--Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung angestrebt

--Signa Real Estate und Signa Sports United bereits in Insolvenzverfahren

--Bundesfinanzministerium: Prüfen Auswirkungen von Signa-Insolvenz auf WSF-Hilfen

(NEU: Durchweg neu)

Von Ulrike Dauer

WIEN (Dow Jones)--Die österreichische Signa Holding GmbH des Immobilien-Unternehmers René Benko ist zahlungsunfähig - mit möglicherweise weitreichenden Konsequenzen, auch für den kriselnden deutschen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). Das Bundesfinanzministerium prüft einer Ministeriumssprecherin zufolge derzeit mögliche Auswirkungen der angekündigten Insolvenz auf Bundeshilfen von 680 Millionen Euro, die Galeria aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten hat. "Die Hilfsmaßnahme wurde damals der GKK gewährt und nicht der Signa Holding", betonte Ministeriumssprecherin Nadine Kalwey bei einer Pressekonferenz in Berlin.

Wie die Signa Holding am Mittwochvormittag mitteilte, will sie noch am Mittwoch beim Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag stellen. Es solle ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnet werden, um die "Fortführung des Geschäftsbetriebs" sicherzustellen. "Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden."

Für die Signa Holding GmbH sollen demnach ein Sanierungsverwalter bestellt und ein Sanierungsplan aufgestellt werden. Ziel sei die "nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens". Die Investitionen in den Einzelhandel hätten nicht den erwarteten Erfolg gebracht, und auch der Immobilienbereich habe sich in den vergangenen Monaten "negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt".

Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und Liquiditätsprobleme hatten den Handels- und Immobilienkonzern zuletzt in Schieflage gebracht und bereits zur Insolvenz der deutschen Tochter Signa Real Estate Management Germany (Signa REM Germany) geführt. Der Antrag ist laut Medienberichten am Freitag beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg eingereicht und am Montag vom Gericht bestätigt worden. Bei der Online-Sporttochter Signa Sports United hatte bereits Ende Oktober die Tochter Tennis-Point Insolvenz angemeldet. Signa Sports United teilte am 20. Oktober mit, dass mehrere andere Töchter sowie die in New York börsennotierte Mutter Signa Sports United NV lokal ähnliche Verfahren planen. Grund sei die "Kündigung der verbindlichen, uneingeschränkten Eigenkapitalzusage durch die Signa Holding GmbH am 16. Oktober 2023 sowie die daraus resultierenden fehlenden Mittel zur Deckung des operativen Finanzierungsbedarfs der Signa Sports United Gesellschaften".

Neben Galeria Karstadt Kaufhof gehört unter anderem auch die Schweizer Handelskette Globus zur Signa Gruppe. Die Entwicklung könnte bei europäischen Banken und Kreditgebern, die möglicherweise bei Signa engagiert sind, Besorgnis erregen. Diese Woche hatte die Schweizer Privatbankgruppe Julius Bär ein Kreditrisiko in Höhe von 606 Millionen Schweizer Franken auf eine europäische Unternehmensgruppe eingeräumt. Die Bank nannte den Kunden nicht beim Namen. Laut einer mit den Vorgängen vertrauten Person handelt es sich dabei um Signa.

Derzeit verhandelt Signa nach Informationen der Magazine Spiegel und News nur noch mit dem US-Hedgefonds Elliott Investment Management über eine dringend benötigte Finanzspritze. Zahlreiche Baustellen des Signa-Konzerns stehen still, unter anderem das Projekt Elbtower in Hamburg.

(Mitarbeit: Andreas Kißler, mit Material von AFP)

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November 29, 2023 09:27 ET (14:27 GMT)