"Die Auseinandersetzungen haben Unsummen an Geldern gekostet", sagte Wolfgang Schärfe von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Freitag auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Frankfurt. Das ehemalige Management und der ehemalige Aufsichtsrat von Stada seien in den letzten beiden Jahren "ein hervorragendes Beispiel schlechter Unternehmensführung" gewesen.

Stada wird im September den vierten neuen Vorstandschef innerhalb kurzer Zeit bekommen. Dann löst Peter Goldschmidt, der das Nordamerikageschäft der Novartis-Generikatochter Sandoz verantwortet, den gegenwärtigen Übergangschef Claudio Albrecht ab. Seit Mitte 2016 geben sich die Vorstandschefs bei Stada die Klinke in die Hand. Vor allem Matthias Wiedenfels, der dem langjährigen Konzernlenker Hartmut Retzlaff gefolgt war, und der ehemalige Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker hatten sich beharkt. Der Streit eskalierte auf der Hauptversammlung im vergangenen August, als der Aufsichtsrat Wiedenfels, Retzlaff und dem ehemaligen Finanzchef Helmut Kraft die Entlastung verweigern wollte. Stada zufolge fielen im vergangenen Jahr Kosten von gut 39 Millionen Euro im Zusammenhang mit den Querelen aber auch mit der Übernahme durch Bain und Cinven an.

Kritik wurde auf dem Aktionärstreffen auch an der Höhe der Abfindung über 74,40 Euro pro Aktie laut, die die neuen Stada-Eigner, die Finanzinvestoren Bain und Cinven, den übrigen Aktionären zahlen wollen. "Bei einem Börsenkurs von 88 Euro - wird das funktionieren?", fragte Dieter Tassler von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Die Aktionäre sollten auf der Hauptversammlung über einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abstimmen, der den Zugriff der neuen Eigentümer auf die Kasse des Unternehmens ermöglicht. Ein Kleinaktionär forderte eine gerichtliche Überprüfung der Abfindung, die Papiere seien viel mehr wert: "Eines ist sicher, die Stada-Aktie wird noch dreistellig."

Mit der Abfindung von 74,40 Euro je Aktien waren die Finanzinvestoren Forderungen des US-Investors Paul Singer entgegengekommen, der mit seinem Hedgefonds Elliott noch ein größeres Stada-Paket von mehr als 15 Prozent hält. Bain und Cinven, die 66,25 Euro je Aktie geboten hatten, halten gegenwärtig rund 65 Prozent an dem hessischen Unternehmen, sie brauchen aber eine Mehrheit von 75 Prozent auf der Hauptversammlung, um den Vertrag abschließen zu können. Anteilseigner, die die Abfindung nicht annehmen, sollen eine jährliche Ausgleichszahlung von 3,82 Euro brutto je Aktie erhalten. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Squeeze-Out oder zu einem Rückzug von der Börse komme, sagte Albrecht.