Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse knüpft am Mittwoch an den Negativtrend der vergangenen Tage an und gibt weiter nach. Dabei drücken vor allem Abgaben in den beiden Pharmariesen Roche und Novartis auf den Leitindex SMI. Konjunktursorgen in Europa und China, steigende Ölpreise und anziehende Bondrenditen trübten aber generell die Stimmung, heisst es am Markt. "Bisher macht der September seinem Ruf als schlechter Börsenmonat alle Ehre", so ein Händler. Der Markt sei derzeit sehr nervös. Dies liege auch an den bevorstehenden Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB), der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die in den kommenden Wochen anstehen.

Ein Hoffnungsfunke besteht laut Händlern darin, dass der US-Wirtschaft laut Goldman Sachs eine Rezession in naher Zukunft erspart bleiben dürfte. Die nachlassende Inflation und der weiter widerstandsfähige Arbeitsmarkt deuteten darauf hin, dass das Fed die Zinsen nicht weiter anheben müsse. Fed-Direktor Christopher Waller bestärkte diese Meinung noch. Die Notenbank könne geldpolitisch vorsichtig vorgehen, sagte er. Es gebe keine Notwendigkeit, kurzfristig etwas zu unternehmen. Waller gilt als Falke unter den Fedbankern. Möglichweise gäben die heute Nachmittag anstehenden US-Konjunkturdaten und der am Abend erwartete Konjunkturbericht der US-Notenbank weiteren Aufschluss, heisst es weiter.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,78 Prozent tiefer bei 10'873,45 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 0,53 Prozent ein auf 1724,63 und der breite SPI 0,70 Prozent auf 14'359,16 Zähler. Im SLI geben 20 Titel nach und zehn legen zu.

An der Spitze der Gewinner stehen die Aktien von Swiss Life (+2,3%). Der Lebensversicherer hat im ersten Halbjahr 2023 im gebührengenerierenden Geschäft etwas mehr Geld eingenommen und die Analystenerwartungen übertroffen. Es gelang, den Reingewinn auf der Basis neuer Bilanzierungsregeln zu steigern. Sehr gut komme am Markt ausserdem das neue Aktienrückkaufprogramm über 300 Millionen Franken an, meint ein Händler.

Gefragt sind zudem die zyklischen und Technologiewerte Logitech, VAT und AMS Osram sowie Schindler, Sika und Kühne + Nagel mit Gewinnen zwischen 1,1 und 0,3 Prozent.

UBS (-1,7%) stehen hingegen unter Druck. Händler sprechen von der Konsolidierung der jüngsten Hausse. "Der Titel hat seit der Ankündigung der CS-Übernahme gut 40 Prozent gewonnen. Da darf man schon einmal Gewinne sicherstellen", sagt ein Marktteilnehmer.

Dahinter folgen die als defensiv geltenden Aktien von Novartis, Roche und Givaudan mit Einbussen von 1,7 bis 1,4 Prozent. Dass der am Morgen verkündete Wechsel in der Geschäftsleitung die Novartis-Aktie belastet, glauben Händler aber weniger. Marie-France Tschudin verlässt per Mitte September die Geschäftsleitung und das Unternehmen.

Auch das Minus von Roche wird hinterfragt. Denn Roche habe einmal mehr gute Nachrichten verbreitet. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat den Zulassungsantrag für Crovalimab akzeptiert. Zudem wurden die Zulassungsanträge auch in der EU, China und Japan angenommen. Gleichwohl fiel der Kurs erstmals seit Anfang 2019 unter 250 Franken.

Ebenfalls schwach notieren die Anteile von Richemont (-1,1%). Auch der Anteil von Rivale Swatch (-0,3%) gibt nach. Händler verweisen auf die China-Sorgen. Diese müssten inzwischen aber wohl eingepreist sein, sagt ein Börsianer.

Auf den hinteren Rängen fallen Idorsia um 4,2 Prozent. Kurzzeitig notiert der Titel gar auf einem neuen Rekordtief. Das Biotech-Unternehmen Idorsia hat die Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für den Bluthochdruck-Senker Aprocitentan für bis zu 306 Millionen Franken von Janssen zurückgekauft. Dies löst am Markt Stirnrunzeln aus, gilt doch das Unternehmen als klamm.

Leicht höher sind Barry Callebaut (+0,5%). Der Schokoladehersteller will mit BC Next Level, einem umfangreichen Investitions- und Kostensenkungsprogramm mit neuer Führung, das Steuer herumreissen. Seit Mitte Mai befindet sich die Aktie nämlich stark unter Druck.

pre/rw