Zürich (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom publiziert am Donnerstag, 2. November, die Neunmonatszahlen 2017. Insgesamt haben sechs Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

9Mte 2017E
(in Mio CHF)    AWP-Konsens   9Mte 2016A   

Nettoumsatz       8'558         8'643       
EBITDA            3'327         3'307       
EBIT              1'742         1'691       
Reingewinn        1'229         1'197       


Q3 2017E
(in Mio CHF)    AWP-Konsens    Q3 2016A   

Nettoumsatz       2'868         2'874       
EBITDA            1'069         1'080       
EBIT                539           556        
Reingewinn          390           409       

FOKUS: Die Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass der Umsatz in den ersten neun Monaten um 1% gesunken ist. Beim EBITDA und Reingewinn wird dagegen mit Kennzahlen leicht über dem Vorjahr gerechnet, wobei der Vergleich bei diesen Zahlen wegen Einmaleffekten (z.B Einnahmen aus Rechtsverfahren) schwierig ist.

Das Hauptinteresse richtet sich abgesehen davon darauf, wie sich die Nummer eins auf dem Schweizer Telekommarkt im härter gewordenen Heimmarkt schlug. Konkret werden etwa Angaben zur neuen Bündel-Produktpalette "inOne" erwartet. Mehr als fraglich ist allerdings laut Analysten, ob die Swisscom damit die wegbrechenden Einnahmen aus der Festnetztelefonie kompensieren konnte. Dieses Geschäft leidet darunter, dass immer mehr Kunden wegen unlimitierter Mobilfunkangebote auf einen Festnetzanschluss verzichten. Beim Firmenkundengeschäft hoffen manche Experten auf eine leichte Erholung.

Abgesehen davon richtet sich der Fokus auf die Zahlen der Italientochter Fastweb, die mit einem klaren Wachstum für das Erreichen des Jahres-Umsatzzieles eine wichtige Rolle spielt. Rückenwind gibt dabei derzeit auch der stärkere Euro.

Ein Update wird zu den geplanten Sparmassnahmen erwartet. Die Kostenbasis soll bekanntlich bis 2020 um 300 Mio CHF gesenkt werden. Konkret sollen im laufenden Jahr bis zu 500 Stellen gestrichen werden. Laut den Angaben fielen im ersten Halbjahr bereits 400 Stellen weg.

Eine Überraschung wäre es, sollte es zu einer Anpassung der Jahresziele kommen. Denn CFO Mario Rossi hatte erst vor rund anderthalb Wochen erklärt, dass das dritte Quartal "planmässig" verlaufen sei.

ZIELE: Für das Gesamtjahr geht die Swisscom von einem Nettoumsatz von rund 11,6 Mrd, einem EBITDA von rund 4,3 Mrd CHF sowie Investitionen von rund 2,4 Mrd aus. Angehoben wurde bei der Präsentation der Halbjahreszahlen die EBITDA-Prognose, was mit einer Entschädigung aus einem Rechtsstreit in Italien begründet wurde. Davor waren rund 4,2 Mrd in Aussicht gestellt worden. Falls die Ziele erreicht werden, soll der Generalversammlung eine unveränderte Dividende von 22 CHF pro Aktie vorgeschlagen werden.

PRO MEMORIA: CFO Rossi hatte Dividendenfantasien im Oktober einen Dämpfer versetzt. "Wenn ich unsere Pläne mit jährlich 500 bis 600 Mio CHF Investitionen in moderne Glasfasertechnologien anschaue, erwarte ich für die nächsten Jahre keine Erhöhung", sagte er gegenüber der "Finanz und Wirtschaft".

Rossi äusserte sich im Interview ausserdem zum italienischen Markt. Dort wird derzeit der Markteintritt des französischen Anbieters Iliad erwartet, der als Preisbrecher bekannt ist. Auch Fastweb habe reagiert und das Mobilfunkangebot auf Basis des Vertrags mit Telecom Italia attraktiver gemacht, sagte Rossi. Zudem habe Fastweb 27% Marktanteil bei den Geschäftskunden und wachse auch in diesem Segment. Fastweb sei damit "nicht nur von der Entwicklung im Massenmarkt abhängig".

Der Bundesrat stellte im September seinen Vorschlag zur Revision des Fernmeldegesetzes vor. Er möchte im Fall eines Marktversagens vorschreiben können, dass der Zugang zum Teilnehmeranschluss technologieneutral ausgestaltet werden muss. Marktbeherrschende Anbieter müssten den Zugang nicht nur zu Kupferanschlussleitungen, sondern auch zu Glasfaserkabeln gewähren. Die Swisscom kritisierte diese Änderung in einer Mitteilung als "unnötig und schädlich". Begründung: "Swisscom investiert jährlich rund 1,7 Mrd CHF und trägt somit den Grossteil aller Investitionen in die Schweizer Telekominfrastruktur." Grosse Investitionen würden nur getätigt, wenn die Aussicht bestünde, für diese im Markt angemessen entschädigt zu werden. Im Gegensatz zur Swisscom begrüssten die anderen grossen Anbieter den Entscheid.

Ein Thema blieb in den letzten Wochen auch der Knatsch um TV-Live-Sportrechte. So wurde im September bekannt, dass UPC wegen der Vergabe der Fussballrechte eine Klage gegen die Fussball-Nationalliga und gegen Swisscom erwägt. Das sagte UPC-Chef Eric Tveter der "SonntagsZeitung".

Unter Druck steht die Swisscom auch von anderer Seite. So kündigte die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) im August eine Strafanzeige wegen Anrufen auf die Combox von Abo-Kunden im Ausland an. Der Telekomkonzern habe über Jahre Roaminggebühren verrechnet, die gar nicht angefallen seien, hiess es zur Begründung. Die Swisscom wies die Vorwürfe zurück.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Papiere haben sich in den letzten Monaten wieder besser geschlagen und erstmals seit Frühling 2016 die 500-CHF-Marke übertroffen. Seit Anfang Jahr summieren sich die Gewinne auf knapp 10%.

Homepage: www.swisscom.ch

yl/rw