Von Steffen Gosenheimer
NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Börsen haben sich am Freitag auf einem schmalen Grat zwischen Konjunkturzuversicht und Rezessionssorgen bewegt. Hintergrund war der deutlich besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht für Juni. Einerseits zeigte er keine negativen Folgen auf die schon erfolgten Zinserhöhungen und sprach somit für eine starke Konjunktur; anderseits befeuerte er die Sorgen vor weiter aggressiven Zinserhöhungen durch die US-Notenbank, die zuvor bereits von einem überhitzten Arbeitsmarkt sprach. Stark steigende Zinsen könnten aber nicht nur das Wachstum verlangsamen, sondern auch in eine Rezession münden, so die Befürchtung an den Finanzmärkten.
Im Handelsverlauf gewannen aber die Optimisten die Oberhand, die darauf setzen, dass am Ende eine weiche Landung möglich sein wird. "Das gibt der Fed etwas mehr Zuversicht, dass sie aggressiver vorgehen kann, ohne den Arbeitsmarkt ernsthaft zu schädigen", kommentierte Anlageexpertin Mona Mahajan von Edward Jones, ergänzte aber: "An irgendeinem Punkt wird es die Konjunktur treffen".
Nach Abgaben im Eröffnungsgeschäft drehten die Indizes zum Mittag nach oben und verteidigten kleine Gewinne zumindest bis kurz vor dem Handelsende. Die Konjunkturzuversicht schlug auch am Ölmarkt durch, die Ölpreise stiegen um rund 2 Prozent.
Der Dow-Jones-Index gab um 0,1 Prozent auf 31.338 Punkte minimal nach. Für den S&P-500 ging es ebenfalls minimal zurück nach zuvor vier Tagen in Folge mit Gewinnen, die Nasdaq-Indizes schlossen knapp im Plus. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 1.624 (Donnerstag:2.527) Kursgewinner und 1.610 (725) -verlierer. Unverändert schlossen 146 (133) Titel.
Am Anleihemarkt fielen die Kurse, die Renditen stiegen also, passend zu den untermauerten Zinserhöhungserwartungen. Die Zehnjahresrendite legte um 8 Basispunkte auf 3,08 Prozent zu. Die Renditekurve blieb damit invers, was Rezessionsgefahr signalisiert.
Lohnanstieg im erwarteten Rahmen
Während die Arbeitslosenquote trotz deutlich mehr als erwartet geschaffener Stellen unverändert bei 3,6 Prozent blieb, bewegte sich der Anstieg der Stundenlöhne im erwarteten Rahmen mit 5,1 Prozent zum Vorjahr. Ein Lohnwachstum auf diesem anhaltend hohen Niveau halte den Druck auf die Notenbank hoch, gegen die Inflation vorzugehen, sagten Beobachter.
Der Dollar zeigte sich unter dem Strich wenig verändert, zumal sich an den Zinserwartungen nichts geändert hatte. Der Euro kostete zuletzt 1,0180 Dollar, im Tagestief war er schon für 1,0072 zu haben gewesen.
Mit Spannung wird nun auf die in der kommenden Woche anstehenden US-Inflationsdaten gewartet. Die Verbraucherpreise sollen im Juni zum Vormonat um 1,0 Prozent gestiegen sein, im Jahresvergleich um 8,8 Prozent. Es wäre der höchste Zuwachs in den USA seit Dezember 1981.
Musk mit Twitter-Auskunft unzufrieden
Für die Twitter-Aktie ging es um 4,8 Prozent abwärts. Wie die Washington Post unter Berufung auf informierte Personen berichtete, hält das Team um den übernahmewilligen Tesla-Chef Elon Musk die angeforderten und von Twitter vorgelegten Informationen für unzureichend. Hintergrund sind Bedenken von Musk, dass viele Nutzerkonten auf der Plattform gefälscht sein könnten, was der Übernahme im Weg stehen könnte. Twitter teilte unterdessen mit, wegen des abflauenden Geschäfts und der möglicherweise anstehenden Übernahme Stellen zu streichen.
Gamestop fielen um 4,9 Prozent, nachdem auch der Videospielehändler Stellenkürzungen gemeldet hatte und auch die Trennung von seinem Finanzvorstand. Am Vortag war der Kurs mit der Nachricht über einen Aktiensplit noch um 15 Prozent nach oben geschossen.
Levi Strauss gewannen 1,0 Prozent, nachdem der Jeanshersteller mit Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen hatte. Auf Enttäuschung stieß der Ausblick des Schmierstoffherstellers WD-40. Die Aktie knickte um fast 15 Prozent ein.
Diebold Nixdorf machten einen Satz um 25,7 Prozent nach oben. Hier sorgte eine Hochstufung auf "Outperform" durch Wedbush für Käufe.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 31.338,15 -0,1% -46,40 -13,8% S&P-500 3.899,38 -0,1% -3,24 -18,2% Nasdaq-Comp. 11.635,31 +0,1% 13,96 -25,6% Nasdaq-100 12.125,69 +0,1% 16,64 -25,7% US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 3,11 +9,1 3,02 237,7 5 Jahre 3,13 +9,1 3,04 186,7 7 Jahre 3,15 +7,6 3,07 170,7 10 Jahre 3,08 +7,8 3,00 156,8 30 Jahre 3,26 +7,6 3,19 136,3 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:18 Do, 17:06 % YTD EUR/USD 1,0181 +0,2% 1,0162 1,0173 -10,5% EUR/JPY 138,55 +0,2% 137,81 138,28 +5,9% EUR/CHF 0,9943 +0,5% 0,9894 0,9897 -4,2% EUR/GBP 0,8463 +0,1% 0,8466 0,8477 +0,7% USD/JPY 136,08 +0,0% 135,64 135,93 +18,2% GBP/USD 1,2030 +0,1% 1,2005 1,2000 -11,1% USD/CNH (Offshore) 6,6847 -0,1% 6,7064 6,7019 +5,2% Bitcoin BTC/USD 21.776,70 +0,6% 21.839,83 20.973,54 -52,9% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 104,71 102,73 +1,9% 1,98 +45,1% Brent/ICE 107,04 104,65 +2,3% 2,39 +42,9% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.741,69 1.740,06 +0,1% +1,63 -4,8% Silber (Spot) 19,30 19,22 +0,4% +0,08 -17,2% Platin (Spot) 898,00 876,73 +2,4% +21,28 -7,5% Kupfer-Future 3,53 3,58 -1,5% -0,05 -20,5% YTD zu Vortagsschluss
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July 08, 2022 16:09 ET (20:09 GMT)