FRANKFURT (awp international) - Das Feriengeschäft läuft in Deutschland nach den harten Corona-Jahren wieder auf Hochtouren. Reiseveranstalter berichten von bisher starken Buchungen. Deutsche Fluggesellschaften blicken einigermassen entspannt aufs neue Jahr, auch wenn das Sitzplatzangebot knapper bleibt als in anderen Ländern Europas.

Hoffnungen auf Preissenkungen sollten sich Feriengänger allerdings nicht machen. "Die Ticketpreise bleiben hoch - wie andere Preise auch", kündigte Lufthansa-Chef Carsten Spohr unlängst an.

Die Preise für Pauschalreisen dürften nach Einschätzung des Deutschen Reiseverbandes DRV - wenn überhaupt - nur moderat steigen. Allerdings könnte die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Luftverkehrsteuer den Sommerurlaub für viele Millionen Menschen aus Deutschland deutlich verteuern, warnt Verbandspräsident Norbert Fiebig. Vor Bekanntwerden der Pläne gingen mehrere grosse Veranstalter im Schnitt von Preiserhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich aus.

Erstmals seit Corona haben Reisebüros und Veranstalter dem DRV zufolge wieder ein normales Reisejahr verzeichnet. "Die Umsätze mit Veranstalterreisen konnten - getrieben durch eine hervorragende Sommersaison - die des Rekordjahres 2019 übertreffen. Die Frühbucher sind zurück und auch die Pauschalreise", berichtet DRV-Präsident Fiebig.

Airlineverband sagt Gewinnanstieg voraus

Die deutschen Fluggesellschaften blicken einigermassen entspannt auf das neue Jahr, auch wenn die Ampel-Koalition kurz vor Jahresschluss eine erhöhte Ticketsteuer als zusätzliche Geldquelle auserkoren hat. Flugreisen werden dadurch noch teurer, auch wenn Details noch fehlen.

Laut Prognose des Airlineverbandes IATA werden die Gewinne global und auch im Einzelmarkt Europa moderat weiter steigen. Für 2024 erwartet IATA-Chefökonom Andrew Matters, dass die europäischen Gesellschaften 7,9 Milliarden Dollar (6,9 Mrd Franken) Gewinn einfliegen nach 7,7 Milliarden Dollar im laufenden Jahr.

Auf dem deutschen Markt bleibt das Angebot an Sitzplätzen weiter knapper als in anderen europäischen Ländern, die Preise sinken aber auch im globalen Massstab nicht. Wenngleich gerade die touristischen Anbieter mehr Flüge starten, bleibt das Gesamtangebot in Deutschland deutlich unter den Werten aus dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019.

Nach Auswertung des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) wird das Sitzplatzangebot bis einschliesslich Mai 2024 lediglich 84 Prozent des Niveaus von 2019 erreichen. Im übrigen Europa werden hingegen 102 Prozent erwartet.

Der Lufthansa-Konzern als mit Abstand grösster Anbieter wollte sein Angebot 2024 um rund 10 Punkte auf 95 Prozent des Vorkrisenniveaus steigern, muss aber wegen fehlender Personal-, Flugzeug- und Abfertigungskapazitäten erneut Flüge streichen, um den Betrieb stabil zu halten. Nach heftigen Preissteigerungen im Jahr 2023 hat Konzernchef Spohr das Publikum bereits auf konstant hohe Ticketpreise eingestimmt, weil das Angebot der Nachfrage weiter hinterherhinkt. Die höhere Ticketsteuer kommt jetzt noch einmal oben drauf für alle Passagiere, die von einem deutschen Flughafen starten.

Chef der Flugsicherung erwartet Rückkehr der Billigflieger

Für mehr Flüge könnten allenfalls die grossen Direktflieger wie Ryanair, Wizz und Easyjet sorgen, die im abgelaufenen Jahr eher einen Bogen um deutsche Flughäfen mit ihren hohen Gebühren geflogen sind. Bis 2034 will Branchen-Primus Ryanair seine Passagierzahl von aktuell 184 Millionen auf mehr als 300 Millionen Gäste steigern und wird dafür auch auf den deutschen Markt nicht verzichten können.

Flugsicherungschef Arndt Schoenemann erwartet daher eine baldige Rückkehr der Billigflieger, die sich derzeit auf wenige deutsche Airports wie Nürnberg, Köln oder Hahn beschränken. Vorerst kämpfen die Iren aber mit den Folgen der Lieferprobleme beim US-Hersteller Boeing und verfügen wie die meisten Airlines über weniger Flugzeuge als gewünscht./mar/ceb/DP/zb