Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Arzneimittelkonzern Stada hat eine Vertriebsvereinbarung mit Sanofi geschlossen: Ab November wird die Stada Arzneimittel AG das Consumer-Healthcare-Portfolio des französischen Pharmakonzerns in 20 europäischen Ländern vertreiben und vermarkten. Dazu zählen u.a. Skandinavien, das Baltikum und der Balkan, aber auch die Niederlande, Irland, Bulgarien und Malta - Regionen, die für Sanofi keine Priorität mehr haben. Stada dagegen sieht sich gut positioniert, um diesen Marken zu weiterem Wachstum und Marktanteilsgewinnen zu verhelfen, wie CEO Peter Goldschmidt im Gespräch mit Dow Jones Newswires sagte.

"Durch unsere starke lokale Präsenz können wir diese Marken weiter ausbauen, die bei Sanofi eben nicht mehr diese Prioritäten haben, die sie aber bei uns haben werden", sagte Goldschmidt. "Wir sind in jedem dieser Länder mit einem guten, breiten Portfolio präsent, sind also wirklich ein guter Partner für die Apotheken."

Finanzielle Einzelheiten zu der Vertriebsvereinbarung nannte die Stada Arzneimittel AG am Dienstag nicht.

Es ist der zweite Deal zwischen Stada und Sanofi innerhalb eines Monats: erst vor vier Wochen hatte der Konzern aus dem hessischen Bad Vilbel die Rechte und Zulassungen von 16 Consumer-Health-Marken erworben, die für Sanofi nicht mehr im Fokus standen. Ein Kaufpreis wurde auch hier nicht genannt, in verschiedenen Medien war das Volumen von informierten Personen jedoch auf 120 bis 140 Millionen Euro beziffert worden.

Während es sich bei dieser Übernahme von Sanofi-Marken ausschließlich um "Lokal Brand Heros" gehandelt habe, also um Produkte, die nur in einem Markt vertreten sind, betreffe das neue Vertriebsabkommen Consumer-Healthcare-Marken, die zum Teil auch global etabliert sind - und in anderen Ländern wie bisher von Sanofi selbst vermarket werden, so Goldschmidt. "Das ist eher eine geographische Entscheidung von Sanofi, und die erste Transaktion war eine portfolio-geographische Entscheidung", erläuterte er. Stada sei "der richtige Partner genau für solche Produkte".


   "Go-To-Partner" 

Die Vertriebsvereinbarung betrifft etwa 50 Consumer-Healthcare-Marken in Indikationsgebieten wie Allergie, Husten und Erkältung, Dermatologie, Verdauungsstörungen sowie Schmerz, Vitamine, Mineralien und Nahrungsergänzungsmittel. Dazu zählen unter anderem die Heuschnupfen-Tabletten Allegra, der Hustensaft Bisolvon, oder das Abführmittel Dulcolax.

Stada sieht sich inzwischen als erster Ansprechpartner - in den Worten des Konzerns: ein "Go-to-Partner" - für Unternehmen im europäischen Healthcare-Markt, die sich von Geschäften trennen wollen. So übernahm Stada im vergangenen Jahr ein russisches Markenportfolio von Takeda, den tschechischen Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln und Gesundheitsprodukten Walmark und 15 etablierte Marken von Glaxosmithkline (GSK) in mehr als 40 Ländern.

"Wir sind super synergistisch mit den Strategien von anderen Wettbewerbern, die internationale Marken aufbauen und sich darauf fokussieren", sagte der Stada-Chef. "Für andere Marken oder für Produkte, die nicht so von Interesse, lokal oder nicht in den richtigen Indikationen sind, sind wir mittlerweile der Ansprechpartner geworden und machen diese Deals."

Stada habe vorrangig keine internationale Markenstrategie, sondern eine länderspezifische Strategie. Der Konzern übernehme aber nicht alles, was ihm angeboten werde, sagte Goldschmidt. "Wir nehmen das, wovon wir denken, dass wir das besser verkaufen können als andere."

Unter den Consumer-Healthcare-Anbietern in Europa steht Stada aktuell an fünfter Stelle nach Sanofi und Glaxosmithkline, sowie Bayer und Johnson & Johnson.

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DJG/sha/mgo/smh

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July 27, 2021 02:00 ET (06:00 GMT)