- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Der in der Energiekrise verstaatlichte Versorger Uniper bereitet den Bau neuer Kraftwerke in Deutschland vor.

"Wir wollen möglichst noch in diesem Jahr entscheiden, ob wir im Zuge der Kraftwerkstrategie der Bundesregierung neue wasserstofffähige Gaskraftwerke bauen", sagte Vorstandschef Michael Lewis am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Uniper könne sich zunächst mit Anlagen in einer Größenordnung von ein bis zwei Gigawatt beteiligen, wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben seien. "Eine Entscheidung hängt aber von den Rahmenbedingungen ab." Die Bundesregierung sollte hier bald für Klarheit sorgen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte kürzlich die von der Energiewirtschaft lange erwartete Kraftwerksstrategie vorgestellt. Danach sollen bis 2030 Gaskraftwerke mit einer Kapazität von bis zu zehn Gigawatt errichtet werden, die auch mit klimafreundlichen Wasserstoff betrieben werden können. Die Kraftwerke sollen die schwankende Stromproduktion der Wind- und Solarenergie abdecken.

Lewis äußerte sich am Rande der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf. Uniper erwartet nach einem Rekordergebnis 2023 im neuen Geschäftsjahr wegen gesunkener Strom- und Gaspreise deutlich niedrigere Gewinne. Der bereinigte Konzernüberschuss werde 2024 zwischen 0,7 bis 1,1 Milliarden Euro liegen. Im vergangenen Jahr war er auf 4,4 Milliarden Euro gestiegen - nach einem Fehlbetrag von 7,4 Milliarden Euro im Krisenjahr 2022. Uniper habe im vergangenen Jahr auch von der Auflösung von Rückstellungen profitiert, die der Konzern wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland gebildet hatte.

Uniper war 2022 durch den Gaslieferstopp Russlands in Schieflage geraten und verstaatlicht worden. Für 2024 erwartet der Versorger ein bereinigtes Ebitda von 1,5 bis 2,2 Milliarden Euro, ebenfalls deutlich unter Vorjahresniveau. Ab dem laufenden Geschäftsjahr 2024 will Uniper entlang dreier neuer Segmente berichten: Green Generation, Flexible Generation und Greener Commodities. Diese reflektierten die strategische Neuausrichtung des Konzerns. "Wir werden rund acht Milliarden Euro bis 2030 in Unipers grüne Transformation investieren", erklärte Lewis vor den Journalisten.

LEWIS: WERDEN ALLE AUFLAGEN DER EU ERFÜLLEN

"Uniper hat das Jahr 2023 mit außerordentlich gutem

Ergebnis abgeschlossen", sagte Finanzchefin Jutta Dönges. "Das gibt uns finanziellen Spielraum für die konsequente

Umsetzung unserer Strategie." Der Konzern erwarte für 2024 eine sehr solide Performance, die Uniper in die Nähe des Vorkrisen-Niveaus bringe. Der Versorger habe im Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2023 eine Rückstellung in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro für eine erwartete Zahlungsverpflichtung gegenüber der Bundesrepublik Deutschland im Zusammenhang mit der im Jahr 2022 gewährten Beihilfe gebildet. Diese sei 2025 fällig. Uniper schaffe damit weitere Klarheit über seine finanzielle Lage.

Die EU-Kommission hatte die Übernahme unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass der Staat seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie abschmilzt. Zudem muss Uniper bis Ende 2026 eine Reihe von Vermögenswerten verkaufen, darunter das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen. Lewis zeigte sich zuversichtlich, dass alle Assetverkäufe in dem vorgegebenen Zeitraum abgewickelt werden. Insider hatten Reuters gesagt, dass der Bund im kommenden Jahr bis zu 30 Prozent der Anteile im Rahmen eines sogenannten Re-IPOs an die Börse bringen könnte.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)