Der Finanzchef des Dax-Aufsteigers Delivery Hero, Emmanuel Thomassin, hält die Augen nach möglichen Zukäufen offen.

"Wir schauen uns jede M&A-Transaktion in der Welt in unser Industrie an", sagte er am Donnerstag im Interview mit Reuters TV. Das frische Geld, dass sich die Berliner im Januar sowie im Sommer über die Ausgabe von Wandelanleihen sowie neuen Aktien beschafft haben, gebe dem Essenslieferdienst die Möglichkeit dabei selbst aktiv zu werden.

Die Corona-Krise, die Essenslieferdiensten einen Boom beschert, hat die Konsolidierung in der Branche noch mal angeheizt. So schnappte sich Just Eat Takeaway.com nach dem Deutschland-Geschäft von Delivery Hero und dem britischen Anbieter Just Eat auch noch den US-amerikanischen Rivalen Grubhub. Thomassin rechnet damit, dass Fusionen und Übernahmen in der Branche weiterhin auf der Tagesordnung stehen. Delivery Hero gehe es in erster Linie darum, die Marktführerschaft in den mehr als 40 Ländern, in denen das Unternehmen tätig ist, zu festigen. Fondsmanager Michael Muders von Union Investment sagte dazu: "In der Essenslieferbranche muss man gleich aggressiv expandieren, sonst hinkt man hinterher und kann das nie wieder aufholen. Deswegen ist die Strategie von Delivery Hero absolut nachvollziehbar. Schnelles Wachstum kostet eben aber Geld."

Am Mittwochabend hatte die Deutsche Börse bekanntgegeben, dass der insolvente Zahlungsabwickler Wirecard nach dem milliardenschweren Bilanzskandal im Dax von Delivery Hero ersetzt wird. Die Änderungen werden am Montag wirksam. Auf Kritik daran, dass das Unternehmen nun zwar in der ersten Börsenliga mitspielt, aber kein Deutschlandgeschäft besitzt, ging Thomassin indirekt ein: "Deutschland ist unsere Herkunft. Hier sind wir gestartet. Wir wollen hier präsent sein."

Binnen zwölf Monaten hat das Delivery-Hero-Papier mehr als 122 Prozent zulegt. Am vorletzten Tag im MDax ging es allerdings mehr als zwei Prozent nach unten.