Frankfurt (Reuters) - Das Rätselraten um den weiteren Zinspfad in den USA macht die Dax-Anleger mürbe.

Der deutsche Leitindex rutschte am Donnerstag unter die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten. Er fiel in der Spitze um 1,3 Prozent auf 15.810 Zähler. "Das Unterschreiten der 16.000 hat das Potenzial, die Stimmung auf dem Parkett nachhaltig negativ zu beeinflussen", prognostizierte Thomas Altmann von QC Partners. Vergangenen Freitag hatte der Dax mit 16.427,42 Punkten noch ein Rekordhoch markiert. Der EuroStoxx50 gab zeitweise 1,4 Prozent nach.

Signale von US-Notenbankchef Jerome Powell für weitere Zinserhöhungen sind den Anlegern zuletzt auf die Stimmung geschlagen. Er hatte am Mittwoch bei seiner Anhörung im US-Kongress eine weitere Straffung der Geldpolitik angedeutet. Investoren erwarten nach der jüngsten Beibehaltung der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent eine Zinserhöhung im Juli. Ob darüber hinaus, noch weitere Schritte zu erwarten sind, gilt am Finanzmarkt als unsicher. "Powell ließ sich (...) nicht in die Karten blicken", urteilte Jochen Stanzl von CMC Markets. "Die Fed wolle abwarten und halte sich die Möglichkeit weiterer Leitzinsanhebungen offen. "Viele Anleger hatten dagegen ein klares Signal in Richtung Ende erhofft."

Im Tagesverlauf wird Notenbank-Chef Powell den US-Senatoren im Banken-Ausschuss im Kapitol Rede und Antwort stehen. Der Euro kletterte im Vorfeld um bis zu 0,2 Prozent auf 1,1003 Dollar, den höchsten Stand seit Mitte Mai. Der Dollar-Index fiel mit 101,958 Zählern auf ein frisches Sechs-Wochen-Tief.

Um das Thema Zinserhöhungen ging es am Donnerstag auch bei den Sitzungen der Schweizer (SNB) und norwegischen Zentralbank. Die SNB setzte im Kampf gegen die hohe Inflation den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent. Norwegens Notenbank schraubte den geldpolitischen Schlüsselsatz überraschend deutlich um einen halben Punkt auf 3,75 Prozent nach oben. Die Zinsentscheidungen der Bank of England und der Türkei werden gegen Mittag erwartet.

AUTO- UND FINANZWERTE AUF TAUCHSTATION

Unter den Einzelwerten hatten am Aktienmarkt besonders konjunktursensible Werte wie Auto- und Finanztitel das Nachsehen. Die entsprechenden europäischen Indizes verloren in der Spitze 2,2 und 2,7 Prozent. Im Dax gehörten Mercedes Benz und Commerzbank mit Abschlägen von 1,8 und 1,4 Prozent zu den größten Verlierern.

An der Londoner Börse schossen die Anteilsscheine des Online Supermarkts Ocado Group um mehr als 40 Prozent nach oben. Ein Bericht der "The Times" hatte Übernahmespekulationen geschürt. Ein Unternehmenssprecher wollte die Kursrally nicht kommentieren.

In Paris griffen Anleger nach der geplatzten Fusion mit Intelsat beim Satellitenbetreiber SES zu - die Titel gewannen zeitweise fast sechs Prozent. SES bestätigte am Donnerstag den Abbruch der Fusionsgespräche. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, die beiden Firmen seien nicht in der Lage gewesen, eine Einigung zu erzielen. Ein möglicher Zusammenschluss hätte einen Wert von mehr als zehn Milliarden Euro gehabt.

(Bericht von: Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)