Zürich (Reuters) - Der Informatik-Dienstleister SoftwareOne zeigt dem Finanzinvestor Bain Capital die kalte Schulter.

SoftwareOne lehnte am Montag ein unverbindliches Übernahmeangebot von 18,80 Franken je Aktie ab. Der milliardenschwere Vorschlag biete weder genügend Gewissheit noch bilde er den zugrundeliegenden Wert von SoftwareOne angemessen ab, hieß es zur Begründung. Das Unternehmen stützte sich zwei Insidern zufolge dabei auch auf eine Bewertung durch die Investmentbank Alantra. Der Vorschlag sei nicht im besten Interesse der Gesellschaft, hieß es in der Mitteilung. An der Börse sackten die Aktien um 12,2 Prozent auf 14,05 Franken ab.

SoftwareOne habe die im Juli 2023 begonnene Prüfung aller strategischen Optionen abgeschlossen, teilte das Unternehmen mit. Der Verwaltungsrat habe zusammen mit seinen Rechts- und Finanzberatern verschiedene Möglichkeiten zur Wertschaffung geprüft, darunter auch einen Verkauf der Gesellschaft. Die Firma sei zu dem Schluss gekommen, dass sie eine eigenständige, börsenkotierte Gesellschaft bleiben wolle. Der Verwaltungsrat sei überzeugt, dass SoftwareOne in einem großen und wachsenden Markt gut aufgestellt sei und über das richtige Führungsteam und die richtige Strategie verfüge. SoftwareOne bestätigte die Prognose für 2023 und die Pläne, am 15. Februar 2024 einen Kapitalmarkttag abhalten zu wollen.

Bain wollte sich vorerst nicht äußern. Das Investmenthaus war der letzte verbleibende Bieter. ZKB-Analyst Andreas Müller erklärte, die Chance auf eine Übernahme von SoftwareOne dürfte damit deutlich sinken. Marcus Bäumer von der Luzerner Kantonalbank geht davon aus, dass sich die Investoren nun wieder mehr auf die fundamentalen Rahmenbedingungen konzentrieren. Diese seien allerdings herausfordernd. "Ob der neue CEO bei diesen Rahmenbedingungen erfolgreicher agieren kann, muss sich erst erweisen."

Bain hatte im Frühjahr eine erste unverbindliche Offerte von 18,50 Franken je SoftwareOne-Aktie unterbreitet. Das Angebot im Gesamtvolumen von 2,9 Milliarden Franken wurde von den Gründungsaktionären Daniel von Stockar, B. Curti Holding AG und Rene Gilli unterstützt. SoftwareOne lehnte das Angebot allerdings als zu niedrig ab. Im Juli besserte Bain auf 19,50 bis 20,50 Franken je Aktie nach, erhielt aber erneut eine Abfuhr. Stattdessen leitete SoftwareOne die Überprüfung der strategischen Optionen ein. Angesichts einer unter den Erwartungen liegenden Geschäftsentwicklung und den Erkenntnissen einer Prüfung der Bücher (Due diligence) war Bain dann aber offenbar nicht mehr bereit, diesen Preis zu bezahlen. Die Gründungsaktionäre wollten sich zur neuen Ausgangslage nicht äußern.

Mit ihren über 9000 Mitarbeitern hilft SoftwareOne Firmen dabei, die Software von anderen Anbietern wie Microsoft, SAP oder Adobe zu verwalten.

(Bericht von Oliver Hirt; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)