"Ich sehe keinen Grund, den Zeitplan infrage zu stellen", sagte Homann am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Er rechne nicht mit Verzögerungen, erklärte jedoch gleichzeitig: "Aber auf hoher See und vor Gericht kann man auch nichts ausschließen." Ein umfangreiches 5G-Netz gilt als Voraussetzung für das autonome Fahren, der Vernetzung von Maschinen in der Industrie und das "Internet der Dinge". In China und den USA ist der Aufbau der 5G-Netze längst im Gange.

Netzbetreiber und andere Beteiligte warten derzeit mit Spannung auf den endgültigen Vorschlag der Bundesnetzagentur zu den Vergabebedingungen. Ursprünglich sollte der Entwurf Anfang der Woche an den aus Mitgliedern des Bundestags und -rats bestehenden Beirat der Bonner Behörde verschickt werden. Das ist noch nicht passiert. Trotzdem wollen sich die Vertreter am 26. November zu den allerletzten Beratungen treffen. Die Auktion ist dann für Frühjahr geplant.

STREIT UM NEUEINSTEIGER UND AUSBAUVERPFLICHTUNGEN

Seit der Veröffentlichung des vorläufigen Entwurfs für die Frequenzvergabe im Sommer gab es zahlreiche unterschiedliche Veränderungsvorschläge seitens der Politik und Netzbetreiber. Kürzlich erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie wolle vor allem Ausbauziele vorgeben, damit nicht nur in Ballungsgebieten investiert werde. Der größte europäische Telekomkonzern, die Deutsche Telekom, wiederum lief gegen ein "politisches Wetteifern" bei den Versorgeverpflichtungen Sturm und sprach sich vehement gegen National Roaming aus, bei dem Mobilfunkkunden das Netz eines Konkurrenten nutzen, wenn das Angebot ihres eigenen Betreibers zu schlecht ist.

Homann sagte nun, die Vergabebedingungen sähen zwar Erleichterungen für Neueinsteiger vor wie beispielsweise weniger strenge Versorgungsauflagen. Trotzdem müsse ein neuer Konkurrent mit den etablierten Netzbetreibern wie Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland in Verhandlungen über Roaming-Bedingungen treten. Bei mangelnder Einigungsbereitschaft sei die Bundesnetzagentur bereit, als eine "Art Schiedsrichter" die Verhandlungen zu unterstützen, sagte Homann, der der Bonner Behörde seit 2012 vorsteht. Darauf setzt unter anderem der Internet- und Mobilfunkanbieter United Internet, der lautstark über eine Beteiligung an der Auktion nachdenkt.

Im Gegensatz zur letzten UMTS-Versteigerung im Jahr 2000 will die Bundesnetzagentur diesmal die Wirtschaft mit sogenannten lokalen Frequenzen versorgen. "Damit geben wir ein wichtiges Signal für 5G-Anwendungen in Unternehmen und für die Industrie 4.0, beispielsweise die automatisierte Fabrik", sagte Homann. Die Vergabe soll vor der eigentlichen Auktion erfolgen. Interesse haben unter anderen schon Dax-Konzerne wie Daimler, Volkswagen, Siemens und BASF signalisiert.

HOMANN - AUSSCHLUSS VON NETZWERKAUSRÜSTERN NICHT MÖGLICH

Mit Verweis auf Sicherheitsrisiken wurde dem weltgrößten Netzwerkausrüster Huawei in diesem Jahr eine Beteiligung am Aufbau des 5G-Netzes in Australien untersagt. Auch in den USA sind die Chinesen von den meisten Geschäften ausgeschlossen. Beide Länder fürchten, mit von Huawei gebauten Netzen anfälliger für chinesische Spionage zu sein. Auch in Deutschland gibt es solche Bedenken. Vor allem hinter den Kulissen machen einige Politiker Druck, über einen Ausschluss nachzudenken. Homann hält seine Behörde für nicht zuständig: "Ich sehe keine Möglichkeit im Rahmen der Versteigerung bestimmte Netzwerkausrüster auszuschließen." Soweit es berechtigte Sorgen gebe, sei es Aufgabe der Netzbetreiber und der Aufsichtsbehörden, für ein "Maximum an Sicherheit" zu sorgen.

Bei der Auktion in Deutschland stehen Frequenzen im 2-Gigahertz-Band sowie im 3,6-Gigahertz-Band zur Zuteilung, die über Jahrzehnte vergeben werden. Den Zuschlag erhält der Höchstbietende. Die Netzbetreiber haben sich dafür ausgesprochen, nicht sofort zahlen zu müssen.