Datum: 28. Nov 2017| Deutsche Börse Photography Foundation

Die vier Finalisten für den Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2018 sind Mathieu Asselin, Rafal Milach, Batia Suter und Luke Willis Thompson.

Die Arbeiten der diesjährigen Finalisten hinterfragen mit sehr unterschiedlichen stilistischen Ansätzen und visuellen Formaten in kritischer Weise die Produktion und Manipulation von Wissen und politischen Systemen. So umfassen die Projekte zum einen eine scharfe Auseinandersetzung mit dem Biotech-Riesen Monsanto (Asselin), eine Untersuchung der auf den ersten Blick harmlos erscheinenden Methoden staatlicher Einflussnahme und Propaganda (Milach), eine enzyklopädische Sammlung visueller Assoziationen, die veranschaulichen, wie sich die relative Bedeutung gedruckter Bilder abhängig von ihrem Kontext verschieben kann (Suter), sowie eine sehr bewegende filmische Studie über Trauer, die sich mit den persönlichen Folgen visueller Darstellung und medialer Verbreitung befasst (Willis Thompson). Sowohl gemeinsam als auch einzeln betrachtet regen die vier Projekte zu einer künstlerischen Erforschung der Mechanismen von Sichtbarkeit und Verschleierung an und hinterfragen die Bedeutung und Rolle der bildhaften Darstellung in der Gegenwartskultur.

Die Arbeiten der Finalisten werden zunächst in der Photographers' Gallery in London (23. Februar - 3. Juni 2018) und anschließend im Rahmen der Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain 2018 im MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt gezeigt. Die Bekanntgabe des Gewinners erfolgt am 17. Mai im Rahmen einer Preisverleihung in der Photographers' Gallery.

2018 feiert der Photography Prize sein 21-jähriges Bestehen und behauptet seine Rolle als renommierte Auszeichnung von besonderer künstlerischer Begabung, herausragenden Leistungen und Innovation. Der Photography Prize wurde 1997 von der Londoner Photographers' Gallery ins Leben gerufen und wird gemeinsam mit der Deutsche Börse Photography Foundation vergeben. Der mit 30.000 £ dotierte Preis wird an einen lebenden Fotokünstler beliebiger Nationalität vergeben, der im Zeitraum vom 1. September 2016 bis 30. September 2017 in Form einer Ausstellung oder Publikation in Europa einen bedeutenden Beitrag zum Medium Fotografie geleistet hat. Der Photography Prize widmet sich dem Ausstellen fotografischer Arbeiten aus allen Genres, die außergewöhnliche Standpunkte und einen erfahrenen Umgang mit der fotografischen Praxis aufweisen.

Mathieu Asselin (geb. 1973, Frankreich) wurde für sein Werk Monsanto A Photographic Investigation (Actes Sud, 2017) nominiert. Mathieu Asselins akribische Recherche über die lange Geschichte des globalen Biotechnologiekonzerns Monsanto führt dem Betrachter in hunderten von Dokumenten und Fotografien die zerstörerischen Auswirkungen des Konzerns in ökologischer wie in ökonomischer Hinsicht vor Augen. Er zeigt damit Monsantos zynische Bemühungen, sein negatives Bild in der Öffentlichkeit reinzuwaschen. Im Laufe seiner umfassenden fünfjährigen Recherche reiste Asselin durch Vietnam und die USA auf der Suche nach Menschen und Orten, die auf dramatische Weise durch die Folgen von Monsanto betroffen sind. Das Ergebnis seiner entschlossenen Herangehensweise ist eine überwältigende Sammlung, die die Praktiken des Konzerns offenlegt und aufzeigt, wie Monsantos nahe Zukunft aussehen kann.

Rafal Milach (geb. 1978, Polen) wurde für seine Ausstellung Refusal (12. Mai - 18. Juni 2017, Atlas Sztuki Gallery, Lodz, Polen) nominiert. Rafal Milachs künstlerische Arbeit befasst sich mit den gängigen soziotechnischen Systemen staatlicher Einflussnahme und ideologischer Manipulation von Meinung und Wahrnehmung. Milach richtet seinen Fokus auf ehemalige Sowjetstaaten wie Weißrussland, Georgien, die Ukraine, Aserbaidschan und Polen und spürt den Propagandamechanismen und ihrer visuellen Darstellung in Architektur, städtebaulichen Projekten und Gegenständen nach. Refusal zeigt unter anderem Fotografien von handgearbeiteten Objekten, die der Künstler in staatlichen Einrichtungen und Schachschulen entdeckt hat. Sie erschaffen optische Illusionen, deren augenscheinliche Harmlosigkeit sich im Kontext grundlegend verändert und die versinnbildlichen, wie der menschliche Verstand beeinflusst und kontrolliert werden kann. Darüber hinaus zeigen sowjetische Fernsehsendungen soziale Experimente und staatliche Labors, die gesellschaftliches Verhalten untersuchen und beispielhaft die Prozesse der Manipulation und Bedeutungsverschiebung zugunsten einer bestimmten Darstellung des Staates aufzeigen.

Batia Suter (geb. 1967, Schweiz) wurde für ihre Publikation Parallel Encyclopedia #2 (Roma, 2016) nominiert. Batia Suters umfangreiches Kompendium ist eine bildbasierte Abfolge subjektiver Assoziationen, aus denen sich visuelle Dialoge und neue Konstellationen ergeben. Sie verdeutlicht, wie unser Verständnis der physischen Welt und ihrer Geschichte sowie verschiedener Kulturen und Orte durch den Kontext beeinflusst wird, in dem sie dargestellt werden. Die Bilder sind Fundstücke aus rund 1.000 Veröffentlichungen und wurden von Suter zu verschiedenen Themen und Narrativen gruppiert. In Summe setzen sie sich mit dem Wesen der Bilder und dem Prozess ihrer Rezeption auseinander.

Mit ihrem neuen Werk, das an die 2007 erschienene erste Parallel Encyclopedia anknüpft, greift Batia Suter erneut die Ikonisierung von Bildern auf. Indem sie diese in neuen und anderen Kontexten arrangiert, zeigt sie so die Möglichkeiten der visuellen Bearbeitung auf. Suters künstlerischer Ansatz ist persönlich und intuitiv. Sie hat zahlreiche Bilder ausgewählt, die letztlich zeigen, wie Botschaften durch die Platzierung von Bildern beeinflusst bzw. manipuliert werden können.

Luke Willis Thompson (geb. 1988, Neuseeland) ist für das Werk autoportrait (23. Juni - 27. August 2017 in der Chisenhale Gallery, London, Vereinigtes Königreich) nominiert worden. Luke Willis Thompsons Installation zeigt auf einem einzelnen Bildschirm den 35 mm Schwarz-Weiß-Film autoportrait, ein stummes Portrait von Diamond Reynolds. Reynolds musste am 6. Juli 2016 in Minnesota, USA mitansehen, wie ihr Partner Philando Castile von einem Polizisten erschossen wurde. Reynolds hatte die Situation unmittelbar nach den tödlichen Schüssen gefilmt und über Facebook Live veröffentlicht. Ihr Video wurde daraufhin mehr als sechs Millionen Mal angeklickt.

Im November 2016 nahm Thompson Kontakt zu Reynolds und ihrem Anwalt auf und schlug Reynolds eine künstlerische Zusammenarbeit vor, um eine ästhetische Antwort auf die Videoaufnahme von Reynolds zu finden. Dieses Werk soll mit dem öffentlichen Bild von Reynolds brechen, welches durch die Momentaufnahme einer Frau im Angesicht von Gewalt und einem nicht versiegenden Nachrichtenfluss zementiert worden ist. Im Juni 2017 wurde das Originalvideo von Reynolds der Jury vor Gericht als Beweisstück vorgespielt. Trotz der Fülle des vorliegenden Bildmaterials, wurde der Polizist, der Castile erschossen hat, freigesprochen. autopotrait verfolgt die Frage der Wirkung von Reynolds' Aufnahme, vor dem Hintergrund nach wie vor vorherrschender rassistischer Machtstrukturen.

Die Jury für den Deutsche Börse Photography Prize 2018 setzt sich zusammen aus:
Gordon MacDonald, Kurator und Editor; Penelope Umbrico, Künstlerin; Duncan Forbes, Kurator und Gastlektor an der Westminster University; Anne-Marie Beckmann, Direktorin der Deutsche Börse Photography Foundation; sowie Brett Rogers, Direktorin The Photographers' Gallery als Jury-Vorsitzende ohne Stimmrecht.

Anmerkung für die Redaktion:
Im Anhang finden Sie eine Übersicht zu den Pressebildern, gern senden wir Ihnen auf Anfrage die Motive in druckfähiger Qualität.

Ansprechpartner für die Medien:
Deutsche Börse Photography Foundation:
Leticia Adam
Tel. +49 69 211 1 15 00
Leticia.adam@deutsche-boerse.com

The Photographers Gallery
Emma Pettit
oder Grace O'Connor at Margaret Tel +44 (0) 20 7739 8203 emma@margaretlondon.com or grace@margaretlondon.com

Deutsche Börse Photography Foundation
Die Deutsche Börse Photography Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Frankfurt. Die Schwerpunkte der Stiftungsaktivitäten liegen im Bereich Sammeln, Ausstellen und Fördern von zeitgenössischer Fotografie. Im Jahr 1999 hat die Gruppe Deutsche Börse mit dem Aufbau ihrer Sammlung zeitgenössischer Fotografie begonnen. Der weitere Ausbau der Art Collection Deutsche Börse, die aktuell mehr als 1.700 Arbeiten von über 120 internationalen Künstlern umfasst, gehört zu den zentralen Aufgaben der Stiftung. Die Sammlung und ein wechselndes Ausstellungsprogramm sind öffentlich zugänglich. Gemeinsam mit der Photographers' Gallery in London vergibt die Foundation jährlich den renommierten Deutsche Börse Photography Foundation Prize. Weitere Schwerpunkte sind die Nachwuchsförderung, die Unterstützung von Ausstellungsprojekten internationaler Museen und Institutionen sowie der Ausbau von Plattformen für den wissenschaftlichen Austausch über das Medium.
Mehr Informationen finden sie unter www.deutscheboersephotographyfoundation.org.

Geschichte des Deutsche Börse Photography Foundation Prize
Der Photography Prize wurde 1997 von der Photographers' Gallery ins Leben gerufen und feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Der Preis gilt als einer der renommiertesten internationalen Kunstpreise, der im Laufe der Jahre vielen Fotografen den Weg zu einer großen Karriere geebnet hat. Bis zum Beginn der Zusammenarbeit zwischen der Photographers' Gallery und der Gruppe Deutsche Börse als Titelsponsor im Jahr 2005 war der Preis noch unter dem Namen Citigroup Photography Prize bekannt. Seit 2016 wird der Preis unter dem Namen Deutsche Börse Photography Foundation Prize vergeben, die gemeinnützige Stiftung widmet sich der Sammlung, Ausstellung und Förderung zeitgenössischer Fotografie. Gewinnerin des Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2017 war Dana Lixenberg für ihre Publikation 'Imperial Courts 1993-2015' (Roma Publishing). Weitere ehemalige Gewinner sind Trevor Paglen, Paul Graham, Juergen Teller, Rineke Dijkstra, Richard Billingham, John Stezaker und Adam Broomberg & Oliver Chanarin.

The Photographers' Gallery
Die Photographers' Gallery eröffnete 1971 in der Great Newport Street in London als erste unabhängige Galerie mit Schwerpunkt Fotografie im Vereinigten Königreich. In dieser ersten öffentlichen Galerie des Landes wurden seither viele namhafte Künstler der internationalen Fotografie ausgestellt, darunter Juergen Teller, Robert Capa, Sebastião Salgado und Andreas Gursky. Die Galerie hat wesentlich dazu beigetragen, zeitgenössische britische Fotografen wie Martin Parr und Corinne Day bekannt zu machen. Im Jahr 2009 zog die Galerie in die 16-18 Ramillies Street in Soho um und bewältigte damit den ersten Schritt in ihrem Plan, ein Zuhause für die Fotografie des 21. Jahrhunderts zu schaffen. In den letzten vier Jahrzehnten hat der Erfolg der Photographers' Gallery dazu beigetragen, Fotografie als eine anerkannte Form der Kunst zu etablieren, neues Publikum für die Fotografie zu gewinnen und ihr einen festen Platz im Zentrum der visuellen Kunst zu verschaffen. www.thephotographersgallery.org.uk

Deutsche Börse AG veröffentlichte diesen Inhalt am 28 November 2017 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 28 November 2017 14:56:05 UTC.

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