ESSEN/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Essener Baukonzern Hochtief arbeitet mit prall gefüllter Kasse weiter an einer milliardenschweren Übernahme des spanischen Mautstraßenbetreibers Abertis. Ein solcher Zusammenschluss würde beiden Unternehmen "erhebliche Vorteile" bringen, heißt es in dem am Mittwoch in Düsseldorf vorgelegten Geschäftsbericht des Unternehmens. Ende vergangenen Jahres war Hochtief mit einer Offerte über 18,6 Milliarden Euro in das Bieterrennen um Abertis eingestiegen und übertrumpft damit ein Angebot über 16,5 Milliarden Euro des italienischen Konkurrenten Atlantia. Abertis betreibt in 14 Ländern Mautstraßen mit einer Länge von 8400 Kilometern und gilt als hoch profitabel.

Dank guter Geschäfte der Auslandstöchter hat Hochtief im abgelaufenen Jahr deutlich mehr verdient als ein Jahr zuvor. Aber auch in Europa lief es besser für die im MDax notierte Gesellschaft. Der bereinigte Gewinn stieg 2017 um ein Viertel auf 452,3 Millionen Euro. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren, die mit 3,38 Euro je Aktie eine 30 Prozent höhere Dividende bekommen sollen. Der Umsatz legte knapp 14 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro zu. Die Hochtief-Aktie verlor im Nachmittagshandel mehr als 3 Prozent.

Aufgrund der prall gefüllten Auftragsbücher und guter Aussichten auf noch mehr Aufträge zeigt sich das Unternehmen optimistisch für das laufende Jahr. Hochtief habe für 2018 in Nordamerika, in der Region Asien-Pazifik und Europa relevante Objekte im Wert von rund 500 Milliarden Euro identifiziert, schrieb Unternehmenschef Marcelino Fernandes Verdes in einem Brief an die Aktionäre. Hochtief peile deshalb für 2018 einen um Sondereffekte bereinigten Konzerngewinn von 470 bis 520 Millionen Euro an.

Im Ringen um eine Übernahme von Abertis ist der Essener Baukonzern noch längst nicht am Ziel. Nachdem vor gut zwei Wochen die EU-Kommission grünes Licht für eine Übernahme gegeben hatte, fehlt immer noch die bereits seit längerem erwartete Zustimmung der spanischen Börsenaufsicht CNMV. Erst damit wäre der Startschuss für ein milliardenschweres Bieterrennen gefallen, dessen Ausgang allerdings völlig ungewiss ist. Denn Atlantia hatte bereits angedeutet, die Offerte noch einmal deutlich erhöhen zu können.

Insgesamt könnte es für Hochtief mit einem Übernahmevolumen von bis zu 35 Milliarden Euro inklusive der Schulden des Autobahnbetreibers um eine der größten deutschen Auslandsübernahme aller Zeiten gehen. Doch der Essener Baukonzern hatte in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass die Schulden des Autobahnbetreibers in direktem Zusammenhang mit verschiedenen Projekten stehen.

Sollte stattdessen der italienische Konkurrent Atlantia zum Zuge kommen, würde der größte Mautstraßenbetreiber der Welt aus der Taufe gehoben.

Im vergangenen Jahr konnte der spanische Autobahnbetreiber Abertis seinen Gewinn um 13 Prozent auf 897 Millionen Euro deutlich erhöhen. Der Umsatz kletterte gleichzeitig ebenfalls um 13 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro./mne/uta/she/jha/

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