PASSAU (dpa-AFX) - In der Tarifauseinandersetzung der Metall- und Elektroindustrie droht die Gewerkschaft mit einer härteren Gangart, sollten die Arbeitgeber bis Ende Januar nicht einlenken. "Dann sehen wir, ob es Sinn macht, weiter zu verhandeln, ob es ganztägige Warnstreiks geben wird oder gleich die Urabstimmung über Flächenstreiks", sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann.

Vor weiteren Tarifverhandlungen an diesem Donnerstag will die IG Metall den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. "Wir haben mit den Warnstreiks begonnen und werden diese in den nächsten Tagen noch steigern", betonte Hofmann in der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch).

Am Mittwoch legten erneut tausende Metaller bundesweit die Arbeit zeitweise nieder. Die Schwerpunkte lagen in Bayern und im Südwesten - darunter bei Daimler , beim Lastwagenbauer MAN , bei mehreren Autozulieferern sowie beim Siemens -Konzern. Am Vormittag gab es zudem vor dem Volkswagen -Werk Osnabrück Aktionen.

Die IG Metall fordert für die 3,9 Millionen Metaller sechs Prozent mehr Geld und die Option, die Arbeitszeit befristet auf 28 Wochenstunden senken zu können. Schichtarbeiter, Eltern kleiner Kinder sowie pflegende Familienangehörige sollten einen Teillohnausgleich erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren.

Die Arbeitgeber lehnen dies ab. Sie bieten zwei Prozent mehr Lohn plus eine Einmalzahlung. Die dritte Verhandlungsrunde beginnt an diesem Donnerstag in Böblingen bei Stuttgart - nach Angaben der Metall begleitet von weiteren Warnstreiks.

Hofmann warf den Arbeitgebern eine "Angstkampagne" vor, weil diese die Forderung nach Zuschüssen für Beschäftigte, die zur Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen in Teilzeit gehen, als rechtswidrig bezeichnet hatten. "Das ist Humbug. Es gibt gute Sachgründe, die Bezuschussung auf diesen Kreis der Beschäftigten zu begrenzen." Sollte Gesamtmetall die Forderungen der IG Metall vor Gericht anfechten, würde dies die Tarifpartnerschaft nachhaltig und für lange Zeit schädigen.

Nach Darstellung der Arbeitgeber liegen die tariflichen Arbeitszeiten in der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland "schon heute auf einem internationalen Rekordtief". Mit durchschnittlich 35,4 Wochenstunden arbeiteten die Beschäftigten kürzer als ihre Kollegen etwa in Frankreich (35,8 Wochenstunden), Großbritannien (37,0) oder Spanien (38,4), betonte Gesamtmetall. "Eine weitere Arbeitszeitverkürzung, noch dazu mit Lohnausgleich, wie derzeit von der IG Metall in der Tarifrunde gefordert, würde diese schon kritische Position im internationalen Vergleich weiter verschlechtern", hieß es./hgo/eks/eni/rol/DP/jha

Unternehmen im Artikel: Siemens, Daimler AG, Volkswagen, Man SE