--Powell unsicher hinsichtlich Zinssenkung in diesem Jahr

--Powell hält Zinsanhebung für eher unwahrscheinlich

--Bilanzabbau wird deutlich verlangsamt

(NEU: Zusammenfassung mit Aussagen des Fed-Chairman)

Von Hans Bentzien und Nick Timiraos

WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Notenbank hat ihre Leitzinsen am Mittwoch wie erwartet unverändert gelassen und dabei dürfte es angesichts enttäuschend hoher Inflationsraten vorerst auch bleiben. Wie die Federal Reserve mitteilte, hielt der Offenmarktausschuss (FOMC) den Leitzins in einer Spanne zwischen 5,25 und 5,50 Prozent, beschloss aber zugleich, das Tempo des Bilanzabbaus zu verringern. Fed-Chairman Jerome Powell deutete in seiner Pressekonferenz an, dass er eine Zinssenkung in diesem Jahr für keine sichere Sache hält, eine Zinsanhebung aber eher wenig wahrscheinlich ist.

"Es ist unwahrscheinlich, dass der nächste Zinsschritt eine Anhebung ist", sagte Powell in der Pressekonferenz nach der FOMC-Sitzung. Um die Zinsen anzuheben, brauche die Fed "überzeugende Anhaltspunkte" dafür, dass ihre Geldpolitik nicht straff genug sei. Aktuell gehe man davon aus, dass der Restriktionsgrad ausreichend sei. Eine Leitzinssenkung wiederum könnte Powell zufolge von einer unerwarteten Abschwächung des Arbeitsmarkts ausgelöst werden.

"Es gibt einen Pfad, der zu keiner Zinssenkung führt und es gibt einen Pfad, der zu einer Zinssenkung führt", sagte Powell. Er wisse nicht, welcher Pfad wahrscheinlicher sei. Er wissen auch nicht, ob die Fortschritte beim Inflationsrückgang in diesem Jahr ausreichend sein würden.

Der Fed-Chairman betonte die Entschlossenheit der Fed, die Inflation auf 2 Prozent zu senken. Er sagte aber auch, dass der operationelle Rahmen vorsehe, dass sich die Fed auf dasjenige ihrer beiden Mandate konzentriere, das weiter von seinem Ziel entfernt sei. "Bei einer Inflation von unter 3 Prozent konzentrieren wir uns auf die Beschäftigung", sagte Powell.

Der Markt rechnet damit, dass die Fed auch bei ihrer nächsten Sitzung Mitte Juni die Füße stillhalten wird, nachdem höhere Inflationsraten in den vergangenen Wochen die Aussichten auf eine Reihe von Zinssenkungen zunichte gemacht hatten.

Die Fed hatte die Leitzinsen 2022 rasch angehoben, um die Inflation zu bekämpfen, die ein 40-Jahres-Hoch erreicht hatte. Bis Juli vergangenen Jahres hatte sie die Zinsen in elf von zwölf Sitzungen erhöht.

Der Leitzins hat Einfluss auf andere Kreditkosten in der gesamten Wirtschaft, zum Beispiel für Hypotheken, Kreditkarten und Geschäftskredite. Nach Angaben von Freddie Mac lag der Zinssatz für 30-jährige Festhypotheken in der vergangenen Woche bei 7,17 Prozent, gegenüber 6,61 Prozent Ende vergangenen Jahres.

Höhere Zinssätze haben auch die Kosten der US-Regierung für Zinszahlungen auf die Staatsschulden von mehr als 27 Billionen Dollar in die Höhe getrieben. Diese Ausgaben sind auf dem besten Weg, die Verteidigungsausgaben in diesem Jahr zu übertreffen.

Unabhängig davon genehmigte die Fed Pläne zur Verlangsamung des laufenden Abbaus ihres 7,4 Billionen Dollar schweren Vermögensportfolios. Die Fed kann die Erlöse aus ihren Staatsanleihen bei deren Fälligkeit in neue Wertpapiere reinvestieren, aber seit 2022 lässt sie jeden Monat bis zu 60 Milliarden Dollar an Staatsanleihen aus dem Portfolio abfließen. Ab Juni wird sie diesen monatlichen Rückgang auf 25 Milliarden verlangsamen.

Powell sagte, dass er nun mit einem monatlichen Bilanzabbau (einschließlich Agency- und Hypothekenpapiere) von 40 Milliarden Euro rechne. Er betonte, dass diese Verlangsamung keine geldpolitische Lockerung darstelle.

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May 01, 2024 15:44 ET (19:44 GMT)