BASEL (dpa-AFX) - Roche kann mit einem ersten wichtigen Studienerfolg in seinem Kampf gegen Fettleibigkeit punkten. Wie Daten aus einer frühen klinischen Studie mit dem jüngst übernommenen Kandidaten CT-388 zeigen, war das Mittel sehr wirksam. So hat die einmal wöchentliche Behandlung mit dem Kandidaten innerhalb von nur sechs Wochen zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 18,8 Prozent geführt, teilten die Basler am Donnerstag mit. Das ist auch im Vergleich zu den bereits zugelassenen Abnehmspritzen viel, wie es von Analysten hieß.

An der Börse kam die Studiendaten sehr gut an. Die Aktien zogen zuletzt um 3,8 Prozent auf 236,10 Franken an und zählten damit zu den besten Werten im Schweizer Leitindex SMI.

Mit den deutlichen Kursgewinnen bei Roche verstärken sich die Zeichen einer Kursstabilisierung. Die Papiere hatten seit dem Ende des Corona-Booms kräftig Federn gelassen. Von Kursen von 400 Franken hatte sich die Papiere in rund zwei Jahren fast halbiert.

Auch auf den Blutzuckerspiegel hatte der Kandidat eine normalisierende Wirkung, teilte Roche weiter mit. Allerdings handelt es sich hierbei noch um sehr frühe klinische Daten (Phase-I-Studie), bei der zunächst auch die Verträglichkeit getestet wird.

Analyst Peter Welford vom Investmenthaus Jefferies sprach von günstigen Daten. Es liege aber noch ein weiter Weg vor einer möglichen Zulassung. Zudem sei das Potenzial in dem hart umkämpften Markt schwer abzuschätzen. Es bleibe abzuwarten, ob sich die hohen Kosten für den Wirkstoff rechnen werden. Analyst Stefan Schneider von der Schweizer Investmentbank Vontobel rechnet mit einer Markteinführung frühestens gegen Ende des Jahrzehnts.

Den Kandidaten hatte Roche im Zuge der Milliarden-Übernahme des US-Unternehmens Carmot Therapeutics Anfang Dezember gekauft. Rund drei Milliarden US-Dollar haben sich die Basler den Einstieg in den Kampf gegen Fettleibigkeit kosten lassen.

Mit der Übernahme hatte sich Roche verschiedene Produkt-Kandidaten ins Haus geholt, die zur Behandlung von Fettleibigkeit bei Patienten mit und ohne Diabetes eingesetzt werden können. Sie alle basieren auf dem neuartigen GLP-1-Wirkmechanismus, um den es zuletzt viel Medienwirbel gab. Der Kandidat CT-388 gehört ebenfalls zu der Klasse dieser Inkretin-basierten Medikamente, die darauf abzielen, den Blutzucker zu regulieren und den Appetit zu zügeln.

Zu den bereits zugelassenen Medikamenten gehört Tirzepatide von Eli Lilly, ebenfalls ein GLP-1/GIP Agonist. Hier schreibt Analyst Marcel Brand der Züricher Kantonalbank, im Schnitt erwarteten Analysten 2030 einen Umsatz von 24 Milliarden US-Dollar in der Diabetes-Indikation (Mounjaro) und von 23 Milliarden in der Fettleibigkeits-Indikation (Zepbound).

Das weckt Fantasie. Immerhin ist der Kandidat von Roche in puncto Gewichtsverlust vergleichbar effektiv wie das Mittel von Eli Lilly. Allerdings erzielt der Roche-Wirkstoff diesen Verlust in einem deutlich kürzeren Zeitraum als das bereits zugelassene Mittel./hr/rw/AWP/mne/jha/