FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien des Stahlkonzerns Salzgitter haben am Freitag nach der Bilanzvorlage ihr anfängliches Kursplus nicht lange halten können. Nachdem die Aussagen in den Anfangsminuten zunächst positiv angekommen waren, setzte sich bei Anlegern schnell eine negative Sicht auf die Bilanz und den Ausblick durch. Die Papiere gehörten gegen Mittag mit gut 1,9 Prozent Abschlag zu den schwächsten Werten im Index der kleineren Werte SDax. Zuvor hatten sie ein weiteres Tief seit Ende Oktober erreicht.

Ein Händler hatte bereits in der Frühe moniert, die Neuigkeiten des Konzerns hörten sich alles in allem leicht negativ an. So seien die Zahlen für 2023 etwas unter dem Konsens ausgefallen und 2024 werde zunächst noch ein schwaches erstes Quartal erwartet. Die meisten Branchenkenner erkannten in der Bilanz Licht und Schatten.

Salzgitter hatten im vergangenen Jahr deutlich gesunkene Stahlpreise und die sich abkühlende Konjunktur zu schaffen gemacht, der Konzern musste einen Umsatz- und Gewinnrückgang hinnehmen. Nun rechnet der Stahlkonzern damit, dass sich das Marktumfeld im Verlauf des Jahres zunehmend aufhellt.

Jefferies-Experte Cole Hawthorn bemängelte insbesondere ein unerwartet schwaches viertes Quartal: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei deutlich niedriger ausgefallen als von Branchenanalysten im Schnitt erwartet. Den Ausblick des Unternehmens wertete er unterdessen positiv, da er bisher selbst sogar noch vorsichtiger auf das Jahr geblickt hatte. Die Prognose von Salzgitter dürften nun seiner Meinung nach die Markterwartungen stützen, die näher an den Konzernzielen gewesen seien. JPMorgan-Experte Moses Ola verwies indes darauf, dass Salzgitter im Vergleich zur Konkurrenz pessimistischer auf den Stahlmarkt in Europa schaue.

Für Gesprächsstoff sorgten unter Experten auch die geplanten Investitionen, deren Volumen laut Ola für 2024 um rund die Hälfte höher als gedacht ausfällt. Christian Obst von der Baader Bank merkte dabei positiv an, dank der in bemerkenswertem Umfang gesunkenen Verschuldung sei Salzgitter gut auf die weiteren Ausgaben vorbereitet. Branchenkenner Ola sieht indes genau darin auch eine Gefahr für den freien Barmittelfluss, hier müssten die Konsenserwartungen nun deutlich sinken. Zugleich sei 2024 mit einer höheren Verschuldung zu rechnen, als am Markt bisher erwartet worden sei.

Das Salzgitter-Papier hat seit einem Zwischenhoch im Frühjahr 2022 bei knapp 49 Euro eine Berg- und Talfahrt hinter sich, seit einem Jahr geht es tendenziell abwärts. Mit einem Kurs von zuletzt 23,30 Euro hat das Papier seit dem Jahreswechsel fast 17 Prozent an Wert eingebüßt./tav/tih/mis