Berlin (Reuters) - Die Erfolgsserie der deutschen Exporteure hat im April trotz Behinderungen durch den Mangel an wichtigen Materialien wie Halbleitern gehalten.

Ihre Ausfuhren wuchsen bereits den zwölften Monat in Folge, wenn auch deutlich langsamer als zuvor. Sie legten um 0,3 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 0,5 Prozent gerechnet, nach 1,3 Prozent im März. Die Importe fielen zugleich mit 1,7 Prozent unerwartet deutlich.

"Das China-Geschäft stützt den Aufschwung", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. "Auch der Handel mit den USA belebt sich. Das US-Konjunkturprogramm wird in den kommenden Monaten zusätzliche Nachfrage nach europäischen Produkten schaffen." Im April verkauften die Unternehmen Waren im Wert von 111,8 Milliarden Euro ins Ausland - 47,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei wuchsen die Ausfuhren zum wichtigsten Exportkunden USA um 59,9 Prozent, die nach Großbritannien um 64,1 Prozent und die nach China um 16,0 Prozent. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern legte um 58,6 Prozent zu.

"KNAPPHEIT LASTET AUF DER PRODUKTION"

Allerdings bleiben Risiken für den Aufschwung. "Die Materialknappheiten und der Mangel an Vorprodukten lastet auf der Industrieproduktion", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Aber immerhin gelingt es der Industrie, Waren in den Export zu geben." Dem pflichtete der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, bei. "Genügend Nachfrage ist schon da, jetzt sind vor allem produktionsseitig bestehende Lieferengpässe zu überwinden", sagte er. "Lieferengpässe bleiben vorerst nicht nur ein Konjunktur-, sondern vor allem auch ein Inflationsthema." Im April hatte in einer Umfrage der Wirtschaftsforscher des Münchener Ifo-Instituts fast jeder zweite Industriebetrieb über zu wenig Material geklagt. Dabei reichte der Mangel von Halbleitern bis hin zu Holz. Das treibt die Preise in die Höhe, zumal die Nachfrage angesichts der weltweiten Konjunkturerholung steigt.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat seine Exportprognose wegen der von den USA und China angeführten Erholung der Weltwirtschaft kürzlich erhöht. Deutsche Firmen dürften demnach 2021 acht Prozent mehr ausführen. Zuvor lag die Erwartung bei sechs Prozent. Wegen der Corona-Krise waren die Ausfuhren 2020 um mehr als neun Prozent eingebrochen. Die Weltbank hat in dieser Woche angesichts der US-Konjunkturprogramme und der starken wirtschaftlichen Erholung Chinas ihre Prognose für das globale Wachstum angehoben. Die Weltwirtschaft dürfte demnach in diesem Jahr um 5,6 Prozent zulegen. Bislang waren nur 4,1 Prozent angenommen worden.