Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

VINCENZ-PROZESS: Bei der Aufhebung des Bezirksgerichtsurteils im Fall des ehemaligen Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz widerspricht sich das Zürcher Obergericht laut "SonntagsZeitung" selber: Die Oberrichter stützen sich auf Argumente, die bereits zweimal vom Bundesgericht widerlegt wurden. Der zentrale Einwand betrifft die fehlende Übersetzung der Anklage auf Französisch für einen der Beschuldigten und die teilweise fehlende Präzision der Anklage. "Nicht nur die Staatsanwaltschaft reagiert empört und moniert, dass sowohl das Obergericht als auch das Bundesgericht entschieden hätten, dass die Übersetzungsleistung genüge. Zudem spricht und schreibt der Angeklagte recht gut Deutsch, was neu aufgetauchte E-Mails aus den Untersuchungsakten belegen. Auch hat er vor Gericht keine Kosten für Übersetzungen geltend gemacht, sondern betont, dass er die Anklage verstanden habe", schreibt die SoZ. Zudem habe das Obergericht selber einen Antrag auf Übersetzung im Jahr 2020 abgelehnt. ("SonntagsZeitung" S. 1 und 35)

RUAG MRO: Nach Präsident Nicolas Perrin verlässt auch dessen Stellvertreter Heinz Liechti den Rüstungskonzern Ruag MRO. Das bestätigen mehrere Quellen gegenüber "SonntagsBlick", wie die Zeitung schreibt. Liechti steht wie Perrin in der Kritik, die Skandale bei der Ruag nicht in den Griff bekommen zu haben. Konkret kritisiert ein Insider Liechtis Rolle bei der Ruag Innovation Organisation (RIO), die jährlich 13 Millionen Franken kostet. Offiziell laufen dort "die Fäden für innovative Ideen und Produkte zusammen". Die Einheit solle der Ruag helfen, "neue Kunden zu gewinnen, alternative Business-Modelle zu entwickeln und sich in weiteren Märkten zu etablieren". Allerdings gilt RIO Ruag-intern als Groschengrab. ("SonntagsBlick" S. 22f.)

GLENCORE: Vor rund zehn Jahren gewährte der Zuger Rohstoffkonzern Glencore dem Tschad ein Darlehen von 1,45 Milliarden US-Dollar, wie der "SonntagsBlick" schreibt. Diesen Betrag sollte das afrikanische Land in den Jahren darauf in Form von Rohstofflieferungen zurückerstatten. Der Handel erwies sich für den Tschad als fatal. In den Wochen und Monaten nach Vertragsabschluss fiel der Ölpreis in den Keller. Die Folge: Tschad musste fast die gesamte nationale Ölproduktion an Glencore abliefern - und geriet in eine verheerende Schuldenspirale. Nun zeigen Dokumente, die dem "SonntagsBlick" und der britischen Investigativplattform Source Material zugespielt wurden: Ein Geschäftsmann aus Kamerun, der massgeblich am umstrittenen Ölhandel beteiligt war und dabei offiziell die Interessen von Tschad vertrat, arbeitete insgeheim für Glencore und erhielt dafür 14,5 Millionen über eine Firma mit Sitz in der Karibik. Der Rohstoffkonzern erklärte laut der Zeitung in einer Stellungnahme: "Glencore hat intensiv mit den verschiedenen Behörden kooperiert." Und beim Kredit an Tschad habe man sich mittlerweile geeinigt: "Der Kredit konnte Ende 2022 mit Unterstützung aller Beteiligten erfolgreich restrukturiert werden." ("SonntagsBlick" S. 32-34)

TX GROUP: Der Verlagskonzern TX Group plant laut der "NZZ am Sonntag" die Schliessung von drei Druckereien. In einem Dokument an Immobilieninvestoren werden die drei Druckerei-Liegenschaften in Zürich, Bern und Lausanne sowie Büros zum Kauf angeboten. Das Dokument nennt auch mögliche Schliessungszeitpunkte für den Druckereibetrieb. Für den Standort Zürich wird 2029 angegeben. Die letzte der drei Druckereien soll gemäss dem Papier 2032 schliessen, wie die Zeitung weiter schreibt. Allerdings hatte die TX Group bereits an ihrem Investorentag im Dezember 2022 bekannt gegeben, dass verschiedene Möglichkeiten für die optimale Eigentümerstruktur der Immobilien geprüft würden. "Die Überarbeitung der Immobilienstrategie ist ein laufender Prozess mit offenem Ausgang", erklärte die TX Group am Sonntag in einer Stellungnahme auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP: "Gleichzeitig befindet sich Tamedia aktuell in der Entwicklung einer neuen Unternehmensstrategie. Diese Strategie umfasst auch den Druck und die Druckzentren. Mögliche Schliessungen und Schliessungsdaten sind nicht bekannt, der Strategieprozess ist noch im Gang. Das Unternehmen wird zum gegebenen Zeitpunkt die Details zur neuen Unternehmensstrategie der Öffentlichkeit kommunizieren." ("NZZ am Sonntag" S. 29)

SWISS: Die Swiss hat ihr eigenes Mineralwasser nach knapp drei Jahren wieder aufgegeben. Der Vertrag mit Hersteller Ramseier sei Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen, sagte ein Swiss-Sprecher gegenüber dem Luftfahrtportal "Aerotelegraph" vom Samstag. Die neue Ausschreibung hat der Bündner Wasserabfüller Valser gewonnen, der zu Coca-Cola gehört. ("Aerotelegraph")

MIGROS: Im "Migros-Magazin" erscheinen immer weniger Artikel ohne Bezug zum "orangen Riesen". Grund dafür ist laut den Tamedia-Zeitungen vom Samstag eine neue Strategie: Nur noch jede zehnte Seite des "Migros-Magazins" darf unabhängige Themen präsentieren. 60 Prozent müssen einen direkten Bezug zum Supermarktsortiment aufweisen. Und 30 Prozent der Seiten sind Konzernthemen vorbehalten - etwa den eigenen Industriebetrieben oder der Migros-Bank. "Die 60-30-10-Regel gilt seit vergangenem Sommer, wie mehrere Quellen aus der Migros bestätigen. Die Medienstelle macht keine Aussagen zur neuen Ausrichtung", hiess es weiter. Ab Montag erscheint das "Migros-Magazin" in der West- und Deutschschweiz in neuer Aufmachung. ("Tages-Anzeiger" S. 9)

STROM: Noch vor einem Jahr zitterte das Land vor dem Blackout. Der Bundesrat rief mit dramatischen Appellen zum Energiesparen auf. Diesen Winter sieht alles ganz anders aus, wie die «NZZ am Sonntag" schreibt. Die Schweiz hat in der kalten Jahreszeit mehr Strom ins Ausland verkauft, als sie importieren musste. Das zeigen neuste Marktdaten, die das Bundesamt für Energie für die "NZZ am Sonntag" ausgewertet hat. Diese zeigen von Oktober bis Februar einen Exportüberschuss von 700 Gigawattstunden. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 175'000 Vierpersonenhaushalten. Für den GLP-Chef Jürg Grossen zeigen die neuen Zahlen, dass die Energiewende auf Kurs ist. "Es ist bemerkenswert, dass wir nur ein Jahr nach der Mangellage einen solchen Winter erleben." Auch der oberste Stromaufseher bestätigt die komfortable Lage: "Bis jetzt haben wir über den ganzen Winter gesehen eine leicht positive Bilanz", sagt Werner Luginbühl. "Wir haben eine gute Situation." ("NZZ am Sonntag" S. 11)

ARBEIT: Teilzeitarbeit ist in der Schweiz laut einer Umfrage beliebt: Nur 30 Prozent der Befragten bevorzugen eine Vollzeittätigkeit. Die Präferenz für Teilzeit nimmt mit dem Alter gar zu, wie eine neue Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte bei 1900 Beschäftigten im Alter von 18 bis 64 Jahren in der ganzen Schweiz zeigt, wie die Tamedia-Zeitungen am Samstag schreiben. Von den Männern arbeiten gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) nur 18 Prozent Teilzeit. Aber deutlich mehr als die Hälfte würden dies gern tun, wenn sie die Wahl hätten. Bei den über 50-Jährigen würden zwei Drittel Teilzeit bevorzugen, bei den Jüngeren knapp 60 Prozent. Bei den Frauen entspricht die aktuelle Situation besser den Wünschen der Beschäftigten. Die Teilzeitquote beträgt hier gemäss BFS 57 Prozent, den Wunsch nach Teilzeit äussern mehr als 70 Prozent. ("Tages-Anzeiger" S. 7)

SANKTIONEN: Auf der jüngsten Sanktionsliste, die das Vereinigte Königreich im Zusammenhang mit Massnahmen gegen Russland am Donnerstag veröffentlicht hat, sticht ein Name hervor: Niels Troost. Zusammen mit Troost gelangt auch das in Genf ansässige Unternehmen Paramount Energy & Commodities SA auf die Liste Londons, wie die "Neue Zürcher Zeitung" am Samstag schreibt. Die britischen Behörden werfen Troost vor, mit dem Rohstoffhandelsunternehmen Paramount verbunden zu sein, das daran beteiligt sei, "Vorteile von der russischen Regierung zu erhalten oder diese zu unterstützen". Bereits im vergangenen Jahr hatte London eine Tochtergesellschaft des Schweizer Unternehmens mit Sanktionen belegt: die in Dubai angesiedelte Paramount Energy & Commodities DMCC. (NZZ S. 25)

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