Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstagnachmittag nach der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) zugelegt. Die europäische Notenbank hat bekanntgegeben, die Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent anzuheben, was die zehnte Zinserhöhung in Folge seit Juli 2022 bedeutet. Die EZB versucht mit den Massnahmen, die hartnäckig hohe Inflation im Euroraum in den Griff zu bekommen.

Ein Verzicht auf die Zinsanhebung hätte die Zinserhöhungserwartungen angesichts des noch hohen Inflationstempos lediglich auf die nächste Sitzung verschoben, meinte ein Beobachter in einer ersten Reaktion. Angesichts der wirtschaftlichen Risiken dürfte dies allerdings wohl die letzte geldpolitische Straffung der EZB gewesen sein, kommentierten ihrerseits die Ökonomen der VP Bank. Der Euro hat gleichzeitig zum Franken etwas nachgegeben. Hierzulande wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) in der kommenden Woche über einen weiteren Zinsschritt entscheiden.

Der SMI steigt gegen 14.55 Uhr um 0,55 Prozent auf 11'036,32 Punkte und damit auf ein neues Tageshoch. Kurz vor dem Zinsentscheid hatte er noch kaum verändert bei rund 10'982 Zählern notiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,47 Prozent auf 1737,59 und der breite SPI gewinnt 0,39 Prozent auf 14'489,10 Punkte. Im SLI notieren 20 Titel im Plus und 10 im Minus.

Weiterhin stärkste Bluechips sind die Titel von Kühne+Nagel (+2,0%), die damit die Abgaben vom Vortag wieder wettmachen. Grossaktionär Michael Kühne steht weiterhin im Zentrum von Spekulationen um einen Bieterkampf um den Hamburger Hafenbetreiber HHLA, bei dem die Reederei MSC ein Kaufangebot für eine Minderheitsbeteiligung angekündigt hat.

Die Titel von Swiss Life (+1,2%) setzen ihren guten Lauf fort, während weitere Versicherungstitel wie Zurich und Swiss Re (beide +0,3%) moderat im Plus stehen. Weitere Avancen gibt es für die UBS-Aktien (+0,9% auf 23,44 Fr.), die am Vortag nach einer massiven Kurszielerhöhung durch die US-Investment Goldman Sachs auf 35 Franken fester geschlossen hatten.

Bei den Schwergewichten setzen Novartis (+0,8%) den guten Lauf der vergangenen Tage fort, während auch Roche (+0,7%) weiter zulegen. Erneut etwas verhaltener zeigen sich die Nestlé-Titel (+0,1%).

Schwach zeigen sich die zyklischen Titel von Adecco (-0,5%) oder der technologienahen Titel Logitech (-0,5%) und AMS Osram (-0,6%). Bei der Privatbank Julius Bär (-0,3%) wird weiterhin über einen Verkauf der italienischen "Problemtochter" Kairos spekuliert. Die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (-1,6%) dürften von den anhaltenden Sorgen um das China-Geschäft belastet werden.

tp/rw