Die Forschung im Bereich Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen soll eingestellt werden, wie der neue Firmenchef Paul Hudson im Vorfeld eines Investorentags am Dienstag ankündigte. Es sei zunehmend schwierig, bahnbrechende Innovationen zu entwickeln, erklärte Hudson, der erst im September von der Schweizer Novartis zu Sanofi gewechselt war. Der Konzern müsse aber effizient sein und seine Möglichkeiten in erfolgversprechenden Bereichen einsetzen. "So schwierig diese Entscheidung auch ist, wir fällen sie." Im Gegenzug soll etwa das Geschäft mit Krebsmedikamenten ausgebaut werden.

Sanofi hat den Markt für Insulin fast zwei Jahrzehnte lang dominiert. Das Auslaufen von Patenten führte jedoch zu schrumpfenden Umsätzen, die das Unternehmen belasten. Von der Aufgabe der Forschung ist vor allem der Standort Frankfurt betroffen, eines der größten Werke von Sanofi. Dort ist die Insulin-Forschung angesiedelt und hat auch ihre Wurzeln. Der deutsche Pharmakonzern Hoechst - der sich 1999 mit Rhone-Poulenc zur Aventis zusammenschloss, die 2004 wiederum von Sanofi-Synthelabo übernommen wurde - erhielt 1923 die erste Lizenz zur Herstellung von Insulin in Deutschland. Hoechst war auch das erste europäische Unternehmen, das Insulin industriell herstellte. 1999 begann im Werk Frankfurt-Höchst die gentechnische Produktion von Humaninsulin.

In Frankfurt-Höchst beschäftigt Sanofi 7500 Mitarbeiter, davon rund 1300 in der Forschung. Wie viele davon in der Diabetes-Forschung tätig sind, konnte eine Sprecherin von Sanofi Deutschland nicht beziffern. Welche Auswirkungen die Neuausrichtung auf den Standort habe, werde in den nächsten Monaten erarbeitet, sagte sie. Die Forschung an Medikamenten für Zuckerkranke wurde aber bereits wegen des Preisdrucks in dem Geschäft zurückgefahren.

Sanofi will nun unter anderem sein Geschäft mit Krebsmedikamenten verstärken, mit denen sich hohe Preise erzielen lassen. Die Franzosen kaufen für rund 2,5 Milliarden Dollar das kalifornische Biotechunternehmen Synthorx, wie Sanofi erst am Montag bekanntgab. Im Fokus sollen zudem das Impfstoffgeschäft sowie das Hautmedikament Dupixent, von dem sich Sanofi Spitzenumsätze von mehr als zehn Milliarden Euro verspricht, stehen. Firmenchef Hudson will Investoren am Dienstag weiter über seine strategischen Pläne informieren. Bis 2022 sollen zwei Milliarden Euro eingespart werden. Der bislang auf fünf Säulen aufgebaute Konzern soll künftig aus drei Bereichen bestehen. Das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (OTC) soll als eigenständiger Bereich gelten.