Genf (awp) - Givaudan hat seine defensive Stärke bewiesen. Der Aromen- und Duftstoffhersteller profitierte in der Coronakrise vom Ansturm auf Lebensmittel und Gesundheitsprodukte. Es gab aber auch Geschäftsteile, die unter der Pandemie litten. Insbesondere die stark von Duty-Free-Shops abhängige Luxusparfümerie kam unter die Räder.

Insgesamt wuchs das Genfer Unternehmen im ersten Halbjahr aber weiter und verdiente mehr. Der Umsatz stieg um 4,1 Prozent auf 3,22 Milliarden Franken, wobei beide Divisionen zum Wachstum beitrugen. Der Betriebsgewinn EBITDA stieg derweil um 11,3 Prozent auf 734 Millionen und die entsprechende Marge auf 22,8 von 21,3 Prozent. Der Reingewinn lag um 8,7 Prozent höher bei 413 Millionen, wie Givaudan am Dienstag mitteilte.

Damit gelang es Givaudan, bei der Profitabilität die Erwartungen zu übertreffen. Neben den vom Unternehmen hervorgehobenen Produktivitätsgewinnen und der Kostendisziplin, spielten hier auch die stabilen Rohstoffpreise ein wichtige Rolle.

Lebensmittel und Gesundheitsartikel in Krise gefragt

Givaudan darf denn auch getrost als Krisengewinner bezeichnet werden. Nicht nur profitierte das Unternehmen davon, dass seine Aromen und Düfte in vielen Produkten des täglichen Bedarfs vorkommen und damit auch in Krisenzeiten gefragt sind, sondern teilweise gerade auch wegen der Krise von einer gestiegenen Nachfrage - sprich von einem gewissen Hamstereffekt bei Konsumgütern.

So verzeichnete der Branchenprimus etwa in den Bereichen Haushalts-, Gesundheits- und Körperpflege sowie bei verpackten Lebensmitteln, kulinarischen Aromen, Snacks und Nutrazeutika eine starke Nachfrage.

Luxusparfümerie leidet unter Corona

Es gab aber auch Segmente, die wegen der Coronakrise Federn lassen mussten. So verkauften sich Luxusparfüms und kosmetische Wirkstoffe in der Krise nicht mehr so gut. Aber auch der Food-Service-Bereich litt, da wegen der staatlichen Lockdown-Massnahmen die Ausser-Haus-Verpflegung deutlich zurückging.

So verursachte die Covid-19-Pandemie insbesondere bei den Luxusparfümen einen starken Einbruch. Denn mit dem Einbruch des Flugverkehrs schlossen auch viele Duty-Free-Shops und diese machen üblicherweise rund 30 Prozent der Parfüm-Verkäufe aus.

Reibungslose Rückkehr zur Normalität

Givaudan-Chef Gilles Andrier relativierte den "erheblichen" Rückgang im Geschäft mit Luxusparfümen allerdings. Denn zum einen mache der Bereich nur etwa 8 bis 9 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Und zum anderen zeichne sich bereits eine Erholung ab.

Konkret verweist der CEO auf die USA, wo bereits einige Geschäfte für Luxusparfüms wieder geöffnet hätten. Allerdings müssten diese erstmal ihre gelagerten Bestände an Parfümen loswerden. Es könnte also noch etwas dauern, bis die Kunden wieder bestellten.

Überhaupt tut sich der Givaudan-Chef schwer damit zu beziffern, wann die Luxusparfüme wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Dies werde aber stark von der Wiedereröffnung der Duty-Free-Shops abhängen.

Für die Gruppe insgesamt erwartet Andrier aber einen sanften Übergang zur Normalität mit einem ungebrochenen Wachstum. Dabei profitiere Givaudan von seinem komplementären Produktportfolio: Bereiche, die von der Pandemie profitiert hätten, würden mit Abflauen der Krise zwar wieder zur Normalität zurückkehren, dafür andere aber gleichzeitig wiedererstarken.

Keine zusätzlichen Ausschüttungen an Aktionäre

Trotz der starken Resultate zum ersten Halbjahr sind allerdings keine zusätzlichen Ausschüttungen an die Aktionäre geplant. Vielmehr will Givaudan die komfortablen Liquiditäts-Ausstattung dazu nutzen, die mit den vielen Akquisitionen angewachsenen Schulden abzubauen.

Dennoch bestätigte die Gruppe ihre Dividendenpolitik: Bisher gab es in jedem Jahr seit dem Börsengang im Jahr 2000 eine Erhöhung der Dividende. Auch wurden wie gewohnt die Mittelfristziele bestätigt.

In Analystenkreisen wurden die Semesterzahlen derweil positiv aufgenommen. Als beindruckend bezeichneten viele Experten die hohe Profitabilität. Im Aktienkurs schlugen sich die positiven Kommentare allerdings nicht so recht nieder.

Nach einem Kursanstieg kurz nach Börsen-Eröffnung hatten die Titel zwar bei 3'825 Franken ein neues Allzeithoch markiert, fielen danach aber bis um 14.25 Uhr auf 3'766 Franken (-0,5%).

jl/rw