BERLIN (dpa-AFX) - In der Diskussion um das Vorkasse-Prinzip bei Flugreisen fordert die Verbraucherzentrale ein Zusammenkommen von Politik, Luftverkehrsbranche und Verbraucherschützern. Die für Verbraucherschutz zuständige Bundesministerin Steffi Lemke (Grüne) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sollten "einen Runden Tisch unter Beteiligung der Airlines, Flughäfen und Verbraucherverbände einrichten, um eine Veränderung der Vorkassepraxis vorzubereiten", sagte Mobilitätsexpertin Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale Bundesverband dem "Handelsblatt" (Montag). Die EU-Fluggastrechteverordnung biete Verbrauchern derzeit zwar ein gutes Schutzniveau. "Doch oft müssen sie auf die Entschädigung zu lange warten."

Jungbluth verlangte zudem, Reisenden im Fall von Flugausfällen oder Verspätungen automatische Entschädigungen zu ermöglichen. "Gestrandete Passagiere müssen ihr Recht mit wenigen Klicks geltend machen können", sagte sie. Die Ergebnisse einer Schlichtung sollten für die Fluggesellschaften nach Ablauf einer Widerspruchsfrist bindend sein.

Generell aber sollten Urlauber nach Ansicht der Verbraucherschützer beim Buchen von Flügen oder Reisen nicht mehr vorab zu Kasse gebeten werden. "Passagiere sind es leid, den Airlines zinslose Kredite zu geben, bei abgesagten Flügen auf den Kosten sitzenzubleiben oder im schlimmsten Fall das Risiko einer Insolvenz tragen zu müssen". Die Vorkasse-Praxis bei Flugbuchungen müsse von der Bundesregierung reformiert werden.

Niedersachsen will mit einer Bundesratsinitiative das Vorkasse-Prinzip bei Flugreisen abschaffen. Anlass für die Initiative seien die chaotischen Zustände bei der Abfertigung von Reisenden an mehreren deutschen Flughäfen in diesem Sommer, hieß es./red/DP/mis