Von Aaron Back

NEW YORK (Dow Jones)--Der Ausstieg aus dem Speiseeis-Geschäft ist für Unilever der richtige Schritt. Denn er führt zu einer Verschlankung des britisch-niederländischen Konsumgüterkonzerns, ohne seine Substanz zu sehr anzugreifen.

Unilever hat am Dienstag angekündigt, dass der Konzern das Speiseeisgeschäft, zu dem so bekannte Marken wie Ben & Jerry's, Wall's und Magnum gehören, ausgliedern wird. Sollte sich kein Käufer finden, wird die Sparte wahrscheinlich ab Ende kommenden Jahres als eigenständiges Unternehmen an der Börse notiert. Nach Angaben des Konzerns beinhaltet der Geschäftsbereich fünf der zehn weltweit führenden Speiseeismarken, die im vergangenen Jahr zusammen einen Umsatz von 7,9 Milliarden Euro erzielten.

Behalten wird Unilever sein Lebensmittelgeschäft - zu dem Erzeugnisse wie Hellmann's Mayonnaise gehören - sowie seine Geschäftsbereiche Haushaltspflege, Körperpflege und Beauty & Wellbeing, die alles von Haushaltsreinigern bis hin zu Dove-Seife verkaufen. Am Dienstag kündigte das Unternehmen außerdem an, im Rahmen eines neuen Sparprogramms 7.500 Stellen zu streichen, vor allem Bürojobs.


   Speiseeisgeschäft braucht eigene Infrastruktur - Volumen deutlich rückläufig 

Eine offensichtliche Frage ist, warum Unilever nicht auch das Lebensmittelgeschäft abtrennt, so dass der Konzern in einen Hersteller von Lebensmitteln und einen Hersteller von Haushaltswaren aufgeteilt wird. Eine Antwort ist, dass das Speiseeisgeschäft speziell ist, da es eine eigene ununterbrochene Kühlkette erfordert und besondere Verkaufspunkte bedient wie Eisverkaufsstände im Freien. Andere Lebensmittel, wie zum Beispiel lagerfähige Mayonnaise, können auf denselben Lieferwagen wie die Dove-Seifenstücke transportiert werden, oft an dieselben Einzelhändler, was mehr natürliche Synergien ermöglicht.

Eine weitere Antwort ist, dass Unilevers Lebensmittelgeschäft dem Unternehmen hilft, in Schwellenländern eine kritische Größe zu erreichen, insbesondere mit Marken wie Horlicks, einem weltweit beliebten Malz-Getränkepulver.

Auch das Speiseeisgeschäft hatte in jüngster Zeit zu kämpfen. Es verzeichnete 2023 Umsatzwachstum von nur 2,3 Prozent und war damit der mit Abstand schwächste der vier großen Geschäftsbereiche von Unilever. Da es sich um ein nicht-essentielles Produkt handelt, können die Verbraucher als Reaktion auf Preiserhöhungen leicht darauf verzichten: Das zugrunde liegende Volumen ging um 6 Prozent zurück, während die Preise um 8,8 Prozent stiegen. Die Verbraucher reagierten weniger stark auf Unilevers breiter angelegte Lebensmittelgeschäft, dessen Volumen nur um 2,2 Prozent zurückging, bei einem Preisanstieg von 10,1 Prozent

Die Aufgabe des Speiseeis-Geschäfts ist der erste wirklich transformative Schritt von Unilevers neuem CEO Hein Schumacher. Dieser ist im Juli 2023 mit dem Auftrag angetreten, den Verlust von Marktanteilen aufzuhalten und die schwächelnde Bewertung wieder zu steigern. Seine Vision für die Erneuerung des Unternehmens wird nun deutlicher sichtbar: ein schlankeres Unilever, das dennoch ein globaler Gigant sowohl bei Lebensmitteln als auch bei Haushaltswaren bleibt.

Es bleibt noch viel zu tun, aber der Anfang ist vielversprechend.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/uxd/sha

(END) Dow Jones Newswires

March 20, 2024 07:09 ET (11:09 GMT)