor hatten Vereine wie der 1.FC Köln ebenso Stimmung dagegen gemacht wie Fan-Gruppierungen, die vor einem "Ausverkauf" des Fußballs warnten.

Der scheidende Interims-Geschäftsführer des Liga-Verbandes DFL, Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt), mahnte, das Nein werde "die Schere in der Bundesliga eher auseinandergehen" lassen. Die großen Vereine profitierten davon, weil sie sich leichter selbst vermarkten könnten. Die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga als Ganzes im internationalen Vergleich sei "vielen wohl nicht so wichtig", sagte Hellmann, der Ende Juni wieder zur Eintracht zurückkehrt. Für die abschließenden Verhandlungen wäre er einige Monate länger geblieben.

Für eine Finanzspritze von rund zwei Milliarden Euro sollte ein Finanzinvestor mindestens für 20 Jahre mit 12,5 Prozent an den Erlösen aus der medialen Vermarktung der Fußball-Bundesliga beteiligt werden. Zuletzt waren noch die Investoren Advent, CVC und Blackstone im Rennen. Die bankenkritische Organisation Finanzwende begrüßte die Entscheidung: "Die Kommerzialisierung des Fußballs wird damit zwar nicht zurückgedreht, aber eine neue Dimension der Profitorientierung ist damit erfolgreich verhindert", sagte Finanzwende-Experte Jorim Gerrard.

Vereine hatten kritisiert, dass die zusätzlichen Gelder nach dem sportlichen Erfolg verteilt werden sollten. Watzke - im Hauptberuf Geschäftsführer von Borussia Dortmund - sagte, die wohlhabenden Klubs wie der BVB und Bayern München hätten von der Beteiligung des Investors keine Vorteile gehabt. "Es sollte uns niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen. Solidarischer kann man nicht sein." Er deutete an, dass die Nein-Stimmen in der geheimen Abstimmung vor allem von Vereinen aus der 2. Liga gekommen seien. "Damit werden wir umgehen müssen." Hellmann und sein Mit-Geschäftsführer Oliver Leki (SC Freiburg) hatten in den vergangenen Wochen noch einmal für den Deal geworben, der im September begonnen hatte - vergeblich.

Die DFL wollte mit Hilfe des Investors zwei Schwachpunkte des deutschen Fußballs ausgleichen: Bei den Einnahmen aus dem Verkauf der Medienrechte an Fernsehen, Radio und Online-Medien scheint der Zenit überschritten; bei der Vergabe für die laufende Rechteperiode (bis 2024/25) musste die Bundesliga zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten finanzielle Abstriche machen. Außerdem hinkt sie bei der Auslandsvermarktung der englischen Premier League und der spanischen Liga hinterher. In Asien oder Südamerika zieht sie deutlich weniger Fans in ihren Bann als die beiden Top-Ligen. Hier wollte die DFL mit einer eigenen Streaming-Plattform aufholen.

Die Konsequenzen der Entscheidung seien vielen Vereinen nicht klar gewesen, sagte Leki. Ein "Weiter so" werde schwierig. "Wo kommen Sicherheit und Stabilität für die Bundesliga her?" fragte DFL-Co-Chef Hellmann. Eine Aufnahme von Krediten als Alternative lehnt Watzke ab: "Sich bis an die Halskrause zu verschulden - da mache ich nicht mit." Er muss nun schnell eine neue Führung für die DFL suchen. Persönliche Konsequenzen lehnte er ab - schließlich habe eine Mehrheit zugestimmt, wenn auch nicht genug: "Man kann jetzt nicht sagen: Macht doch Euren Mist alleine."

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)