Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Lufthansa Group hat ihre Prognose für das operative Ergebnis im vergangenen Jahr voraussichtlich erreicht. Im Fokus der Anleger dürfte der überraschende Wechsel von Finanzvorstand Remco Steenbergen zum Schweizer Pharmakonzern Sandoz stehen. Der Lufthansa-Konzern hatte am 22. Februar eine Verkleinerung seines Vorstandes angekündigt. Neben Steenbergen scheiden drei weitere Vorstände aus. Dass die Lufthansa ihren Vorstand umbauen wolle, sei bereits bekannt gewesen, so die Analysten der DZ, das Ausmaß sei jedoch überraschend und der Abgang des Finanzvorstands nicht vorgesehen gewesen.

Weitere Themen bei der Bilanzvorlage am Donnerstag dürften die zahlreichen Tarifkonflikte im Konzern, der abgesagte Teilverkauf der Wartungssparte Lufthansa Technik und der Ausblick sein.


   WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN: 

VORSTAND: Die Deutsche Lufthansa baut ihren Vorstand grundlegend um: Das Gremium wird von sechs auf fünf Mitglieder verkleinert und die Vorstandsressorts neu geordnet. Zur Jahresmitte gehen vier Vorstandsmitglieder, zwei neue wurden bereits bestellt: Christina Foerster, Harry Hohmeister und Detlef Kayser scheiden zum 30. Juni aus - und am 1. Juli treten Grazia Vittadini, die von Rolls Royce kommt, und Swiss-CEO Dieter Vranckx in den Vorstand ein. Außerdem geht überraschend auch Finanzvorstand Remco Steenbergen, und zwar bereits nach Ablauf der Jahreshauptversammlung am 7. Mai. Ein Nachfolger wird gesucht, solange übernimmt Personalvorstand Michael Niggemann das Finanzressort. Er und Konzernchef Carsten Spohr bleiben im Amt. Anleger dürften nach den Hintergründen für die Neuausrichtung des Gremiums und den überraschenden Abschied von Steenbergen fragen, der im Juli in gleicher Position bei Sandoz antritt.

LUFTHANSA TECHNIK: Der Konzern hat den geplanten Verkauf von Anteilen an Lufthansa Technik Ende November überraschend abgesagt und bleibt alleiniger Eigentümer der Wartungsparte. Die inzwischen veränderte Marktentwicklung bei Triebwerken eröffne neue Perspektiven für das Wartungsgeschäft, begründete der Konzern seine Entscheidung. Angesichts der anhaltenden Herstellerprobleme - insbesondere bei Triebwerken - sei der strategische Wert der Sparte gestiegen. Mit dem Wachstumsprogramm "Ambition 2030" soll die "weltweit führende Position" in der technischen Betreuung von Flugzeugflotten weiter ausgebaut werden. Investoren dürften sich fragen, welche Überlegungen zu dieser Entscheidung geführt haben und ob sie langfristig angelegt ist oder ob ein Verkauf oder Börsengang wirklich vom Tisch ist.

KAPAZITÄT: Der Konzern hat seine angebotene Kapazität nach Ende der Pandemie kontinuierlich erhöht, sie soll 2024 auf rund 95 Prozent des Vorkrisenniveaus steigen, von geplanten rund 85 Prozent im vergangenen Jahr. Analysten gehen jedoch davon aus, dass sich die Nachfrage abschwächen wird, was zu einem Druck auf die sogenannten Stückerlöse, also den Erlös geteilt durch die angebotenen Sitzkilometer, führen könnte.

TARIFKONFLIKTE: Während der Corona-Pandemie hatten die Gewerkschaften mit dem in Schieflage geratenen Airlinekonzern Krisentarifverträge abgeschlossen und Zugeständnisse gemacht. Seit Beginn der Erholung von der Pandemie sieht sich die Lufthansa Group immer wieder mit Tarifkonflikten und Warnstreiks in verschiedenen Bereichen und Tochtergesellschaften konfrontiert. In den ersten drei Monaten des Jahres streikten unter anderem bereits die Piloten des Ferienfliegers Discover und von Brussels Airlines, bei Lufthansa Technik, Lufthansa Aviation Training und Lufthansa Technical Training legten Beschäftigte die Arbeit nieder. Und am Donnerstag, wenn der Konzern seine Geschäftszahlen für 2023 vorstellt und zur Bilanzpresse- und Analystenkonferenz einlädt, soll der nächste zweitägige Warnstreik des Bodenpersonals beginnen. Personalvorstand Michael Niggemann warf der Gewerkschaft vor, den Tarifkonflikt bewusst zu eskalieren, statt ihn zu lösen.

Darüber hinaus wird das Geschäft des Konzerns immer wieder durch Tarifkonflikte an den Flughäfen, etwa beim Sicherheitspersonal, belastet. Investoren dürften sich fragen, wann endlich Ruhe einkehrt.

Die Aktie des Unternehmens ist im MDAX gelistet. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und Gesamtjahr 2023:


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.                              PROG  PROG  PROG 
4. QUARTAL                     4Q23  ggVj  Zahl   4Q22 
Umsatz                        9.566   +8%    18  8.877 
EBIT bereinigt                  419  -27%    19    575 
EBIT-Marge bereinigt            4,4    --    --    6,5 
Ergebnis nach Steuern/Dritten   206  -33%    19    307 
Ergebnis je Aktie              0,13  -50%     3   0,26 
Free Cashflow bereinigt        -141    --    12    786 
 
.                              PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                     Gj23  ggVj  Zahl   Gj22 
Umsatz                       36.279  +11%    19 32.770 
EBIT bereinigt                2.697  +79%    20  1.509 
EBIT-Marge bereinigt            7,4    --    --    4,6 
Ergebnis nach Steuern/Dritten 1.824 +131%    20    791 
Ergebnis je Aktie              1,48 +124%    14   0,66 
Free Cashflow bereinigt       1.633  -35%    15  2.526 
Dividende je Aktie             0,23    --    16   0,00 
 
.                              PROG  PROG 
GESAMTJAHR                     Gj24  Zahl 
Umsatz                       38.531    19 
EBIT bereinigt                2.673    20 
EBIT-Marge bereinigt            6,9    -- 
Ergebnis nach Steuern/Dritten 1.797    20 
Ergebnis je Aktie              1,52    15 
Free Cashflow bereinigt       1.630    15 
Dividende je Aktie             0,32    16 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Marge in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen für das Ergebnis je Aktie und die Dividende von S&P Global Intelligence.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com

DJG/sha/mgo

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March 06, 2024 23:45 ET (04:45 GMT)