BERLIN (dpa-AFX) - Die schweren wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise werden immer deutlicher. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen in ihrem Frühjahrsgutachten voraus, dass die Arbeitlosenquote von 5,1 Prozent im März auf 5,9 Prozent in der Spitze steigen werde. Die Prognose soll an diesem Mittwoch offiziell vorgestellt werden. Die deutsche Industrie rechnet nach einer Umfrage des Ifo-Instituts in den kommenden drei Monaten mit einem massiven Rückgang der Produktion. Der Lufthansa-Konzern kündigte am Dienstag deutliche Einschnitte an. So werde er den Flugbetrieb seiner Tochter Germanwings nicht wieder aufnehmen. Unterdessen beraten die EU-Finanzminister über ein gemeinsames Rettungspaket.

WARNUNG VOR REZESSION MIT DEUTLICHEN FOLGEN FÜR ARBEITSMARKT

Die Corona-Krise wird führenden Wirtschaftsforschungsinstituten zufolge deutliche Spuren auf dem deutschen Arbeitsmarkt hinterlassen. In der Spitze werde die Arbeitslosenquote auf 5,9 Prozent und die Zahl der Kurzarbeiter auf 2,4 Millionen hochschnellen, heißt es im Frühjahrsgutachten der Institute. Es wird an diesem Mittwoch veröffentlicht und liegt der Deutschen Presse-Agentur bereits vor. Im Durchschnitt werden demnach die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um knapp eine Viertel Million auf 2,5 Millionen steigen, heißt es. Auswirkungen habe die Rezession auch auf die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, die im laufenden Jahr erstmals seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 sinken werden.

DRASTISCHER EINBRUCH DER INDUSTRIEPRODUKTION ERWARTET

Die deutsche Industrie rechnet nach einer Umfrage des Ifo-Instituts in den kommenden drei Monaten mit einem massiven Rückgang der Produktion. Im März sei der Index der Produktionserwartungen um 22,8 Punkte auf minus 20,8 Punkte abgesackt, teilte das Forschungsinstitut am Dienstag in München mit. Dies signalisiert eine Schrumpfung der Produktion und ist der schärfste Einbruch seit Beginn der Umfrage im Jahr 1991. Selbst in der Weltfinanzkrise habe der Index im November 2008 nur um 13,3 Punkte nachgegeben, hieß es weiter. Nach Ansicht der Wirtschaftsforscher könnte die tatsächliche Produktion der nächsten Monate noch stärker einbrechen, als der Index-Wert erwarten lasse.

ERHEBLICHE EINSCHNITTE BEI DER LUFTHANSA

Als Reaktion auf die Corona-Krise will der Lufthansa-Konzern seine Flotte deutlich verkleinern. Das Unternehmen gab am Dienstag in Frankfurt zudem bekannt, dass der Flugbetrieb der Kölner Tochter Germanwings nicht wieder aufgenommen wird. Dies war von den Gewerkschaften bereits befürchtet worden. Die weiteren Konsequenzen wolle man mit den Sozialpartnern besprechen, kündigte das Unternehmen an. Bei der Kerngesellschaft Lufthansa sollen dauerhaft 18 Langstreckenflugzeuge und elf Mittelstreckenjets am Boden bleiben.

EU-FINANZMINISTER BERATEN ÜBER RETTUNGSPAKET

Unter schwierigen Vorzeichen haben die EU-Finanzminister am Dienstag mit Beratungen über ein gemeinsames Rettungspaket gegen die Corona-Wirtschaftskrise begonnen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hoffte vorab zwar, dass eine Einigung auf drei "Instrumente der Solidarität" - den Eurorettungsschirm ESM, die Europäische Investitionsbank und Kurzarbeiterhilfen - gelingen werde. Streitbare Ansagen aus Italien, Frankreich und den Niederlanden dämpften aber die Erwartungen. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich Ende März über die Frage gemeinsamer Schuldenaufnahme zerstritten und die Finanzminister mit der Kompromisssuche betraut.

ETHIKRAT BEGRÜßT DEBATTE ÜBER LOCKERUNG DER BESCHRÄNKUNGEN

Der Deutsche Ethikrat hat die Debatte über eine Lockerung der massiven Beschränkungen im öffentlichen Leben wegen der Corona-Krise begrüßt. "Es ist zu früh, Öffnungen jetzt vorzunehmen. Aber es ist nie zu früh, über Kriterien für Öffnungen nachzudenken", sagte der Vorsitzende des beratenden Gremiums, der Theologe Peter Dabrock, am Dienstag in Berlin. Alles andere würde das notwendige Vertrauen der Bevölkerung nicht stärken.

MEHR ALS 100 000 NACHGEWIESENE INFEKTIONEN IN DEUTSCHLAND

In Deutschland sind bis Dienstagnachmittag mindestens 101 700 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert worden (Vortag: 97 800). Mindestens 1747 mit Sars-CoV-2 Infizierte starben den Angaben zufolge bislang bundesweit (Vortag: 1523). Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die neuesten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts haben in Deutschland rund 30 600 Menschen die Infektion überstanden.

FITNESS-ARMBÄNDER SOLLEN CORONA-ERKENNTNISSE BRINGEN

Das Robert Koch-Institut (RKI) will mit Hilfe von Fitness-Armbändern und Computeruhren neue Erkenntnisse zur Coronavirus-Ausbreitung in Deutschland gewinnen. Dafür veröffentlichte das RKI am Dienstag die App "Corona-Datenspende", die auf Daten aus den Geräten zugreifen kann. Die Nutzung der App sei freiwillig, betonte das RKI. Es will sich zunutze machen, dass Smartwatches und Fitness-Armbänder unter anderem den Ruhepuls sowie Informationen zum Schlaf und zum Aktivitätsniveau ihrer Nutzer aufzeichnen können.

SORGEN UM BRITISCHEN PREMIER JOHNSON

Der Gesundheitszustand des britischen Premierministers Boris Johnson auf der Intensivstation hat sich nach Regierungsangaben stabilisiert. Der 55-Jährige musste auch nicht an eine Beatmungsmaschine angeschlossen werden, wie sein Sprecher am Dienstag in London mitteilte. Dem Premierminister werde zwar Sauerstoff zugeführt, aber er "atmet selbstständig ohne jegliche Unterstützung". Er habe auch keine Lungenentzündung. Johnson war am Sonntag wegen lang anhaltender Corona-Beschwerden in das St. Thomas' Hospital in London gebracht worden.

MILLIONENBETRUG MIT GESICHTSMASKEN

Einen international angelegten, millionenschweren Betrug mit nicht existierenden Gesichtsmasken haben Ermittler in Bayern aufgedeckt. Geschädigte seien zwei Vertriebsfirmen mit Sitzen in Hamburg und Zürich, teilte die Staatsanwaltschaft Traunstein am Dienstag mit. Sie sollten rund 10 Millionen Masken für knapp 15 Millionen Euro für das Land Nordrhein-Westfalen beschaffen. Als die Masken nicht ankamen, habe der deutsche Geschäftsführer der beiden Unternehmen Anzeige erstattet. Die vorab gezahlten Gelder wurden den Angaben zufolge weitgehend gesichert.

KUNSTAUKTION ZUGUNSTEN DES PFLEGEPERSONALS IN FRANKREICH

Bei einer Versteigerung für das französische Pflegepersonal, das seit Wochen gegen die Corona-Pandemie kämpft, sind 2,4 Millionen Euro erzielt worden. Insgesamt kamen 370 Lose unter den Hammer, wie das Pariser Auktionshaus Piasa am Dienstag bestätigte. Den Höchstpreis mit 207 000 Euro erzielte ein Gemälde der zeitgenössischen Künstlerin Claire Tabouret.

SOPRANISTIN PROHASKA SINGT SICH BEI BALKONKONZERT FAST HEISER

Bei einem Corona-Konzert auf dem Balkon ihrer Wohnung in Berlin ist die berühmte Koloratursopranistin Anna Prohaska von ihren Nachbarn gefeiert worden. "Ich habe das dankbarste Publikum überhaupt vorgefunden. Die Menschen haben mir zugerufen, ein Lied nach dem anderen zu singen, bis ich am Ende schon fast heiser war", sagte die Sängerin in einem Videogespräch mit dem Leiter der Festspiele Europäische Wochen Passau, Carsten Gerhard.

SCHLECHTE AUSSICHTEN FÜR FUßBALLFANS

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet sieht keine Chance, in den nächsten Wochen zu einem normalen Spielbetrieb in der Fußball-Bundesliga zurückzukehren. "Eines ist klar: Ich kann mir für diese Saison keine Spiele mit Publikum mehr vorstellen", sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Düsseldorf. "Bis zum Sommer - Minimum - werden wir Spiele ohne Publikum haben - wenn wir überhaupt Spiele haben."/sk/DP/jha