Basel (awp) - Der Pharmakonzern Roche will seine Diagnostikdivision behalten, die deutlich von der Coronapandemie profitiert. "Es besteht kein Interesse an einem Spin-off", sagte Verwaltungsratspräsident Christoph Franz am Dienstag in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (online).

Gerade die Pandemie habe gezeigt, wie eng Diagnostik und Therapie zusammenspielen würden. "Es ist genau unsere Strategie, das Konzept der personalisierten Medizin voranzutreiben und Arzneien besonders gezielt einzusetzen. Wenn Roche diesen Ansatz künftig mit digitalen Hilfsmitteln unterstützen kann, werden die Synergien zwischen den beiden Divisionen noch klarer erkennbar", so Franz.

Auf die Frage, ob Roche eine dritte Division für Technologie und ­Datenmanagement schaffen werde, sagte er: "Wir sehen das tatsächlich als Dreiklang. Aus grossen Datenbanken und ihrer Analyse lassen sich Erkenntnisse für gezielte Therapien gewinnen. Ob sich daraus eine dritte Division entwickelt, wird stark davon abhängen, ob sie eigenständig Geld verdienen kann. Wir sind hier noch in einem frühen Stadium."

Zurückhaltung bei Grossübernahmen

Sehr zurückhaltend sei Roche bei Grossübernahmen. "Integrationsarbeit bedeutet immer auch Ablenkung. Wir ziehen es vor, kleinere Unternehmen zu finden, die dann möglichst eigenständig innerhalb von Roche agieren", meinte der Roche-Präsident im Interview weiter.

Einem Einstieg in die Impfstoffproduktion erteilte der deutsch-schweizerische Doppelbürger eine Absage: "Wir sind sehr engagiert in der Bekämpfung der Pandemie, aber Roche hat nie Impfstoffe entwickelt und hat es auch nicht vor." Impfstoffe seien ein spezielles Gebiet. Das habe nicht nur mit der Wissenschaft zu tun, sondern auch mit der Produktion. In kürzester Zeit müssten Hunderte von Millionen Dosen bereitgestellt werden. "Das braucht ein anderes Know-how als das klassische Pharmageschäft."

Ein Rückkauf von eigenen Titeln von der Börse sei kein Thema. "Es ist uns wichtig, weiterhin genug Mittel für kleine und grössere Zukäufe zu haben. Roche ist wegen ihrer Eigentümerstruktur nicht darauf ausgerichtet, in grossem Stil Eigenkapital zu beschaffen. Umgekehrt pflegen wir nicht die Philosophie, Mittel in Titelrückkäufe zu investieren", sagte der VR-Präsident. Die Besitzerfamilie teile den Wunsch, das Geld lieber in das Stammgeschäft zu investieren.

Die grössere Ausschüttung an die Aktionäre soll indes fortgesetzt werden: "An der Generalversammlung befinden die Aktionäre über die 34. Erhöhung in Folge. Ich bin zuversichtlich, diese Politik weiterführen zu können", sagte Franz.

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