NEW YORK (dpa-AFX) - Während der Konkurrent Uber vor seiner Erstnotiz steht wird der Börsengang von Lyft immer mehr zum Verlustgeschäft für die Aktionäre der ersten Stunde. Nachdem der Fahrdienstvermittler seine Anleger am Vorabend nach Börsenschluss auf tiefrote Zahlen einstimmte, verschärften die Papiere am Mittwoch ihre Talfahrt. Durch einen Kursrutsch um nochmals mehr als 7 Prozent kosten sie neuerdings nur noch 55 US-Dollar. Wer Ende März beim Börsengang zum Zuge kam, hat so mittlerweile 23 Prozent weniger Wert im Depot.

"Der ganze Optimismus angesichts der Kursrally zum Börsengang ist dahin", sagte Michael Hewson vom Broker CMC Markets. In der Tat war die Lyft-Aktie Ende März noch verheißungsvoll gestartet und am ersten Handelstag in der Spitze bis auf 88,60 Dollar gestiegen. Dann aber ging es für einige Tage im Eiltempo bergab, ihren Ausgabepreis von 72 Dollar hat die Aktie in den vergangenen vier Wochen nicht mehr wieder gesehen.

Wie Lyft nun am Vorabend bei der ersten Zahlenvorlage seit dem Börsengang ankündigte, werde dieses Jahr das verlustreichste in der Unternehmensgeschichte - unter anderem weil die Firma massiv in Service-Stationen sowie neues Geschäft mit elektrischen Fahrrädern und Tretrollern investieren möchte. Im ersten Quartal war der um Vergütungen beim Börsengang bereinigte Verlust im Jahresvergleich jedoch auf 211,5 Millionen Dollar gesunken. Analysten hatten hier im Schnitt sogar mit einem höheren Fehlbetrag gerechnet.

Am Markt wird nun aber darüber spekuliert, ob die Kursentwicklung und die Geschäftsperspektiven von Lyft auch ein schlechtes Omen für den Börsengang des Marktführers Uber ist. "Die Quartalszahlen helfen nicht gerade, die Sorgen über die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells zu vertreiben", kommentierte Hewson die Situation. Bei Anlegern gibt es nach wie vor Zweifel, ob Fahrdienst-Vermittler am Ende profitabel wirtschaften können. Auch Uber schreibt hohe Verluste.

Uber will vermutlich am Freitag in New York an die Börse gehen. Der Börsengang wird größenmäßig wohl ein jahrelang nicht gesehenes Niveau erreichen. Zuvor gerät das Unternehmen aber wegen Streikaufrufen unter Druck. In Australien und Großbritannien protestierten Fahrer am Mittwoch gegen schlechte Arbeitsbedingungen. Der britischen Gewerkschaft IWGB zufolge ist es den Fahrern ein Dorn im Auge, dass der Börsengang Investoren enorme Einnahmen beschere, während ihre eigene Bezahlung weiter sinke.

Am Donnerstag wird erwartet, dass Uber den endgültigen Ausgabepreis für seine Papiere bekannt gibt. Laut US-Medien hält sich die Nachfrage nach den Papieren bislang in Grenzen, im "Wall Street Journal" und bei CNBC war am Mittwoch übereinstimmend von der Mitte der Preisspanne von 44 bis 50 Dollar oder vielleicht sogar unterhalb der 47 Dollar die Rede. Damit würde Ubers Gesamtbewertung deutlich unter der Marke von 90 Milliarden US-Dollar bleiben./tih/stk