KÖLN (dpa-AFX) - Der Medien- und Werbekonzern Ströer hat sich breit aufgestellt. Im traditionellen Geschäft mit der Außenwerbung will sich der Werbevermarkter auf seine Stärke konzentrieren - Gerüchte über den Einstieg großer Player verunsichern die Kölner kaum. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI STRÖER:

Ströer ist für seine großformatigen Werbetafeln und -säulen an Bahnhöfen oder in Einkaufsstraßen bekannt. Doch der Werbevermarkter hat sich neben seinem Kerngeschäft noch zwei weitere Standbeine aufgebaut, die das Wachstum der Gruppe ankurbeln sollen. So erweitert der Werbekonzern den Telefon- und Direktvertrieb, darunter Call-Center, durch Zukäufe. Der Ausbau dieser Sparte wurde unter anderem durch den Kauf der Unternehmen Avedo und Ranger im vergangenen Jahr vorangetrieben. In den ersten sechs Monaten steuerte der Bereich mit 174 Millionen Euro fast ein Viertel zum Konzernumsatz bei. Zuletzt kaufte Ströer Ende August den Chat-Softwareanbieter Optimise-it für einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag.

Außerdem vermarktet und betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben mehrere tausend Webseiten und besitzt Internetportale wie T-Online, die Nachrichtenseite Watson.de, das Spieleportal Giga.de und den Statistikanbieter Statista - sie machen die "Content Media" genannte Sparte aus.

Im Kerngeschäft mit der Außenwerbung gibt es immer wieder Gerüchte über den Einstieg großer Rivalen wie etwa Google. Doch Ströer beschwichtigt, da Verträge in diesem Bereich lange Laufzeiten hätten und neuen Playern somit der Zutritt erschwert werde.

Der Werbevermarkter will sich auf den heimischen Markt konzentrieren. Anfang Oktober verkauften die Kölner auch ihre Geschäfte in der Türkei, da man dort "eine zunehmende Eintrübung der wirtschaftlichen Gesamtsituation" sehe, wie Unternehmensgründer und Co-Vorstandschef Udo Müller sagte. Der Transaktionswert lag bei rund 15 Millionen Euro.

Müller bestätigte zuletzt die Prognosen für das laufende Jahr: Der Konzernumsatz soll um rund ein Fünftel auf 1,6 Milliarden Euro steigen, das bereinigte Ebitda auf 535 Millionen Euro klettern. Dazu soll vor allem das Dialogmarketing beitragen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Von elf im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten raten acht zum Kaufen und drei zum Halten der Papiere. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate liegt bei 66,64 Euro.

Besonders optimistisch ist die Privatbank Hauck & Aufhäuser, die der Aktie ein Aufwärtspotenzial von mehr als 60 Prozent zuschreibt. Analyst Pierre Gröning befürwortet die Türkei-Entscheidung, da sich der Rückzug aus diesem Geschäft ihm zufolge positiv auf die Ergebnisse auswirken dürfte. Auf dem aktuellen Niveau biete die Aktie angesichts der guten Perspektiven eine Einstiegsgelegenheit. Sein Ziel für das Papier beträgt 76 Euro.

Die Analysten der US-Bank JPMorgan haben ihr Kursziel hingegen um 30 Euro auf 55 Euro gekappt, aber auf "Overweight" belassen. Was das Außenwerbegeschäft angeht, sind die Experten zwar weiterhin optimistisch, jedoch dürfte die konjunkturelle Unsicherheit für einen schwankenden Aktienkurs sorgen, schätzen sie. Der Aktie des Mitbewerbers JCDecaux zieht Analyst Marcus Diebel das günstigere Ströer-Papier aber vor.

Bezüglich neuer Player im Außenwerbemarkt rechnet Diebel mit nicht allzu großen Problemen für Ströer. Wegen der Langzeitverträge in diesem Bereich dürften neue Marktteilnehmer eher zu Partnerschaften mit etablierten Kräften tendieren, schätzt er.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Nachdem die Aktie bis Ende 2015 einen steilen Aufschwung hingelegt hatte, ging es in den folgenden Jahren auf und ab. Binnen drei Jahren büßten die Papiere rund 13 Prozent ein. Aufregung verursachte 2016 der US-Hedgefonds Muddy Waters. Er machte dem Unternehmen schwere Vorwürfe und setzte mit Leerverkäufen auf fallende Kurse. Ströer wehrte sich und wandte sich an die Finanzaufsicht Bafin, die den Fall an die Frankfurter Staatsanwaltschaft übergab.

Seit dem im Februar erreichten Rekordhoch bei 66,40 Euro hat der Aktienkurs um fast ein Drittel nachgegeben. Zuletzt machten das Türkei-Geschäft und die mögliche Google-Konkurrenz bei der Außenwerbung die Anleger nervös.

Mit den neuen Index-Regeln musste Ströer den MDax Ende September verlassen und ist nun nur noch im SDax der kleineren Unternehmen gelistet. Das 2010 an die Börse gebrachte Unternehmen wurde zuletzt mit rund 2,6 Milliarden Euro bewertet./elm/tav/he