Fluggesellschaften und Reiseveranstalter hoffen auf ein Ende der globalen Corona-Reisewarnung der Bundesregierung für Länder außerhalb Europas ab September.

"Die Uhr tickt, die Reiseveranstalter brauchen Klarheit, welche Fernreiseziele machbar sind", sagte der Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Torsten Schäfer, am Dienstag. Der DRV fordert schon länger, das Auswärtige Amt müsse nach der bis 31. August geltenden pauschalen Reisewarnung länderspezifisch vorgehen. Denn es gebe Reiseziele wie Tunesien und die Malediven, wo die Covid-Infektionslage einen sicheren Urlaub ermögliche.

Spätestens zu Beginn der Herbstferien ab Anfang Oktober verlagert sich die Nachfrage Sonnenhungriger auf südliche Länder außerhalb Europas. Einige Reiseveranstalter wie zum Beispiel DER Touristik sagten wegen der unsicheren Aussichten Fernreisen bis 30. September bereits ab. Um Kunden für die Reisen im Oktober zu gewinnen, lockt DER mit der Option kostenlosen Umbuchens bis 14 Tage vor Reisebeginn. Für die schwer von der Pandemie getroffene Branche bleibt das Geschäft ein Kampf. Pauschalreisen werden bei behördlichen Reisewarnungen in der Regel abgesagt, weil die Kunden dann abgeschreckt werden und stornieren können. Anfang August kamen die Veranstalter - vor allem dank der Aufhebung der Reisewarnung innerhalb der EU Mitte Juni - auf ein Drittel des Vorjahresumsatzes. Für September/Oktober zählten sie Ende Juli gut ein Fünftel der Buchungen im Vergleich zum Vorjahresstand.

TOURISTEN MÜSSEN IM HOTEL BLEIBEN

Die Verbraucher buchen sehr kurzfristig und müssen ständig auf Änderungen der Corona-Lage gefasst sein. So stiegen im Sommer durch das Reisen und um sich greifende Sorglosigkeit die positiven Corona-Tests etwa in Spanien, Kroatien und zuletzt in Regionen Frankreichs so stark, dass die Bundesregierung wieder Warnungen aussprach. Zugleich führen die in Deutschland steigenden Corona-Fälle dazu, dass die Zielländer wieder restriktiver mit den Einreisen werden. Tunesien zum Beispiel stuft Deutschland ab dieser Woche auf seiner Risiko-Länderliste von grün auf orange hoch. Das heißt für Pauschalreisende, sie müssen zwar keinen negativen Corona-Test vorlegen, aber Regeln zum Gesundheitsschutz müssen eingehalten werden. Das bedeutet etwa: Touristen müssen im Hotel und bei Ausflügen unter Aufsicht der Reiseleitung bleiben.

Mit den Reiseveranstaltern dringen auch die Fluggesellschaften auf differenziertes Vorgehen bei den Reisewarnungen. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Peter Gerber, beklagte vergangene Woche, dass 80 Prozent des Marktes durch Reisebeschränkungen in der Pandemie beeinträchtigt sind. "Wenn wir wollen, dass der Luftverkehr sich wieder selber finanzieren kann, müssen die Blockaden enden." Für Lufthansa und den Ferienflieger Condor sind die USA, das Land mit den meisten Positiv-Tests, ein wichtiges Zielland. Der BDL appellierte an die Bundesregierung deshalb, ihre Hinweise auch nach Regionen innerhalb von Ländern zu differenzieren. "Es macht keinen Sinn, Länder in der Größe von China oder den USA pauschal als Risikogebiet auszuweisen, wenn diese im Inneren ein höchst unterschiedliches Infektionsgeschehen haben", erklärte der BDL.

Die Lufthansa will zusammen mit großen US-Airlines die USA und die EU außerdem dazu bewegen, im Rahmen eines Pilotprojekts Einreisen unter der Bedingung einer Corona-Testpflicht für die Passagiere zuzulassen. Angesichts der lahmenden Nachfrage kündigte die Lufthansa-Gruppe zudem nun an, Fluggäste könnten bis Ende des Jahres auf allen Strecken mehrfach kostenlos umbuchen[L8N2FR4P3].