(neu: Überarbeitung und Schlusskurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der gesenkte Ausblick des Chipherstellers Infineon ist von den Anlegern am Mittwoch letztlich mit Missmut aufgenommen worden. Es half auch nicht, dass etliche Analysten betonten, dass die gesenkte Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr 2017/18 lediglich der Euro-Stärke im Vergleich zum US-Dollar geschuldet sei und die gute operative Entwicklung im ersten Geschäftsquartal lobten. Die Aktie büßte letztlich als einer der schwächsten Dax-Werte 1,01 Prozent auf 23,41 Euro ein. Damit schloss sie nur wenig über ihrem tiefsten Stand seit Jahresbeginn.

Mit einem Plus von 2,5 Prozent hat sich die Infineon-Aktie bisher im noch jungen Börsenjahr nur minimal besser als der deutschen Leitindex entwickelt. 2017 hatte der Halbleiterhersteller mit einem Kursanstieg von 38 Prozent noch zu den Lieblingen im Dax gehört.

Ungeachtet des währungsbedingt getrübten Ausblicks empfehlen die meisten Analysten Infineon weiter zum Kauf und liegen mit ihren Kurszielen deutlich über dem aktuellen Bewertungsniveau. Entsprechend bleibt daher in den nächsten Tagen abzuwarten, ob sich nicht doch eine positive Lesart der jüngsten Unternehmensnachrichten durchsetzen werde, kommentierte ein Börsianer. Zudem habe mit Samsung auch ein anderes Branchenunternehmen mit erfreulichen Meldungen aufgewartet, hieß es. Der südkoreanische Technologieriese berichtete dank seines boomenden Chip-Geschäfts über weiter sprudelnde Unternehmensgewinne im Schlussquartal 2017.

Thomas Becker von der Commerzbank gehört zu jenen, die Infineon mit "Buy" bewerten und sieht im gesenkten Ausblick von Infineon keine Nachfrageschwäche. Stattdessen verwies ers auf die Wechselkursveränderungen. Das Autogeschäft habe im ersten Quartal besser abgeschnitten als gedacht und damit die etwas schwächeren Sparten für Industrie- und Sicherheitschips ausgeglichen.

Händler verwiesen aber darauf, dass die Markterwartungen an das operative Jahresergebnis deutlich zurückgehen dürften. Und das Bankhaus Metzler stufte Infineon ab und rät mit einem auf 20 Euro gesenkten Kursziel nun zum Verkauf.

Auch Malte Schaumann vom Analysehaus Warburg Research zeigte sich mit einem "Halten"-Votum sowie einem Kursziel von 18 Euro für die Infineon-Aktie vorsichtiger als die meisten anderen Experten. Er sieht ebenfalls den starken Euro als Grund dafür, dass die Münchener ihr Ziel für das Umsatzwachstum 2017/18 gesenkt haben und nur noch mit 3 bis 7 Prozent rechnen (zuvor: 7 bis 11 Prozent). Doch bisher sei in der durchschnittlichen Analystenschätzung zum Umsatzwachstum dieser negative Währungseffekt noch nicht berücksichtigt. Die jüngste Konsensschätzung sei - ähnlich wie Infineon - von einem Umsatzanstieg von 8,7 Prozent ausgegangen, betonte der Experte./gl/ck/tav/ck/tos