Zürich (awp) - Die Anleger am Schweizer Aktienmarkt haben am letzten Handelstag des ersten Halbjahres den Rückwärtsgang eingelegt. Belastet von den Abgaben bei Zyklikern und Finanzwerten büsst der Leitindex SMI deutlich an Terrain ein. Die Marke von 12'000 Punkten konnte er früh im Geschäft nicht mehr halten. Die Sorgen der Anleger hätten sich weg vom Thema Inflation hin zur Ausbreitung der Corona-Delta-Variante verlagert, sagten Händler. Die Mutation könne die Erholung der Weltwirtschaft behindern. Dies hätten unter anderem die zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten aus China gezeigt. Diese Sorgen lösten in Europa Gewinnmitnahmen aus.

Die Zurückhaltung an den Börsen hat noch einen weiteren Grund: nämlich den am Freitagnachmittag zur Publikation anstehenden und mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht Juni. Es brauche wohl gute Zahlen, um die gute Stimmung an den Börsen zu sichern, glauben Marktbeobachter. Denn schwache Job-Daten würden es der US-Notenbank Fed erschweren, die Märkte auf eine Straffung in ihrer Geldpolitik vorzubereiten, um so die Inflationsrisiken im Griff zu behalten. Hinweise auf die Arbeitsmarktzahlen liefern am Mittwochnachmittag die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP. Beachtung könnten auch noch der Chicagoer-PMI und Zahlen zum US-Immobilienmarkt bringen.

Gegen 11.10 Uhr verliert der SMI 0,71 Prozent auf 11'943,19 Punkte, nachdem es in den vergangenen Tagen vor allem nach oben gegangen ist. Im ersten Halbjahr hat der SMI gute 10 Prozent dazugewonnen und Mitte Juni bei 12'072 Punkten ein neues Allzeithoch gesetzt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt zur Berichtszeit um 0,83 Prozent auf 1932,70 und der breite SPI um 0,72 Prozent auf 15'339,04 Punkte. Im SLI büssen bis auf Temenos (+0,1%) alle Titel an Wert.

Zu den Blue Chips gibt es kaum kursrelevante News, vielmehr werden an breiter Front Gewinne mitgenommen. Zur Schwäche neigen vor allem Zykliker wie AMS (-2,6%), Adecco (-1,7%), ABB (-1,5%) oder Lonza (-1,3%). Lonza und ABB sind allerdings in der Tabelle zum ersten Halbjahr mit einem Plus von über 15 bzw. 25 Prozent auch weit vorne zu finden.

Unter erhöhtem Druck stehen am Mittwoch vor allem aber auch die Finanzpapiere. Allen voran geben UBS (-1,9%), Swiss Life (-1,7%) und Credit Suisse (-1,4%) stark nach. Bei der CS machen Gerüchte die Runde, wonach das Private Banking neu aufgestellt werden soll.

Die Schwergewichte Nestlé (-0,8%), Novartis (-0,3%) und Roche (-0,1%) können sich dem an den Börsen vorherrschenden Abwärtssog teilweise entziehen. Derweil sind die Verluste bei Clariant (-4,3% oder -0,82 Fr.) vor allem auf den Dividendenabgang (0,70 Fr.) zurückzuführen.

Relativ geringe Einbussen verbuchen Kühne+Nagel (-0,2% auf 316,90 Franken), die von einer Kurszielerhöhung der Bank Vontobel gestützt werden. Kühne+Nagel zählen zu den Gewinnern des ersten Halbjahres. Die Aktie hat mit der Erholung des Welthandels mehr als 50 Prozent an Wert gewonnen. Händler rechnen mit Blick auf den charttechnischen Verlauf und auf das in Griffweite liegende Allzeithoch von 323,80 Franken damit, dass die Hausse sich fortsetzen könnte.

Am breiten Markt ziehen die Schweiter-Papiere (+2,1%) nach einer positive Gewinnwarnung an. Die auf Verbundwerkstoffe spezialisierte Gruppe rechnet im laufenden Jahr mit einer deutlichen Steigerung des Ergebnisses, wobei sie von gutem Wachstum im Balsa- und im Displaygeschäft profitiert.

Fester notieren etwa auch Cicor (+1,6%), nachdem es im Aktionariat zu einem reibungslosen Wechsel gekommen ist. Die HEB Swiss Investment AG hatte ein 29,35 Prozent schweres Aktienpaket an One Equity Partners veräussert, ein Beteiligungsvehikel von JPMorgan. CEO Alexander Hagemann erwartet Grosses vom Wechsel.

Die Titel der Luzerner Kantonalbank rücken um 1,1 Prozent vor. Die Luzerner haben Swissquote (Aktie: -2,2%) als exklusive Vertriebspartnerin im Hypothekengeschäft gewonnen. Derweil werden die Aktien des Reisedetailhändlers Dufry (-2,9%) oder jene des Zürcher Flughafens (-0,9%) weiter von den Sorgen um die Delta-Mutation belastet. Und bei Gurit (-3,1%) hat Research Partners das Kursziel gesenkt und das Rating mit "Verkaufen" bestätigt.

mk/uh